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»Ihr vom völkischen Lager…«

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ai

Mamma mia! Ihr vom völkischen Lager seid echt nicht mehr zu retten.

Maximilian Benedikter (Gründungsmitglied von Salto, Spitalsarzt, Mitglied im F100) mir gegenüber (hier). Einen Nazi — wenn auch verklausuliert, wie diesmal — hatte mich schon länger niemand genannt.

Was ist passiert? Ich hatte mich erdreistet, darauf hinzuweisen, dass die Ablehnung von Roland Langs Plakaten (»il Sudtirolo non è Italia«) durch den römischen Plakatierungsdienst aufgrund eines Maßstabs (nämlich mit der Begründung, dass der Inhalt falsch sei) erfolgt ist, bei dessen konsequenter Anwendung man wohl auch die meisten Werbekampagnen ablehnen müsste.

Dafür also das

Mamma mia! Ihr vom völkischen Lager seid echt nicht mehr zu retten.

Wenn ich mich gegen ein Burkaverbot ausspreche, bin ich dann wohl auch ein Islamist (oder gar Dschihadist). Schade, dass in Südtirol selbst — oder gerade — gebildeten Menschen die grundlegendste Abstraktions- und Differenzierungsfähigkeit abhanden kommt, wenn es im weitesten Sinn ums Thema »Selbstbestimmung« geht.

Wie sonst könnte man jemanden dem »völkischen Lager« zuordnen, der die Überwindung des Ethnizismus, die Multikulturalität, die Aufnahme von Flüchtlingen, die Gleichstellung von Homo- und Anderssexuellen (…) befürwortet?

Vielleicht sollten sich die Selbstgerechten auch mal fragen, ob ihr blindes Festhalten am Nationalstaat nicht eher etwas Völkisches an sich hat, als die Forderung nach seiner Überwindung.

Und: Nein, ich halte Langs Kampagne auch nicht für besonders hilfreich. Ihm deshalb das Recht auf freie Meinungsäußerung zu verwehren, ist aber mindestens (!) genauso schlimm.

Cëla enghe: 01 02 03



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Comentârs

29 responses to “»Ihr vom völkischen Lager…«”

  1. Jim avatar
    Jim

    voll deiner Meinung!

  2. mika avatar
    mika

    Wieso? Ist doch das, was einem allenthalben passiert, auch hier auf bbd in den Kommentaren: Nur weil man darauf hinweist, dass ein Argument nicht stark ist/nicht überzeugt/fehlerhaft ist, wird schon unterstellt, dass man die Gegenseite vertritt.

    Weil du also darauf hinweist, dass das Verbot nicht vernünftig begründet ist, wird 1. angenommen, dass du gegen das Verbot bist und dann 2. dass du sogar für die verbotene Sache bist.

    1. pérvasion avatar

      Nur weil man darauf hinweist, dass ein Argument nicht stark ist/nicht überzeugt/fehlerhaft ist, wird schon unterstellt, dass man die Gegenseite vertritt.

      Ja? Wo denn? Außerdem kennt Herr Benedikter BBD, weshalb seine Unterstellung umso absurder ist.

  3. max avatar
    max

    Hilfe! Bitte steinigt mich (medial)!!
    Das ist aber eine feine Art. Wusste nicht, dass der bbd-Blog ad personam reagiert.
    Tut mir leid, auf solche Spielchen lasse ich mich nicht ein.
    Sendepause.

    1. pérvasion avatar

      Ich sehe nicht, was daran falsch sein sollte, eine öffentlich (und unter Angabe von Vor- und Nachnamen) gemachte Aussage öffentlich zu thematisieren. Mit einer Steinigung hat das schon gar nichts zu tun (auch nicht im übertragenen Sinn).

  4. gorgias avatar
    gorgias

    Zum Glück gibt es Denkschablonen sonst müsste man selber Denken.

    1. pérvasion avatar

      Um Missverständnisse zu vermeiden: Auf wen/was genau beziehst du dich?

      1. gorgias avatar
        gorgias

        @pérvasion

        Mamma mia! Ihr vom völkischen Lager seid echt nicht mehr zu retten.

