»Du rufst die Polizei? Was bist du für ein Mann?« Mit diesen herausfordernden Worten soll sich Stadtviertelrat Davide Brancaglion von der neofaschistischen CasaPound Italia an einen Jugendlichen gewandt haben, kurz bevor er ihn und seine Freunde vermöbelte. Dies berichtet der Corriere della Sera in seiner heutigen Südtirolbeilage.
Der Autor des Beitrags, Marco Angelucci, gibt an, Videomaterial gesichtet zu haben, das einer der insgesamt fünf Angegriffenen aufgenommen hatte. Wie er schreibt, lasse die Aufzeichnung wenig Interpretationsspielraum. Was darin zu sehen sei, spreche ziemlich eindeutig dafür, dass Brancaglion (schon zum dritten Mal binnen weniger Jahre) zum Mittel der Gewalt gegriffen hat, um seine menschenverachtenden politischen »Ideale« durchzusetzen.
Auslöser der Auseinandersetzung sei ein Partisanenlied (»Bella Ciao«) gewesen, das die fünf Jugendlichen — offenbar ohne politische Hintergedanken, aber das muss in einer Demokratie unerheblich sein — gesungen hätten. Plötzlich sei ein Auto vorgefahren, aus dem Davide Brancaglion und Mirko Gasperi gesprungen seien, beides Mitglieder der rechtsextremistischen Gruppierung. Kurz darauf seien die Jugendlichen verprügelt worden; zudem habe Brancaglion einem der Opfer das Handy — mit dem ein Teil der Auseinandersetzung aufgezeichnet worden war — entrissen und in einen Innenhof geschleudert.
Inzwischen, so der Corriere, sei das Videomaterial der Polizei übergeben worden, die fünf Angegriffenen hätten Anzeige erstattet.
Was sich in der Landeshauptstadt abspielt erinnert immer mehr an die squadristischen Überfälle in den 1920er Jahren; und auf ein entschlossenes Durchgreifen der Institutionen wartet man bislang vergeblich. Gegen Stadtviertelrat Brancaglion wird bereits wegen eines ähnlichen Vorfalls ermittelt, der sich erst vor wenigen Monaten zugetragen hatte, seines Amtes wurde er jedoch nicht enthoben.
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