Am vergangenen Samstag veröffentlichten die Dolomiten einen Bericht über Francesco Palermo, in dem behauptet wurde, der Senator habe bei einer Veranstaltung der OSZE verlautbart, kollektive Minderheitenschutzrechte seien heute nicht mehr zeitgemäß.
Der von diesem Vorwurf Betroffene dementierte aufs Entschiedenste, die Dolomiten fuhren ihre Kampagne fort.
Letzteres — und nur letzteres! — ist verwerflich. Dass es in der Berichterstattung zu bewussten oder unbewussten Fehlinterpretationen und Missverständnissen kommt, ist gang und gäbe. Gibt es Widerspruch, müssen aber allenfalls Beweise vorgelegt werden.
Errare humanum est, perseverare diabolicum.
Doch inzwischen ist die Angelegenheit regelrecht zur Glaubensfrage verkommen. Es geht längst nicht mehr um Inhalte, sondern um die Einnahme politischer Schützengräben. Ein Transkript oder eine Aufnahme, die beweisen würden, was bei der Tagung tatsächlich gesagt und wie es formuliert wurde, gibt es nicht. Stattdessen wird ein eher schwaches Indiz, ein vierseitiges Abstract, von beiden Seiten zum Anlass genommen, Glaubensbekenntnisse abzugeben.
Die Dolomiten interpretieren hinein, was ihr Berichterstatter ohnehin schon aus dem Vortrag herausinterpretiert haben will, manche Rechtspartei schließt sich an.
Andere Medien und Parteien wiederum sehen im Abstract einen Persilschein, den es nicht hergibt… schlicht und ergreifend, weil es nicht notwendigerweise beinhaltet, was tatsächlich gesagt wurde.
Doch darum geht es gar nicht mehr. Anhand dieser Posse muss — fernab der Realität — wie so oft ein/e jede/r belegen, auf welcher Seite er oder sie sich befindet, und natürlich kann nur die eigene Seite die richtige sein. Das kennen wir: Von Selbstbestimmung und Toponomastik, mehrsprachiger Schule oder Benko. Eine sachliche Diskussion ist dann ausgeschlossen.
Vermutlich liegt auch hier — den unsäglichen Methoden der Dolomiten zum Trotz — die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Diesen Gedanken wenigstens zuzulassen würde aber die Ausschlachtung des Vorfalls auf beiden Seiten deutlich erschweren. Und das wäre doch schade.
Cëla enghe: 01
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