Am 12. Juni stimmen wir über den weiteren Ausbau des Bozner Flughafens ab. Wie auch immer das Referendum ausgehen wird, wichtig ist, dass wir hingehen und abstimmen.
Nach wochenlangen Diskussionen sind die Fronten verhärtet, beide Lager werfen dem jeweils anderen unlautere Zahlen und falsche Argumente vor. Ich versuche noch einmal, aus meiner Sicht die Fakten zusammenzufassen:
- Die ABD hat ein Flughafenkonzept erarbeiten lassen, das versucht, durch den Ausbau der Landebahn und Marketingaktivitäten bis 2022 (Base Case) 223.000 Passagiere zu generieren. Diese Bemühungen sind zu begrüßen, bisher wurde der Flughafen relativ konzeptlos und mit dementsprechend bescheidenen Ergebnissen geführt.
- Es wird immer von einem »funktionierenden« Flughafen gesprochen; dabei ist festzuhalten, dass der Flughafen aus fliegerischer Sicht bereits heute funktioniert. Was nicht klappt, ist die Vermarktung und Angebotsgestaltung des Flughafens.
- Es gibt in Europa genügend Beispiele gescheiterter Flughäfen (Klagenfurt, Lübeck, Kassel-Calden), aber auch einige Beispiele, die sehr erfolgreich arbeiten (Innsbruck). Insgesamt haben kleinere Regionalflughäfen aber einen schweren Stand, nur eine konsequente Ausrichtung und professionelle Führung ermöglichen einen Erfolg.
- Südtirol wird gut von den umstehenden Flughäfen (Verona, Innsbruck, München, Treviso, Venedig) bedient. Da diese Flughäfen relativ schnell erreichbar sind, wird es Bozen auch in Zukunft schwer haben.
- Ein sehr hohes Risiko geht der Flughafen laut Entwicklungskonzept mit der starken Abhängigkeit von der Destination Rom ein. Annähernd die Hälfte der Passagiere sollten durch die Romflüge generiert werden. Ausgerechnet Rom aber wird ab Bozen durch Hochgeschwindigkeitszüge bestens erschlossen. Zudem ist Rom keine starke Umsteigedestination (Hub).
- Völlig unverständlich ist, dass Südtirol als Urlauberdestination in den letzten 15 Jahren keinen nennenswerten Incoming-Charterverkehr aufgebaut hat. Allein ein Ausbau des Flughafens ist keine Garantie, dass dies sich in Zukunft ändert.
- Der Beitrag des Flughafens zur Wertschöpfung wird völlig überschätzt: Auch wenn 170.000 Passagiere im Jahr 2022 erreicht werden, ist die Zahl der Touristen nach Abzug von Flügen der Einheimischen und Tagestouristen marginal, mit Sicherheit werden weniger als 1% der Touristen über den Flughafen Bozen anreisen.
- Der Fernverkehr der Bahn in Richtung Norden (München) ist stark verbesserungsfähig. Es fehlt noch immer eine Tagesrandverbindung.
- Der BBT wird im Jahr 2026 die Verkehrsgeographie stark verändern, sicherlich zu Lasten des Flughafens Bozen.
- Letzlich stellt sich die Frage der Opportunitätskosten: Was könnte stattdessen mit dem Geld (immerhin an die 60 Mio. bis 2035) gemacht werden?
- Auch wenn die Abstimmung negativ ausgeht, ist nicht davon auszugehen, dass der Flughafen geschlossen wird, zumindest ein Verkehrslandeplatz in Südtirol sollte vorhanden sein. Vielleicht gelingt es dann ja auch, die Struktur schlanker und effizienter zu führen.
- Die Umweltbelastung des Flughafens ist relativ klein, allerdings käme bei einem Ausbau diese Belastung zu der bereits vorhandenen dazu. Aus meiner Sicht gibt es wesentlich gravierendere Probleme (Motorradlärm, Stickoxidbelastung durch Pkws).
Es gäbe noch viele weitere Argumente, die angeführt werden könnten, ich wünsche mir, dass wir nach den harten Bandagen das Referendum als Teil des demokratischen Gestaltungsprozesses anerkennen und danach das Ergebnis akzeptieren und nach vorne schauen. Vielleicht könnten wir daraus den größten Gewinn erzielen.
Bitte hingehen!
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