      2. gorgias avatar
        gorgias

        Ja, dann muss ich es wohl nochmals erklären: Meine Wertung bezieht sich auf die Aussage von Maximilian Benedikter.
        Ich finde es wirklich mühselig, dass jedes mal, wenn jemand vom bbd einen Gedanken äußert, der nicht mit den Positionen der Südtiroler Grünen konform geht, man reflexartig versucht alles gleich in die rechte Schublade zu stecken.

  5. @schierhangl avatar
    @schierhangl

    Einen Nazi — wenn auch verklausuliert, wie diesmal — hatte mich schon länger niemand genannt.

    pervasion

    Sehe nicht, dass Benedikter die Kennzeichnung “Nazi” verwendet.

    Das Sommerloch sollte bald zu Ende sein, meine Herrren!

    1. pérvasion avatar

      Sehe nicht, dass Benedikter die Kennzeichnung “Nazi” verwendet.

      Verklausuliert ist verklausuliert ist verklausuliert. Auch wenn in diesem speziellen Fall (völkisches Lager) nicht sehr verklausuliert.

      1. @schierhangl avatar
        @schierhangl

        Über #Verklausulierung und #Kleingedrucktes
        Jeder Nationalist ist also ein Nazi, oder was?

      2. pérvasion avatar

        Jeder Nationalist ist also ein Nazi, oder was?

        Woraus schlussfolgerst du denn das schon wieder?

      3. @schierhangl avatar
        @schierhangl

        Völkisch=Nationalist=Nazi?

      4. pérvasion avatar

        Als völkisch bezeichnet man eine radikal-nationalistische Einstellung, die die Menschengruppe, zu der man sich zugehörig fühlt, das eigene “Volk” verabsolutiert und als (ethnisch) reine Gemeinschaft definiert. Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlangte die Völkische Bewegung großen politischen Einfluss, sie war ein Wegbereiter des Nationalsozialismus. Bis heute sind die Völkischen eine wichtige Strömung des Rechtsextremismus.

        Bis heute spielt die völkische Strömung im deutschen Rechtsextremismus eine wichtige Rolle. Teile der NPD können ihr zugeordnet werden, aber auch Gruppen wie die lange Jahre vom NPD-Vize Jürgen Rieger geführte Artgemeinschaft oder die Artamanen, die vor allem in Mecklenburg-Vorpommern an die Tradition völkischer Siedler anzuknüpfen versuchen.

        Bundeszentrale für politische Bildung.

        Völkisch und nationalistisch sind keine Synonyme. Benedikter hat uns auf eine Stufe mit radikalen Teilen der NPD gestellt.

      5. mika avatar
        mika

        Bundeszentrale für politische Bildung.

        Völkisch und nationalistisch sind keine Synonyme. Benedikter hat uns auf eine Stufe mit radikalen Teilen der NPD gestellt.

        Wäre es nicht sinnvoller, das vor dem Hintergrund dessen zu beurteilen, was der Mann unter “völkisch” versteht und damit meint – als auf Basis der Begriffsdefinition eines Ideologieproliferanten der späten Bundesrepublik? (Die BPB ist doch schon längst kein Organ politischer Bildung mehr, sondern Waffe im heiligen Kampf gegen “rechts”.)

        Könnte es nicht sein, dass der Mann mit “völkisch” im Südtiroler Kontext ganz einfach die Leute meint, die einen eigenen, von Italien unabhängigen, oder gar Österreich zugehörigen, Staat anstreben?

      6. pérvasion avatar

        Mannomann. Natürlich, und wenn ich dich ein Arschloch nenne, meine ich im Kontext dieses Blogs, dass du ein netter Gesprächspartner bist. Irgendwann hab ich genug von deiner unverbindlichen Besserwisserei.

    2. Harald Knoflach avatar

      “völkisches lager” ist eine bezeichnung mit der antisemitische, rassistische und/oder deutschnationale bewegungen (vielfach auch im dunstkreis der nsdap – wenn diese nicht sogar dazugerechnet wurde) nicht erst in ihrer blütezeit in den 1920er- und 30er-jahren betitelt wurden.
      die bezeichnung hat eine sehr starke nationalsozialistische konnotation.

  6. @schierhangl avatar
    @schierhangl

    Über Nationalismus und die Kunst Atomkraft abzulehnen
    Achtung: Dieser Kommentar ist nur für gebildeten Menschen die grundlegendste Abstraktions- und Differenzierungsfähigkeit besitzen #Arroganz?

