Unlängst kam es auf salto.bz unter einem Artikel über den Open Space in Meran zu einer kontroversen Diskussion. Eine Konventsteilnehmerin hatte gegenüber der Autorin bemerkt, dass sie die Teilnehmer aus dem so genannten “patriotischen Lager” als “Nicht-Menschen” bezeichne.
Ich hatte daraufhin kommentiert:
eigentlich erübrigt sich jeder kommentar.
aber irgendwie kann man sowohl die aussagen ciolas als auch die wertende diktion der autorin nicht unwidersprochen stehen lassen. so wie ich mich verpflichtet fühle, gegen rassistische, sexistische oder xenophobe haltungen stellung zu beziehen, so muss ich das auch in diesem falle tun.
nazi-diktion darf in unserer gesellschaft niemals geduldet werden. andere als “nicht-menschen” zu bezeichnen bewegt sich weit außerhalb unseres demokratischen grundkonsenses und ist per definition extremistisch. (frau ciola weiß offenbar auch nicht was “extremistisch” im politikwissenschaftlichen sinne heißt. “extremisten” sind jene, die die demokratische grundordnung in frage stellen bzw. außer kraft setzen wollen, was nach meinem dafürhalten angesichts der themenvorschläge außer ihr selbst durch ihren “nicht-menschen”-sager niemand anderer in meran getan hat).
dass frau gasser dann auch noch sekundiert, indem sie ciolas haltung indirekt unterstützt und andere meinungen als ihre per se als rückwärtsgewandt einstuft (Auch Roberta Ciola, die wie Palla aus einem zweisprachigen Umfeld kommt, beschäftigt sich lieber mit nach vorne gerichteten Ideen.), ist schlichtweg schockierend.gibt’s bei salto eigentlich keine qualitätskontrolle bzw. ein vier-augen-prinzip? ein derart extremer artikel dürfte nach meinem dafürhalten in einem demokratischen land in dieser form (unkommentiert, ja sogar billigend) nicht publiziert werden.
eine klarstellung wäre meines erachtens das mindeste.
Die Autorin äußerte sich in der Folge nicht. Die zitierte Teilnehmerin flüchtete sich in fadenscheinige Erklärungsversuche, anstatt sich einfach zu entschuldigen und die Aussage zurückzunehmen.
Erstaunlicherweise passierte vor wenigen Tagen einem der feingeistigsten und scharfsinnigsten Denker Österreichs ein ähnlicher Fauxpas. Auf seiner Facebook-Seite schrieb Robert Menasse über Johanna Mikl-Leitner:
Auf der nach unten offenen Löschnak-Skala repräsentiert sie nicht einen neuen Tiefpunkt, sondern gleich eine völlig neue Qualität des Horrors:
Sie wirkt nicht, wie Löschnak und Nachfolger, entmenscht, denn das Attribut “entmenscht” setzt voraus, dass da einmal ein Mensch war.
Wiederum sah ich mich genötigt, meine Entrüstung über eine derartige Wortwahl kundzutun.
die mehr als berechtigte kritik an mikl-leitner wird leider durch den “entmenscht”-sager zunichte gemacht. dem politischen gegner das “menschsein” abzusprechen ist eine diktion, die in einer demokratie nichts verloren hat, sondern an eine zeit erinnert, in der jüdische mitbürger als “nichtmenschen” bezeichnet wurden.
Anders jedoch als die Meraner Konventsteilnehmerin sah Menasse seinen Fehler umgehend ein und zog die Aussage ohne große Umschweife mit Bedauern zurück. Ein Zeichen von Größe.
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