von Fabio Rigali
Es passiert immer wieder in einer Universitätsstadt: Geht man zu einer Studentenparty oder ins Pub, so kommt man gleich mit Menschen anderer Herkunft in Kontakt. Heutzutage reisen Jugendliche in Europa viel mehr als vor nur 10 Jahren. Irgendwie bekommt man auch zu spüren, daß Europa langsam zusammenwächst: Man ist so gewöhnt mit Leuten aus verschiedenen Ländern in Kontakt zu kommen, daß es schon zur Normalität gehört, und man versteht sich unmittelbar mit Gleichaltrigen durch die sehr verbreiteten Englisch-Sprachkenntnisse und die vielen Gemeinsamkeiten, die junge Europäer heute haben.
Genauso wie all dies zur Normalität gehört, wird man auch täglich nach der eigenen Herkunft gefragt und gerade in jenem Moment bekommt man zu spüren wie zäh unsere Mentalität, trotz des europäischen Einigungsprozesses, immer noch an den Nationalstaaten festhält. Denn die Antworten der Befragten lauten immer nur “Deutschland”, “Spanien” oder “Polen”, statt etwa “Sachsen”, “Andalusien” oder gar “Antwerpen”, “Marseille”, usw. Nach genaueren Angaben wird auch nur selten gefragt, und zwar meistens wenn man aus dem gleichen Staat stammt. Denn man will ja möglichst unkompliziert scheinen und den anderen entgegenkommend: So traut man sich zunächst nicht, den Ansprechpartner mit komplexeren, ja vielleicht langweiligen, geographischen Angaben zu überfordern.
Genau als Südtiroler hat man damit aber sofort ein Problem, denn man paßt genau in keine nationalstaatliche Schublade und man spürt, dass man mit solchen Vereinfachungen der Realität unserer Identität nicht gerecht wird. Was soll man denn tun? Es kostet zwar ein wenig Mühe eine möglichst objektive Darstellung Südtirols stichwortartig zu skizzieren, es lohnt sich aber; aus Erfahrung kann ich das nur empfehlen, denn man weckt gleich Interesse und man wird sofort auf weiteres gefragt. Persönlich hätte ich es sehr leicht mich selbst als Italiener darzustellen; sprachlich gesehen bin ich es immerhin auch. Meine teure Heimat pflege ich aber so zu bezeichnen: “Südtirol, eine Region zwischen Italien und Österreich”. Sollte man weiter gefragt werden, kann man wohl ein wenig Geschichte erzählen und daß man alltäglich verschiedene Sprachen gebraucht, finden die meisten sehr interessant.
Es kostet ein wenig Mühe, dafür wirkt man aber gleich wenig “standardisiert” und man muntert auch andere auf, etwas Interessantes über ihr Land zu erzählen. Verschreiben will ich das freilich niemanden: jeder soll nur tun wie er besser mag. Mit diesem kurzen Beitrag will ich nur sagen, daß jeder, meiner Meinung nach, auch innerhalb der herrschende nationalstaatlichen Logik, ein wenig Platz für die vielen verschiedenen “Heimaten” Europas schaffen kann.
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