    Die neue Rechte versucht eine Umkehrug des Täter-Opfer-Schemas.
    Der eigentlich abgelehnte Liberalismus angewandt wird für eine politisch umstrittene Aussage eingefordert, um den politischen Gegner aufs Glatteis zu führen. Die Reaktion auf die Provokation wird der eigenen Anhängerschaft als Slakp hingehalten. Eine unrühmliche Verbindung von Nationalismus und Populismus.
    Merke Strache Sager in Bezug auf das Ballhausverbot: “Wir sind die neuen Juden”

    @pervasion:
    Atomkraft ablehnen ist Atomkraft ablehnen ist Atomkraft ablehnen.

    1. pérvasion avatar

      #Arroganz?

      Ist es wirklich arrogant, jemandem, der BBD zum »völkischen Lager« zählt, mangelhafte Abstraktions- und Differenzierungsfähigkeit vorzuwerfen?

      1. @schierhangl avatar
        @schierhangl

        Ja?

  7. Tirola Bua avatar
    Tirola Bua

    Was bitte ist ein/e Anderssexuelle/r?

    1. pérvasion avatar

      Ein Sammelbegriff für Nicht-Heterosexuelle (und hier aufgrund des Kontexts auch für Nicht-Homosexuelle).

    2. mika avatar
      mika

      Was bitte ist ein/e Anderssexuelle/r?

      Ein Sammelbegriff für Nicht-Heterosexuelle (und hier aufgrund des Kontexts auch für Nicht-Homosexuelle).

      Wir leben wahrhaft in einem viktorianischen Zeitalter! Ich höre immer wieder Foucault aus seinem Grab über die Ironie lachen: Dass gerade die, die sich mit ihren “studies” immer so gern auf ihn berufen, diejenigen sind, die das bislang größte, detailverliebteste, allausspähend-allaussprechendste Sexual-Klassifikationssystem der gesamten Geschichte entworfen haben… Machttechnik in Reinform.

  8. @schierhangl avatar
    @schierhangl

    Die Botschaft des Brexit: Wir haben die Schnauze voll
    Der Nationalismus bzw. der Rückzug hinter die Grenze des einst Sicherheit bietenden Nationalstaat ist eine Reaktion auf Finanz-und EU-Krise. Unabhängig davon ob der Inhalt des Plakats von SDF politisch oder inhaltlich richtig oder falsch ist, muss die Frage erlaubt sein welches Signal in Rom gesetzt werden würde. Es ist das Signal der Entsolidarisierung. Es ist die nationale Antwort auf eine ökonomische Frage. Jedenfalls ist es nicht eine Lösung im Sinne von Adenauer, deGasperi, Schumann, Spinelli, Menasse …

    Es ist das Spiegelbild der Arroganz der Eliten, die nach dem Brexit den Fehler beim Volk suchen. Der “kleine Mann” sucht den Fehler im Süden.

    Beim Brexit ging es letztlich um viel mehr als die EU. Das Referendum ist ein Aufschrei: Wir haben genug von der Tristesse unserer Städte, den Geschäftsstraßen ohne Gesschäfte, den Minijobs, von denen man nicht in Würde leben kann. Wir haben die Schnauze voll. Die Stimmung ist offenbar so schlimm, dass die Tat des Unvernünftigen für viele das einzig Vernünftige zu sein scheint.

    Und daran, leider, sind auch die einstmals so großen und stolzen konservativen und sozialdemokratischen Parteien Schuld, sie haben ihre Klientel verraten. Sie nannten es “alternativlose Reformen” und haben soziale Strukturen, die mühsam von mehreren Generationen aufgebaut worden waren, demontiert. Sie haben den Kündigungsschutz durchlöchert, die Renten gekürzt, kommunale Krankenhäuser an Konzerne verkauft, sie haben Arbeitsmärkte flexibilisiert, sie haben privatisiert, dereguliert, und sie haben den Finanzmarkt liberalisiert, kurz: Sie haben zu viele Menschen zu brutal in ihrem Dasein erschüttert. Sie haben ihnen ihre Heimat genommen. Das rächt sich jetzt.

    aus http://www.kontextwochenzeitung.de/debatte/279/die-totengraeber-europas-3791.html

    Das von BBD angestrebte Ziel des Europas der Regionen könnte verhindern, dass verstärkter Nationalismus zum Totengräber Europas wird.
    Um eine glaubwürdige Position zu erlangen, muss BBD wohl folgende Frage beantworten: Wie kann trotz Selbstbestimmung eine europäische Entsolidarisierung verhindert werden?

