Soweit ich das überblicken kann, hat bisher nur Salto über den geharnischten Brief berichtet, den der Südtirol-Unterausschuss im österreichischen Nationalrat an den Südtiroler Landeshauptmann geschickt hat. Es geht da um einen für die Südtirolautonomie beschämenden diplomatischen Unfall, der darin besteht, dass die Abgeordneten, die sich tagein tagaus mit unserem Land (und der vom Gruber-Degasperi-Abkommen ausgehenden Schutzfunktion Österreichs) befassen, nicht zu den offiziellen Feierlichkeiten zum 70. Jubiläum des Pariser Vertrags eingeladen wurden.
Der Wortlaut des Briefs:
Wien, den 21. September 2016
Betreff: Nichteinladung des parlamentarischen Südtirol-Unterausschusses zur Festveranstaltung “70 Jahre Gruber-De-Gasperi-Abkommen”
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann Dr. Kompatscher, lieber Arno!
Der Südtirol-Unterausschuss im Österreichischen Parlament ist als politisches Gremium laufend und umfassend bemüht, die Interessen und Wünsche von Südtirol zu vertreten. Zudem gibt es einen laufenden und intensiven politischen Austausch, zu aktuellen und politischen Themen.
Mit Verwunderung und Enttäuschung mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass wir zur Festveranstaltung 70 Jahre Gruber De Gasperi Abkommen (sic) nicht eingeladen wurden. An mich als Ausschussobmann sind die Südtirolsprecher der im Parlament vertretenen Parteien herangetreten und haben nachgefragt, wieso wir zu dieser Festveranstaltung nicht eingeladen wurden, war doch das Gruber-De-Gasperi-Abkommen ein Vertrag zwischen Italien und Österreich. Noch im Juni 2016 wurde den Mitgliedern des Südtirol-Unterausschusses eine Teilnahme avisiert. Es sei uns daher erlaubt, von Ihnen Herr Landeshauptmann eine Aufklärung über die Gründe unserer Nichteinladung zu erfragen.
Mit freundlichen Grüßen für den Südtirol Unterausschuss (sic)
Der Obmann Abg. z. NR Hermann Gahr
Die Obmann Stv.: (sic)
Abg. z. NR Werner Neubauer
Abg. z. NR Hermann Krist
Abg. z. NR Georg Willi
Nachdem dieses Schreiben politischen Gepflogenheiten entsprechend bereits »diplomatisch« formuliert ist, kann man sich leicht ausmalen, welche Verärgerung über diese regelrechte Düpierung bei den Mitgliedern des Südtirol-Unterausschusses herrscht.
Ich frage mich, wie ein derart offensichtlicher Fauxpas (mit vorhersehbaren Folgen) überhaupt passieren konnte. Sind unsere großen Autonomisten an der Landesregierung außerstande, wenigstens im Rahmen der Autonomie das Nötigste zu leisten, um dem Ansehen unseres Landes — und der Autonomie selbst — nicht zu schaden?
Offenbar nicht. Denn sogar noch die von Salto kolportierte Ausrede aus dem Büro des Landeshauptmanns, die räumlichen Gegebenheiten hätten einfach nicht für mehr Personen Platz geboten, klingt påtschat — und eher nach einem weiteren Fettnapf, als nach einer diplomatisch klugen Entschuldigung.
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