→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

Sprachen: Gleichstellung verbessert.

Autor:a

ai

Artikel 99 des Autonomiestatuts schreibt fest, dass die deutsche und die italienische Sprache in Südtirol gleichgestellt sind. Umgesetzt ist diese Vorschrift bislang nur lückenhaft, etwa im Konsumentenschutz.

Aber auch als Amtssprache war Italienisch bislang dem Deutschen übergeordnet: Laut Durchführungsbestimmung zum Autonomiestatut wäre die deutsche Sprache ausschließlich der ansässigen Minderheit, also italienischen StaatsbürgerInnen deutscher Muttersprache, vorbehalten. In Zeiten massiver Migrationsbewegugen hieße dies, die Südtiroler Mehrheitssprache quasi als »rezessiv« abzustempeln — während für »neue Südtirolerinnen«, selbst aus dem deutschsprachigen Ausland, kein Anspruch auf Gebrauch der deutschen Sprache bestanden hätte.

Gleich zweimal musste der EuGH Italien verurteilen, weil er diese Diskriminierung von EU-Bürgerinnen beim Gebrauch von Deutsch als Gerichtssprache nicht akzeptiert. Darüberhinaus intervenierte auch die EU-Kommission in Rom.

Auf Druck der EU hat nun der italienische Ministerrat eine neue Durchführungsbestimmung zum Autonomiestatut genehmigt, die die Amtssprachen Deutsch und Italienisch auch für EU- und selbst für Nicht-EU-BürgerInnen gleichstellt.

Ein Teil des Autonomiestatuts von 1972 wird somit dank Europa endlich umgesetzt; dies ist eine in ihrer Wichtigkeit kaum zu überschätzende Voraussetzung zur Integration und Inklusion von neuen Südtirolerinnen in die mehrsprachige Realität unseres Landes. Auch sie haben fortan das Recht, im Amtsgebrauch zwischen Deutsch und Italienisch zu wählen.

Cëla enghe: 01



Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

Comentârs

6 responses to “Sprachen: Gleichstellung verbessert.”

  1. rüegg avatar
    rüegg

    Und was heißt das jetzt konkret? Können damit zB syrische Flüchtlinge in Südtirol allein mit deutscher Sprachkenntnis die italienische Staatsangehörigkeit erwerben?

    1. pérvasion avatar

      Nein:

      • Für Flüchtlinge gilt die Regelung meines Wissens überhaupt nicht, was wiederum zeigt, dass die Situation zwar verbessert wurde, aber von einer umfassenden Gleichstellung (über vier Jahrzehnte nach Inkrafttreten des Autonomiestatuts) noch immer nicht die Rede sein kann.
      • Für Zuwanderer ohne Flüchtlingsstatus bedeutet dies erstmal, dass sie einen Anspruch auf Gebrauch der deutschen Sprache haben, was bislang nicht der Fall war. Eine Regelung, die aber nur so gut ist, wie ihre Umsetzung.
      • Die Regeln zum Erwerb der Staatsbürgerschaft haben sich nicht geändert, Zuwanderer müssen nach wie vor nur die Kenntnis der italienischen Sprache nachweisen, es sei denn sie sind hier geboren.
      1. rüegg avatar
        rüegg

        Danke fürs recherchieren.
        Dann ist die (Noch-)mehrheitssprache Südtirols immer noch rezessiv. Ich frage mich wie man dem begegnen kann. Solche Ausländer grundsätzlich auf eine deutschsprachige Schule schicken damit sie beides lernen und ihre Hauptsprache dann deutsch ist? Könnte man das so festlegen oder gibts dann nicht doch wieder einen Einspruch von Rom?

      2. pérvasion avatar

        Ich halte wenig davon, Einzelnen eine Hauptsprache quasi aufzuzwingen, auch wenn dieses Modell in Québec sehr erfolgreich ist. Vielmehr sollten die Grundvoraussetzungen für eine zumindest gleiche Kenntnis der deutschen und italienischen Sprache geschaffen und/oder die Anreize für einen Besuch der deutschen Schule verbessert werden.

        Zwar vernimmt man, dass die deutsche Schule bereits heute örtlich mit den ZuwandererInnen überfordert sei, doch zumindest laut vorliegenden Zahlen besuchen immer noch mehr ZuwandererInnen italienische als deutsche Schulen. Man müsste dann halt parallel dazu den »Umgang« verändern.

      3. rüegg avatar
        rüegg

        Interessant, die konsequente Regelung in Quebec. Doch die haben dort auch mehr Rechte.
        Eine Gleichstellung von deutsch und italienisch in Schulen sollte man erst dann anstreben wenn Südtirol los von Rom ist – entweder selbständig oder als Bundesland in Österreich.
        Solange deutsch eine Minderheitensprache Italiens ist halte ich persönlich nichts von Gleichstellung.

      4. pérvasion avatar

        Eine Gleichstellung von deutsch und italienisch in Schulen sollte man erst dann anstreben wenn Südtirol los von Rom ist

        Warum? Was verstehst du unter Gleichstellung?

Scrì na resposta

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL