Gastbeitrag von Adelheid Mayr, Südtirol/Schweiz
Mit ihrem Lied »Grenzen« trifft die 36-jährige Berliner Sängerin, Liedermacherin und Musikproduzentin Dota Kehr den Nerv der Zeit. Vor allem im Hinblick auf die nie enden wollenden Flüchtlingswellen und die damit entstehenden Grenzproblematiken spricht sie damit vielen tolerant eingestellten »Erdenbewohnern« aus der Seele.
Im Hinblick auf Nationalstaaten trifft Dota Kehr folgende Aussage:
Zu sagen, wir sind die Angehörigen einer bestimmten Nation und das sind die anderen, ist ein überholtes Konzept. Ich glaube, es bräuchte ein lokales Gemeinwesen, in dem man Steuern zahlt, demokratisch partizipiert und dem gegenüber man sich verpflichtet fühlt. Das muss aber kein Nationalstaat sein, sondern eine kleinere, überschaubare Einheit.
Dota Kehr im Interview mit der Badischen Zeitung, veröffentlicht am 15. Jänner 2016.
Nicht nur in Südtirol sind Menschen tagtäglich mit fragwürdigen nationalstaatlichen Grenzen konfrontiert. Gedanken an Dezentralisierung, Souveränität, Definitionen von »kleinen überschaubaren Einheiten« werfen wieder Fragen zu neuen Grenzen auf. Ein Teufelskreis? Nein, denn wie die Musikerin Dota Kehr in ihrem Lied richtig feststellt, wird es immer Grenzen geben. Diese sollen aber nicht zwischen Ländern verlaufen und nicht aus Stacheldraht sein, sondern Grenzen aus Respekt.
Musikvideo »Grenzen«:
Lyrics Dota Kehr »Grenzen«:
Wer ist drinnen, wer ist draußen?
Ich mal eine Linie. Du darfst nicht vorbei.
Da trifft Luft auf Luft,
Da trifft Land auf Land.
Da trifft Da trifft Haut auf Blei.
Wo ist oben, wo unten?
Wer könnte, wer wollte das ändern?
Was geschieht in den Ländern,
An ihren Rändern?
Es gibt Frontex und push-backs,
Zäune, Waffen, Flüchtlingsabwehrkonferenzen.
Das Mittelmeer wird ein Massengrab.
Es gibt Grenzen.
Sie führen zu Nationalismus mit seinen
bekloppten Konsequenzen,
Man entrechtet Leute, nur weil sie von irgendwo kamen.
Es gibt Grenzen.
Könnten Sie diese Antwort bitte
sinngemäß richtig ergänzen:
Was liegt möglicherweise im Kern des Problems?
Es gibt Grenzen.
Ich melde mich ab, gebt mir einen Pass,
wo ’Erdenbewohner’ drin steht.
Einfach nur ’Erdenbewohner’.
Sagt mir bitte, wohin man da geht.
Ich melde mich ab, ich melde mich um,
Das kann doch so schwierig nicht sein.
Schreibt einfach nur ’Erdenbewohner’ da rein.
Wir ziehen eine Grenze im Himmel,
Ein Gott ist hier und einer ist dort.
Dann drohen sie sich mit den Fäusten,
In Ewigkeit und so fort.
Da muss es was Besseres geben,
Frieden bringt kein Götterbote.
Wir haben es ein paar tausend Jahre mit Grenzen versucht,
Das gab sehr viele Tote.
Nennt mich naiv, es ist mir egal,
Aber ich finde es reicht.
Ich suche das Land, in dem jeder dem andern
in Staatsunangehörigkeit gleicht.
Ich melde mich ab, gebt mir einen Pass,
wo ’Erdenbewohner’ drin steht.
Einfach nur ’Erdenbewohner’.
Sagt mir bitte, wohin man da geht.
Ich melde mich ab, ich melde mich um,
Das kann doch so schwierig nicht sein.
Schreibt einfach nur ’Erdenbewohner’ da rein.
Ich schließe die Tür und genieße die Stille,
Ich grenze mich ab, das muss sein.
Jeder hat seine Grenze, die ihn umgibt,
Sie schließt ihn schützend ein.
Jeder Übergriff, jeder Schlag
verletzt ein Menschenrecht.
Warum schützt man die Grenzen der Staaten so gut
Und die Grenzen der Menschen so schlecht?
Sie müssen nicht zwischen den Ländern verlaufen,
Aber zwischen den Menschen.
Nicht aus Stacheldraht sollen sie sein,
Sondern aus Respekt.
Es gibt Grenzen.
— Dota Kehr 2015
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