    1. Libertè avatar
      Libertè

      Indem man vom überforderten Sozialstaat wegkommt, und es klare Abgrenzungen bei den Zuständigkeiten gibt.

  9. @schierhangl avatar
    @schierhangl

    Guter Artikel über die “völkische bewegung”:

    https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/antisemitismus/voelkische/

    ICh erlaube mir schon wieder eine naive Frage zu stellen.
    BBD gehört nicht zum völkischen Lager in dem Sinn wie sich der Begriff aus Heimatbewegung und deutschnationaler Bewegung entwickelt hat. Was aber ist mit Südtiroler Parteien rechts der Mitte?
    Dazu der vielzitierte Menasse:

    Aber die Verrücktheit der Freiheitlichen geht ja noch weiter: Sie wollen in einer repräsentativen Demokratie in die Regierung, um die repräsentative Demokratie durch Plebiszite auszuhebeln. Das nennen sie “mehr Demokratie”. Aber tatsächlich sind Plebiszite demokratisches Neolithikum: Komplexe Probleme werden auf Ja/Nein-Fragen reduziert, und über die Minderheit wird drübergefahren.

    R.Menasse in http://kurier.at/kultur/menasse-der-nationale-weg-fuehrt-ins-desaster/200.120.984

    Man ist nicht in einer deutschnationalen Verbindung und man trägt keine Kornblume im Knopfloch und man trägt keine weißen Stutzen zur Tracht, wenn man kein Nazi ist.

    R.Menasse in http://kurier.at/kultur/menasse-der-nationale-weg-fuehrt-ins-desaster/200.120.984

    1. pérvasion avatar

      BBD gehört nicht zum völkischen Lager in dem Sinn wie sich der Begriff aus Heimatbewegung und deutschnationaler Bewegung entwickelt hat. Was aber ist mit Südtiroler Parteien rechts der Mitte?

      Die hohe Kunst des Differenzierens! ;)

      Wenn sich ein Freiheitlicher zuerst als Deutscher, dann als Tiroler und dann als Südtiroler fühlt, ist das für mich durchaus völkisch. Und wenn einige STFler zum Akademikerball gehen, während andere STFler Bozen zu einer deutsch(er)en Stadt machen wollen, ebenfalls.

      nicht zum völkischen Lager in dem Sinn wie sich der Begriff aus Heimatbewegung und deutschnationaler Bewegung entwickelt hat

      In gar keinem Sinn.

  10. @schierhangl avatar
    @schierhangl

    Auch interessant:

    Zwischen der Heimat- und Naturschutzbewegung und der Völkischen Bewegung gab es ideelle, personelle und organisatorische Überschneidungen.

    Mit den Folgen der Industrialisierung etablierte sich nach 1900 besonders im Bildungsbürgertum ein antimodernistisches Krisenbewusstsein. Die oftmals polemische Kritik richtete sich gegen Überformung der eigenen Umwelt mit Elementen der modernen Zivilisation wie Straßen, Eisenbahnen und Industriebauten. Man befürchtete eine angebliche “Verflachung des geistigen Lebens”. Heimat und Wandervereine integrierten die Ideen einer sich in ganz Deutschland formierenden “Heimatschutzbewegung”. Berechtigte Anliegen des Natur- und Heimatschutzes wurden mit agrarromantischen und großstadtfeindlichen Konzepten verbunden, die auf die Erhaltung eines bodenständigen deutschen “Volkstums” abzielten.[1]

    aus https://de.wikipedia.org/wiki/Heimatbewegung

    Die historische Heimatbewegung war also eine bildungsbürgerliche Idee, die auf einem frühen Krisenbewusstsein beruht, also eine frühe Abwehr von negativen Seiten der Modernisierung.

    Bemerkenswert: Das junge Bildungsbürgertum hat heute ganz andere Sorgen: #GenerationAbstieg
    Die ideellen Überschneidungen zwischen Heimat-und NAturschutzbewegung scheinen am freien Markt geopfert zu sein. (Ausnahme Flughafenreferendum Bozen)
    http://wirtschaftsblatt.at/home/meinung/kommentare/1560514/Der-unaufhaltsame-Abstieg-der-Generation-Praktikum

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