Normalerweise droht dem faschistischen Gebauten der Verlust durch Zerstörung, Wegnahme oder Verhüllung. Der Bozner Weg des dekonstruktiven Umgangs impliziert eine Form demokratisch-aufgeklärter Gelassenheit, die mit “Mut” annähernd beschrieben werden kann.
Hannes Obermair, Bozner Stadtarchivar und Historiker, in einem Interview* über das Siegesdenkmal, an dessen Umgestaltung er beteiligt war.
Könnte man die genannte »Gelassenheit« in einer Stadt, in der
- ein »Friedensplatz« auf Wunsch der Bevölkerungsmehrheit in einen martialischen »Siegesplatz« rückbenannt werden musste;
- Neofaschistinnen auf dem Vormarsch sind und seit wenigen Jahren wieder im Gemeinderat sitzen;
- ebendiese Neofaschistinnen die von Obermair mitgestaltete Ausstellung über das Denkmal und den Faschismus gutgeheißen haben und
- das Siegesdenkmal nach wie vor als Kulisse für die Verherrlichung ihrer menschenfeindlichen Ideologie nutzen;
eventuell auch annähernd mit »fehlendem Mut« beschreiben?
Ich denke, dass die Einordnung (Mut/Mutlosigkeit) nur im gesellschaftlichen und politischen Kontext erfolgen kann. Und immerhin war man zumindest der Meinung, den Eingriff im Vorfeld geheimhalten zu müssen, um ihn nicht an politischem Widerstand scheitern zu lassen — was nicht gerade für Courage spricht.
*) Salto in Zusammenarbeit mit der Fachabteilung Museen der Autonomen Provinz Bozen
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