Vor geraumer Zeit hatte ich die Schokoladenmanufaktur Rubner in Bruneck angeschrieben, um sie dazu anzuregen, in ihrer Herkunftsbezeichnung anstatt des trennenden »A. Adige« das einschließende »Sudtirolo« zu benutzen. Dieser Hinweis wurde von den Verantwortlichen jedoch mit dem Hinweis abgewiesen, man wolle keine Politik machen. Eine verblüffende Begründung, denn warum sollte »A. Adige« weniger politisch sein als »Sudtirolo« — und: ist eine positive, einschließende »Politik« nicht eine Auszeichnung für ein Unternehmen? Zahlreiche Großkonzerne beispielsweise haben seit langem entdeckt, dass Ethik, Umweltbewusstsein oder sozialpolitisches Engagement ein Mehrwert sind, der durchaus Vorteile bringt.
Inzwischen habe ich bemerkt, dass die Schokoladenmanufaktur bei neuen Produkten, beispielsweise einer Streichschokolade, neben Deutsch und Italienisch auch die englische Sprache benutzt — und seitdem »A. Adige« vor »Südtirol« auf den Etiketten prangt. Ganz unpolitisch. Und hierbei stehen die Brunecker nur stellvertretend für Dutzende anderer Südtiroler Firmen, die genauso handeln.
Sinn und Zweck dieses Verhaltens erschließen sich mir nicht. Im Südtirol-Marketing wird der Name »Südtirol« durch Werbekampagnen und das Qualitätszeichen seit Jahrzehnten im In- und Ausland etabliert. »A. Adige« ist eine Bezeichnung, die uns nach wie vor von außen aufgezwungen wird. Sie ist entstanden, um jeden Hinweis auf Tirol auszulöschen und erfüllt diesen Zweck im Italienischen nach wie vor. Doch nur öffentliche Institutionen sind dazu verpflichtet, diese Bezeichnung zu benutzen. Wenn Unternehmer also weiterhin daran festhalten, gegen jede Marktlogik den Namen »Sudtirolo« abzulehnen, und lieber mit »A. Adige« im gesamtstaatlichen Einheitsbrei unterzugehen, kann ich nicht anders, als ihnen politische Motivation oder — im besten Falle — Ignoranz zu unterstellen.
Cëla enghe: 01
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