Auf der Webseite der Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) gibt es stets was zu entdecken, so zum Beispiel die offenbar ohne Beiziehung eines Hirns konzipierte Vorstellung von »Südtirols Nachbarn«. Die da wären: Nordtirol, Graubünden und das Trentino. Wo Osttirol, Salzburg, Sondrio und Belluno bleiben — man weiß es nicht. Ist auch egal, wird doch bereits der Euregio-Partner Trentino als »schon ganz Italien« bezeichnet und — man höre und staune — kurzerhand um Cortina d’Ampezzo erweitert (s. Ausschnitt oben). Die Hauptstadt Trient heißt natürlich: Trento. Und was gibt es zu Nordtirol zu sagen? Nur soviel: Dass es eine Metropole ist und dass die SMG nicht weiß, wie man Kitzbühel schreibt. Sollen sich halt auch endlich einen italienisch klingenden Ortsnamen zulegen!
Unser nördlicher Nachbar lebt und liebt die Berge. Besonders der Winter verwandelt sich (sic) die Alpennordseite in eine pulsierende Schneemetropole (sic). Ischgl, Kitzbühl (sic) und Innsbruck tragen wesentlich dazu bei.
Und auf der zur Veranschaulichung beigefügten Karte sind Tolomeis wunderschöne Ortsnamen auch schon im Deutschen vorrangig, von Glorenza/Glurns bis Brunico/Bruneck. Ja, die SMG wird es irgendwann wohl sogar schaffen, die historischen Ortsnamen selbst auf dem deutschsprachigen Markt abzuschaffen.
Das kommt davon, dass man Ignoranten Dilettanten ureigenste politische Aufgaben überlässt. Wäre nett, zu erfahren, was die Autonomiepolitikerinnen in der Landesregierung gegen solchen Pfusch unternehmen. Als Außenstehender würde ich nämlich behaupten: gar nichts!
Nachtrag: Es lohnt auch ein Blick auf die italienische und englische Variante der besagten Seite über Südtirols Nachbarn. In guter Tolomei’scher Manier wird die Nordtiroler Stadt Kitzbühel gleich auch »eingeitalienischt« und als »Kitzbuhel« bezeichnet. Im Grunde ist das nicht nur eine Respektlosigkeit den Bewohnern der Gamsstadt sondern auch den italienischen Gästen gegenüber. Hält die SMG diese tatsächlich für so minderbemittelt, dass man ihnen kein »ü« zutrauen kann?
Auch die Situation im Engadin scheint man nicht ganz durchblickt zu haben: Als Orte in Graubünden werden nämlich »Engadina, St. Moritz e Davos« aufgezählt. St. Moritz ist ein Ort im Engadin, wobei der dortige Tourismusverband als »Engadin St. Moritz« firmiert. In der englischen Variante wird »Grisons« (ein im englischen Sprachraum verwendetes Exonym für Graubünden) zu »Gisons«. Interessant ist auch, dass die weltbekannten Resorts Engadin, St. Moritz und Davos in »contrast with many unspoilt mountain villages and valleys« stehen. Im Umkehrschluss heißt das also wohl, dass das Engadiner Hochtal, St. Moritz und Davos verschandelt und verdorben sind. Tolle Werbung. Dass die ganzen Texte dann auch noch mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern durchsetzt sind, krönt die großartige Leistung der Südtirolwerber.
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