Alessandro Urzì, ehemaliger Redakteur der Tageszeitung A. Adige, der
- 1998 erstmals für Alleanza Nazionale in den Landtag gewählt worden war;
- 2008 für den Popolo delle Libertà von Silvio Berlusconi im Landesparlament bestätigt wurde;
- 2010 mit Gianfranco Fini in dessen neugegründete Partei Futuro e Libertà per l’Italia wechselte;
- 2013 seine eigene Partei Alto Adige nel Cuore gründete, für die er nach wie vor im Landtag sitzt;
- Mitglied des Movimento Nazionale per la Sovranità ist;
- gerade eine Annäherung an Fratelli d’Italia von Giorgia Meloni vollzieht und somit hinter die Wende von Fiuggi zurückkehren würde;
bestätigt sich nicht nur als
- begnadeter Springer und
- Experte für offene Partizipationsprozesse
sondern auch als ausgewiesener Kunstkenner, -liebhaber und Zensor. Er war es, der 2006 mit einer Eingabe an die Staatswanwaltschaft dafür gesorgt hatte, dass ein im Museion ausgestelltes Kunstwerk von Goldschmied & Chiari beschlagnahmt wurde. Das Gericht befand die böse Installation, in deren Rahmen die italienische Hymne vom Geräusch einer Klospülung überlagert wurde, dann aber als harmlos. Vor rund einem Jahr machte dann Urzìs Parteikollege Antonio Bova (AAnC) eine Eingabe, um das Mussolinierelief am Bozner Gerichtsplatz vor der Installation einer historisierenden Leuchtschrift zu bewahren.
Und nun schlägt Urzì wieder persönlich zu: Wie er auf seinem Facebook-Profil bekanntgibt, wird er gegen die Ausstellung »Hämatli und Patriæ« mit einer Landtagsanfrage und — dreimal dürft ihr raten — mit einer Eingabe an die Staatsanwaltschaft einschreiten. Diesmal lautet die ‘Anklage’ auf Verunglimpfung der italienischen Flagge, schuldig ist wieder das Museion.
Ein Künstler (Filippo Berta) hatte sich erdreistet, in einem Kunstmuseum ein Kunstwerk (Homo homini lupus von 2011) auszustellen, in dem er sich mit dem Rechtsstaat und dem Naturgesetz beschäftigt. Hierzu zeigt er ein Video mit mehreren Wölfen, die sich um eine italienische Flagge streiten und sie dabei zerstören.
Das geht natürlich zu weit! Die Freiheit der Kunst in Ehren, doch nur, solange es nicht um die Hymne, die heilige Flagge, die blutgetränkte Grenze, die unantastbaren Ortsnamen von Tolomei, die Unteilbarkeit des Staates, Mussolinis Reliefs und Denkmäler, martialische Straßen- und Platzbezeichnungen oder um das Militär geht. Wo kämen wir da hin?
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