Als sie 2012 in Südtirol waren — dem Land, das für viele von ihnen eine zu feiernde Eroberung ist — durfte man die fröhlichen Alpini nur mit Samthandschuhen anfassen. Kritik war verpönt, Kritiker nur lästige Spielverderber, die keinen Sinn für eine ausgelassene und »völlig harmlose« Feier hatten. Die wichtigsten Südtiroler Medien — von A. Adige über Tageszeitung und Dolomiten bis hin zum Wochenmagazin ff — stimmten in einen selten eintönigen Jubelchor ein, ein heutiger linker Parlamentarier wurde für seinen Einsatz gar mit dem Alpinipreis geehrt. Das Land Südtirol richtete eine Ausstellung über die italienischen Gebirgstruppen ein, die deren ungebremsten Militarismus einschließlich der unaufgearbeiteten Kriegsverbrechen unhinterfragt ließ. Nur Projekt Bozen kritisierte die massive Präsenz von schwerem Kriegsgerät auf den Talferwiesen.
Kurzum: Eine verkehrte Welt.
Es bedurfte offenbar der Kirche — nicht der Südtiroler Kirche allerdings — um den Alpini hundert Jahre nach ihrem Eintritt in den ersten Weltkrieg, der vom Staat gefeiert wurde, die Grenzen der Gewaltverherrlichung aufzuzeigen.
Rendi forti le nostre armi contro chiunque minacci la nostra patria, la nostra bandiera, la nostra millenaria civiltà cristiana.
Diesen Satz, der die bewaffnete Verteidigung des Vaterlandes, seiner Flagge und der christlichen Zivilisation gegen jegliche Bedrohung beschwört, wollte ein Priester bei Treviso an Mariä Himmelfahrt nicht in seiner Kirche hören. Er bat die Alpini, diesen Teil aus ihrem »Gebet« zu streichen oder abzuändern, da er ihm gerade in der heutigen Zeit unangemessen erscheine.
Doch diesen vermeintlichen Affront ließen die ANA-Angehörigen nicht auf sich sitzen, verließen aus Protest die Kirche und verlasen ihr zweifelhaftes Gebet im Freien.
Postwendend kam die Antwort der Diözese von Vittorio Veneto: Das Rezitieren des bereits 80 Jahre alten ANA-Gebets sei fortan während Messen und Gottesdiensten unerwünscht.
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