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UNESCO-Naturerbe gegen Kulturerbe.

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Wie das Land Südtirol mitteilt, haben die Mitgliedsländer des UNESCO-Weltnaturerbes Dolomiten gemeinsam mit den Alpinvereinen das Projekt »Schutzhütte im Dolomiten UNESCO Welterbe« lanciert.

Die erste Phase dieses Vorhabens ist mit der Überreichung der entsprechenden Plakette an 29 von insgesamt 66 im Naturerbegebiet befindlichen Schutzhütten bereits über die Bühne gegangen.

UNESCO-Schutzhüttenschild.

[N]eben der Plakette wird im Inneren der Schutzhütten eine Info-Tafel über das Dolomiten UNESCO Welterbe informieren sowie mehrsprachiges Informationsmaterial aufliegen. Auch eine Verlinkung der Schutzhütten-Webseiten mit den wichtigsten Neuigkeiten auf der Webseite der Stiftung Dolomiten UNESCO www.dolomitiunesco.info wird erfolgen.

— Landespresseamt

Die Schutzhütten seien »aufgrund ihrer einzigartigen Lage im Herzen des Welterbes sowie aufgrund ihrer Funktion besondere Multiplikatoren«, zitiert das Landespresseamt den Direktor des Südtiroler Landesamtes für Naturparke. »Sie sind geradezu dafür prädestiniert, Gäste und Einheimische für das Welterbe zu sensibilisieren.«

Zu sensibilisieren wären aber in erster Linie wohl die Verantwortlichen der »Stiftung UNESCO Dolomiten« (darunter auch das Land Südtirol) selbst, wird hier doch unter dem Deckmantel des Weltnaturerbes das örtliche Kulturerbe (die sprachliche Vielfalt) einmal mehr mit Füßen getreten.

Allein schon die Sprachreihung: An erster Stelle natürlich die lingua franca nazionale Italienisch, dann die lingua franca internazionale Englisch und erst dann die (in Südtirol meistgesprochene und wohl im gesamten Weltnaturerbegebiet als Tourismussprache wichtige) Amtssprache Deutsch.

Noch weit schwerer wiegt aber, wie die Usc di Ladins völlig zurecht bemängelt, dass die (in großen Teilen der Dolomiten dominierenden) ladinischen Orts- und Amtssprachen, einschließlich Friaulisch, völlig weggelassen wurden. Wer den Respekt für ein einmaliges Naturerbe wie die Dolomiten propagiert, sollte imstande sein, über den eigenen Tellerrand des Natur- und Landschaftsschutzes hinauszuschauen und auch der sprachlichen Vielfalt Respekt und Sensibilität entgegenbringen. Gerade, wo die »bleichen Berge« ohne die ladinische Sprache und Kultur als Lebensraum kaum zu erfassen sind.



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Comentârs

10 responses to “UNESCO-Naturerbe gegen Kulturerbe.”

  1. Tirola Bua avatar
    Tirola Bua

    Man muss den Einheimischen und Gästen endlich einmal klarmachen, dass unsere Berge keine öffentlichen Mülldeponien sind. Das wäre g’scheiter gewesen als diese Aktion.

  2. bzler avatar
    bzler

    Über die Wertung des Deutschen kann man sicher diskutieren, schließlich liegt ein Großteil des Gebiets außerhalb Südtirols, aber zu 100% auf italienischem Staatsgebiet. Ladinisch sollte eigentlich ganz oben stehen, aber dann sollte man auch die Existenz des Friulano nicht vergessen.

    1. pérvasion avatar

      Friaulisch… steht doch.

      1. bzler avatar
        bzler

        Überlesen. Sorry

  3. ProEuregio avatar
    ProEuregio

    … in diesem Falle wird Ladinisch total unterschlagen! ! !
    – Kann es sein, dass in Südtirol und in den Ladinischen Nachbargebieten noch die Ortsnamenmentalität aus Mussolinis Zeiten herrschen?????

    1. ProEuregio avatar
      ProEuregio

      … den Daumen-nach-unten sei ein Besuch in Saló empfohlen: “Mussolini-über-alles-ach-wie-schade-dass-es-IHN-nicht-mehr-gibt …”

  4. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Wenn sich eine Ladinerin wie Carolina Kostner selbst zur stolzen Italienerin erklärt, dann braucht man sich nicht zu wundern wenn das Ladinische immer mehr unter die Räder kommt.

  5. pérvasion avatar

    Das Landespresseamt hat via Facebook folgendermaßen auf diesen Artikel reagiert:

    Hallo Brennerbasisdemokratie,
    laut Auskunft der Stiftung Dolomiti-Dolomiten-Dolomites-Dolomitis UNESCO war die Entscheidung, die deutsche Bezeichnung in die dritte Zeile zu reihen, eine des Layouts bzw. der Sichtbarkeit: optisch fallen die erste und die letzte Zeile mehr auf als die mittlere und es war die Absicht, das Auge auf die zwei Hauptsprachen im Dolomiten-UNESCO-Welterbegebiet zu lenken. Die Platzierung des Italienischen in der ersten Reihe ist damit begründet, dass die Mehrheit im Welterbegebiet italienischer Muttersprache ist.
    Was die ladinischen Sprachen und das Friaulische angeht, so teilt die zuständige Stelle mit, dass diese wo immer möglich und umsetzbar, sehr wohl verwendet werden. Diese Sensibilität und Aufmerksamkeit für die vier Sprachen im Welterbegebiet spiegelt sich auch gerade im Namen der Stifung (sic) wieder (sic).
    Die Verwendung aller Sprachen auf dieser spezifischen Tafel, teilt die Stiftung mit, war hingegen nicht handzuhaben, weil sie dadurch unübersichtlich und unleserlich geworden wäre.
    MfG,
    LPA/ohn

    Meiner Meinung nach eine sehr schwache Erklärung. Warum setzen wir die auf Landesebene zweitgrößte Sprache Italienisch nicht auch konsequent an die dritte Stelle, wenn sie dort angeblich mehr auffällt? Nicht, dass eine solche Reihung meine Absicht wäre, doch ich wäre gespannt, wie lange man einen solchen Schwachsinn dulden würde, wenn davon die lingua franca nazionale betroffen wäre.

    Das Unübersichtlichkeitsargument ist sowas von abgedroschen und (z.B. von der Schweiz oder der EU) widerlegt, dass ich darauf gar nicht eingehe.

    1. hunter avatar
      hunter

      wobei das mit der ersten und dritten zeile stimmt. unsere wahrnehmung folgt gewissen mustern.
      ich hab mal eine publikation gemacht, in der auf einer doppelseite jeweils vier sprachversionen eines textes abgedruckt waren.
      ich habe die texte deutsch/ladinisch/italienisch/englisch gereiht. wenn man das tut, hat man deutsch und ladinisch auf der linken seite und italienisch und englisch auf der rechten, was eindeutig die bessere und prominentere platzierung ist.
      das argument hat schon was für sich. (ob es ernst gemeint ist, weiß ich nicht).

      1. pérvasion avatar

        Naja, wenn die grafische Gestaltung dazu führt, dass die dritte Sprache auf der folgenden Seite wiederum an erster Stelle aufscheint, ist das doch was ganz anderes, als hier.

        Aber das Schlimmste ist sowieso, dass man eine »kleine« Sprache (wie Ladinisch/Friaulisch, die in diesem Kontext so »klein« gar nicht sind) wieder einmal aus angeblichen »Platzgründen« (Übersichtlichkeitsgründen) ganz weglässt.

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