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EU-Parlamentarier gegen Kriegsdrohung.

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Vor wenigen Tagen hatte der spanische Verteidigungsminister, Pedro Morenés, den Katalaninnen nur sehr indirekt mit Waffengewalt gedroht, falls das Land demnächst die Unabhängigkeit erklärt. In einem Interview mit Radio Nacional de España (RNE) sagte er zwar, eine militärische Intervention in der abtrünnigen Region sei entbehrlich, knüpfte diese Feststellung jedoch an die Bedingung, dass »alle ihren Verpflichtungen nachkommen.«

Diese Aussage rief nicht nur in Katalonien, sondern in ganz Spanien große Empörung aus. Der Widerstand gegen eine wie auch immer geartete Gewaltandrohung angesichts eines absolut friedlichen und demokratischen Prozesses erreichte nun auch das Europaparlament, wo 31 Abgeordnete von fünf verschiedenen Fraktionen und aus 14 Mitgliedsstaaten einen gemeinsamen Protestbrief an den Verteidigungsminister unterzeichneten. Darunter — erstaunlich — auch Herbert Dorfmann von der SVP. Die Abgeordneten bringen darin ihren Unmut über die Äußerungen des Ministers zum Ausdruck, fordern ihn dazu auf, seine Aussage zurückzuziehen und wünschen sich, dass weder mit Militär- noch mit Polizeigewalt gegen eine friedliche Bewegung vorgegangen wird. Abschließend wird die Annahme des demokratischen Willens der Katalaninnen und Katalanen als »die beste und europäischste Antwort« auf die Selbstbestimmungsbestrebungen bezeichnet.

Der Wortlaut:

Dear Mr. Morenés, Spanish Minister of Defense,

We have seen with great preoccupation your statement regarding the intervention of the army in Catalonia. We know that in the first place you refused that this should be a possibility, but we see as deeply worrying the fact that you conditioned the non-intervention to the fact “that everyone complies with its duty” in a not-very-subtle reference to Catalan politicians.

We are conscious of the importance of the Catalan election for the future of Spain, but at the same time we believe that democratic challenges should be always answered with more democracy and never with the thinly veiled threat of violence.

This is why we call you to rectify your statement to make clear to all Europeans that the Spanish government will not make resort to the army or the police to attack a political movement that so far has proved to be civic, peaceful and democratic at all times.

We would also like to hear from you and your government that whatever the result on the election of the Catalan election on 27th September you’ll respect and will not oppose the democratic will of the Catalan people. That would be the best and most European response.

Marina Albiol MEP GUE
Petras Austrevicius MEP ALDE
Catherine Bearder MEP ALDE
Izaskun Bilbao MEP ALDE
Mark Demesmaeker MEP ECR
Herbert Dorfmann MEP EPP
Ian Duncan MEP ECR
Francesc Gambús MEP EPP
Sven Giegold MEP Greens/EFA
Ivan Jakovcic MEP ALDE
Josu Juaristi MEP GUE
Syed Kamall MEP ECR
Philippe Lamberts MEP Greens/EFA
Paloma López MEP GUE
Ernest Maragall MEP Greens/EFA
António Marinho e Pinto MEP ALDE
Morten Messerschmidt MEP ECR
Ulrike Muller MEP ALDE
Morten Helveg Petersen MEP ALDE
Tomasz Poreba MEP ECR
Jordi Sebastià  MEP Greens/EFA
Alyn Smith MEP Greens/EFA
Bart Staes MEP Greens/EFA
Josep-Maria Terricabras MEP Greens/EFA
Nils Torvalds MEP ALDE
Ramon Tremosa i Balcells MEP ALDE
Ernest Urtasun MEP Greens/EFA
Ivo Vajgl MEP ALDE
Bodil Valero MEP Greens/EFA
Hans Van Baalen MEP ALDE
Cora Van Nieuwenhuizen MEP ALDE

Hervorhebung von mir.

Drei katalanische EU-Abgeordnete haben in dieser Sache außerdem eine Anfrage an die Kommission gerichtet, damit sie ihre Position zu solchen Drohungen darlege.



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Comentârs

8 responses to “EU-Parlamentarier gegen Kriegsdrohung.”

  1. bzler avatar
    bzler

    Warum sollte sich jemand wundern, dass Dorfmann, ein SVPler, gegen Gewalt aufruft? Wunderlich findet ich indes die Deutlichkeit des letzten Absatzes.

    1. niwo avatar
      niwo

      Vielleicht weil die Partei Dorfmanns in Südtirol in gewohnter Regelmäßigkeit (siehe http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=25216) selber gerne mit dem “Kriegsargument” und “Zündelargument” um sich wirft.

      1. bzler avatar
        bzler

        Unterstellst Du etwa, dass sich die SVP der Rechthaberei Willen über Panzer in Katalonien freuen würde? Erstens muss das Wort “Krieg” nicht ausschließlich militärisch zu interpretieren und zweitens gibt die Drohung aus Madrid Kompatscher bereits recht.

      2. niwo avatar
        niwo

        zweitens gibt die Drohung aus Madrid Kompatscher bereits recht.

        Damit bist du also der Meinung, dass mit demokratischen Mitteln, friedlich artikulierte Anliegen und Interessen nicht vorgetragen werden sollen, wenn die Gegenseite, in diesem Falle irgendein Zentralstaat, mit militärischer oder polizeilicher Intervention drohen könnte.
        In diesem Falle brauchen wir dann aber auch nicht mehr über Zivilcourage oder Weiterentwicklung der Demokratie diskutieren. Es reicht ja, wenn eine der beiden Seiten verbal Drohungen ausspricht, die den friedlichen Rahmen sprengen. Wenn das dein Ernst ist, dann haben wir wohl eine etwas andere Auffassung von dem was eine reife Demokratie aushalten muss.

      3. bzler avatar
        bzler

        Ich bin der Meinung, dass man dazu sehr gute Gründe haben sollte. In der Bewertung unserer unterscheiden sich die Geister.

      4. pérvasion avatar

        Gründe wofür? Für die Unabhängigkeit?

  2. Schierhangl avatar
    Schierhangl
    1. Hubert Trocker avatar
      Hubert Trocker

      JEDER Südtiroler müsste sich solidarisch mit den Bewegungen der Katalanen zeigen – nicht nur die Schützen.
      Der Grundsatz der Freiheit muss doch für alle denkenden Menschen wichtig sein, zumindest für alle, denen Menschrechte noch etwas bedeuten. Da ändert auch eine nationalistische Einstellung des jeweiligen “Unterdrückerstaates” nichts.
      Ist es nicht nur Feigheit vor dem “Feind”, wenn jemand dieser Tatsache nicht ins Auge schaut?

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