Die Südtiroler Handelskammer unter dem Vorsitz von Michl Ebner (SVP) äußert sich heute wieder zur Flüchtlingskrise. Vor wenigen Wochen hatte sie in einer Pressemitteilung auf die bevorstehende Gefahr einer Grenzschließung am Brenner hingewiesen. Wie schon damals geht es der Handelskammer auch diesmal fast ausschließlich um die »eigenen« wirtschaftlichen Interessen. Dass es sich bei der Aufnahme von Flüchtlingen um eine humanitäre Pflicht und um eine gesellschaftliche Gesamtaufgabe handelt, ist höchstens in floskelhaften Nebensätzen zu lesen.
Stattdessen wird mit einem völlig unhaltbaren Vergleich mit der griechischen Insel Lesbos, wo es einen touristischen Buchungsrückgang von 80% gegeben haben soll, unbegründete Panikmache betrieben. Um gleich nachzuschießen, dass »eine Aufnahme in Südtirol von Flüchtlingen über das zugewiesene Mindestkontingent« […] »kategorisch auszuschließen« sei. Sehr solidarisch, sehr menschlich.
Penibel wird vorgerechnet, wieviele Millionen an Verlusten (30) ein Nächtigungsrückgang um auch nur ein Prozent für die heimische Wirtschaft bedeuten würde; und davor gewarnt, dass Grenzkontrollen am Brenner auch zur Verteuerung von Produkten in Südtirol führen könnten.
Was in der Pressemitteilung nicht steht: Welche Anstrengungen die Südtiroler Wirtschaft macht — oder machen will — um Flüchtlinge zum Beispiel in den Arbeitsmarkt zu integrieren und ihnen so eine Perspektive zu geben. Und welche Hilfestellungen sich UnternehmerInnen dabei von der Handelskammer erwarten können.
Zum Vergleich: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) München/Oberbayern hat (sicher nicht als einzige IHK) auf ihrer Internetseite ein eigenes Portal freigeschaltet, das über Anstellungsmöglichkeiten, Praktikumsstellen und Integrationsangebote für Flüchtlinge umfassend informiert. Unter einer eigenen Hotline werden Mitgliedsbetriebe beraten.
Zudem macht sich die IHK politisch dafür stark, die Rechte von Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und zumindest für die Ausbildungszeit einen Abschiebeschutz zu erreichen.
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