In Rom wurde soeben zum wiederholten Mal ein Anas-Bestechungsskandal aufgedeckt. Vom Mose-Skandal war die Spitze der Finanzpolizei betroffen. Und das mittelmäßige, staatliche Tourismusportal Italia.it hat über die Jahre Dutzende Millionen verschlungen. Dabei lebt die gesamte zentralistische Verfassungsreform der Regierung Renzi von der diffusen »Gewissheit«, dass der Regionalismus versagt habe und die Regionen allesamt ein Hort von Misswirtschaft und Korruption seien. Nur der Zentralstaat kann dieser verqueren Logik zufolge noch für Legalität und Ordnung sorgen.
Angesichts der auch (und gerade) im Zentralstaat weit verbreiteten Korruption kann man diese »Gewissheit« aber nur mit einer enormen Dosis an selektiver Wahrnehmung erlangen und länger als zehn Minuten aufrecht erhalten.
Die Korruption ist längst nicht mehr ein Fehler im System, der auf bestimmte Verwaltungsebenen reduziert werden könnte — sie ist vielmehr das System. Und wirksam bekämpfen lässt sie sich wennschon nur durch Bürgerinnennähe, Subsidiarität, Partizipation und Selbstverwaltung, aber wohl kaum durch weitere »Abstraktion« und die Flucht in abgehobene Entscheidungsebenen.
Gekämpft wird also wieder einmal auf einem Nebenschauplatz, genährt durch die Illusion eines starken und reinen Zentrums, möglicherweise angereichert durch die Sehnsucht nach dem starken Mann.
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