Südtirol rühmt sich, über einen gut organisierten und ausgestatteten Zivilschutz zu verfügen, zu dem neben dem Weißen und dem Roten Kreuz zum Beispiel auch die unzähligen Freiwilligen Feuerwehren gehören.
Nun spielt sich an der (angeblich nicht mehr existierenden und spürbaren) Staatsgrenze am Brenner seit Monaten ein Kapitel der weltweiten Flüchtlingstragödie ab, mit Menschen, die vor Krieg und Elend nach Europa flüchten. Die meisten von ihnen möchten in den Norden, vor allem nach Deutschland und Skandinavien, weiterreisen, werden jedoch von der Polizei daran gehindert, da dies aufgrund der sogenannten Dublin-III-Verordnung nicht möglich ist.
Auf sich allein gestellt, schlafen — wie man erfährt — zahllose Flüchtlinge, nachdem sie unvorstellbare Strapazen auf sich genommen haben, in der Kälte, am Boden in der Unterführung und in den heruntergekommenen Wartesälen des Grenzbahnhofs. Nur sehr spärlich werden sie mit Informationen und Lebensmitteln sowie psychologisch und ärztlich versorgt. In Bozen ist die Situation nicht besser.
Der Staat kommt seinen menschenrechtlichen Verpflichtungen nicht nach, doch auch Landespolitik und -verwaltung verharren offenbar in Untätigkeit. So sind die Flüchtlinge auf die (großartige) Unterstützung von NROs und Einzelpersonen angewiesen, die jedoch nicht leisten können, was die öffentliche Hand verabsäumt.
Ich möchte gern wissen: Wo bleibt die Zivilschutzmaschinerie mit ihren Zelten, Betten, Feldküchen, Toiletten, Duschen, mit ärztlicher Versorgung? Warum stellt das Land zudem nicht geschulte MitarbeiterInnen (und DolmetscherInnen!) ab, die professionelle Hilfe, Auskünfte und eine grundlegende rechtliche Beratung gewährleisten? Sind MigrantInnen, zum Teil Frauen, Kleinkinder und Kranke, Menschen zweiter oder gar dritter Kategorie?
Es ist zum Schämen, wenn zwar bei der Beteiligung Südtirols an den Staatsschulden großspurig von »Solidarität« geschwafelt wird, es dann jedoch an elementarster Hilfe für die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft fehlt. Ist das Zivilisation?
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