Wieder einmal hatte ich gehofft, mich im Blog nicht mit der Fußball-EM befassen zu »müssen«. Höchstens im Fall, dass sich eine »Region« (wie zum Beispiel Nordirland) bewähren würde. Doch auch diesmal wurde ich schneller auf den Boden der »nationalistischen« Tatsachen zurückgeholt, als man bis drei zählen kann: Der zweite Spieltag hat noch gar nicht richtig angefangen und ich schreibe schon das zweite Stück zu diesem für Südtirol leidigen Thema.
Die erste Gelegenheit hatte mir Florian Kronbichler geboten, der in seiner Kritik an der Europeada (EM der Minderheiten) die EM der Nationen als positives Beispiel genannt hatte.
Heute ist es Roland Lang, der eine Stellungnahme von (zumindest aus -Sicht) unabdingbar macht. Der Südtiroler Heimatbund (SHB) dessen Vorsitz Lang innehat, hat nämlich einen EM-Aufkleber mit der an Unsportlichkeit kaum zu überbietenden Botschaft
Möge der Bessere gewinnen, nur Italien nicht
in Umlauf gebracht. Darauf zu sehen: Ein Eiffelturm, der den italienischen Stiefel wegkickt.
Südtirol sei nicht Italien, so der SHB in einer Aussendung. Doch was dieser Aufkleber damit zu tun haben soll, versteht wohl nur Herr Lang.
Jedenfalls hat die Illusion, dass diesmal mit sagenhafter Dummheit und Provokation hinterm Berg gehalten werden könnte, nicht mal einen Tag gewährt.
Da glaubt wohl tatsächlich jemand, aus Unfairness und Aufwiegelung politisches Kleingeld schlagen zu können — geht es noch kindischer?
Wobei die Tatsache, dass man einen so plumpen Aufkleber mit dem Wunsch nach mehr »Feingefühl und Toleranz gegenüber den Südtirolern« verbindet (das tut Lang tatsächlich!), eher von völligem Realitätsverlust zeugt. It’s like fucking for virginity…
Und ich gebe sogar zu, dass auch ich als mäßig Fußballinteressierter mir schon mal gewünscht habe, dass Italien und/oder Deutschland aus einem Turnier fliegen, damit die nationalistischen Spannungen zwischen den Südtiroler Fanblöcken ein Ende nehmen. Diesen Wunsch aber mit einer Haltung zu verbinden, die solche Spannungen erst erzeugt, ist ein Schuss ins eigene Knie.
Hoffentlich lassen sich die Fans von Langs kindischem Verhalten nicht provozieren. Doch auch das wird — erfahrungsgemäß — wohl reines Wunschdenken bleiben.
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