Ich hatte bereits darauf aufmerksam gemacht, dass der Tiroler Reisepass von anno Schnee (Österreich-Ungarn) zweisprachig war und somit die Mehrsprachigkeit des Landes besser — wenngleich ohne Ladinisch nicht vollständig — widerspiegelte, als unser heutiger im demokratischen und angeblich minderheitenfreundlichen Italien.
Außerdem hatte ich in einer Gegenüberstellung von Reisepässen (Belgien, Schweiz, Italien) den unterschiedlichen Umgang mit Mehrsprachigkeit aufgezeigt, je nachdem, ob sich ein Staat national oder nicht national (bzw. plurinational) definiert.
Doch selbst unter Staaten, die sich national definieren, gibt es unterschiedliche Abstufungen und Nuancen. Manche respektieren ihre sogenannten »nationalen Minderheiten« mehr, andere weniger. Für eine Minderheit in einem Nationalstaat wird Südtirol häufig als eine Vorzeige- oder Modellautonomie bezeichnet, ganz frisch auch von den österreichischen Grünen, die sich während ihres Südtirolbesuchs gegen die Doppelpasslösung und für den »Unionspass« aussprachen.
Die drei Varianten des slowenischen Reisepasses
Slowenien, wie Italien ein Nationalstaat, stellt Mitgliedern der anerkannten ungarischen und italienischen Minderheit zweisprachige Pässe aus. Die beiden Sprachgemeinschaften zählen je nur rund 6.000 bzw. knapp 2.000 Mitglieder (0,32% bzw. 0,11% der Gesamtbevölkerung).
Anders als konstitutiv mehrsprachige Länder (Belgien, Schweiz, Kanada etc.) sind hier nicht alle Reisedokumente drei- oder mehrsprachig, sondern nur jene, die in den Minderheitengebieten ausgegeben werden. Dies könnte zum Beispiel auch ein Modell für Staaten wie Italien sein, die eine Vielzahl von Minderheiten zählen und nicht alle Sprachen in ein und demselben Dokument berücksichtigen wollen.
Senator Oskar Peterlini (SVP) hatte sich aber in Italien vergeblich für mehrsprachige Reisepässe eingesetzt — letztendlich zeigte Rom keine Sensibilität für dieses Anliegen. Die Arbeit des Senators könnte vielleicht vom grünen Parlamentarier Florian Kronbichler fortgeführt werden, als Zwischenschritt zu einem gemeinsamen europäischen Pass und im Sinne der Vielfalt sozusagen. Aber wahrscheinlich gibt es »wichtigere Probleme«.
Der »Unionspass«, den die Grünen in Südtirol gebastelt haben und der somit wohl ihren Wunschvorstellungen entspricht ist allerdings auch einsprachig: Passport/European Union liest man auf den Fotos.
Cëla enghe: 01
Disclaimer: Ich weiß nicht, wie es um den Minderheitenschutz in Slowenien allgemein bestellt ist. Es soll hier ausdrücklich nur um die Lösung bezüglich der Reisepässe gehen, die deutlich besser ist als im diesbezüglich einsprachigen Italien.
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