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Landeselternbeirat: Suggestive Umfrage?

Autor:a

ai

Der Landesbeirat der Eltern der deutschen Schule in Südtirol hat im Februar und März 2015 eine Umfrage durchgeführt, deren Ergebnisse am Samstag, 23. März 2015 präsentiert wurden.

Die Zahlen
Bei über 50.000 Teilnahmecodes, die an den deutschen Schulen und Kindergärten über die SchülerInnen bzw. Informationsfächer verteilt wurden, nahmen 12.877 Eltern an der Umfrage teil. Dies entspricht einer Beteiligung von etwas mehr als 25% der Eltern.
Von den Initiatoren wird die Umfrage als repräsentativ bezeichnet. Diesbezüglich muss aber angemerkt werden, dass es sich um keine Umfrage handelte, bei der die TeilnehmerInnen nach statistischen Kritierien gewichtet oder sonst nach einem statistisch repräsentativen Zufallsprinzip ausgewählt wurden. Es unterlag der eigenen Entscheidung der Eltern, daran teilzunehmen oder nicht teilzunehmen. Knappe 75% nahmen an der Umfrage nicht teil. Wir wissen nicht, was die Gründe hierfür sind.

Was wurde gefragt?
Hauptschwerpunkte der Befragung waren neben dem Schulkalender und dem Italienisch-Unterricht einige eher allgemein gehaltene Fragenblöcke zu den Kompetenzen, die in Zukunft für die Kinder wichtig sind oder zu Fächergruppen, die intensiviert werden sollten.

Wie war die Umfrage aufgebaut?
Die Befragung folgt keiner einheitlichen Methodik.
Bei den Fächergruppen Deutsch/Literatur, Sport/Kreatives/Handwerkliches/Musisches, Geschichte/Geographie, Mathematik/Informatik/Naturwissenschaften wurde innerhalb einer Sammelfrage danach gefragt, ob sie im Vergleich zur aktuellen Situation auf einer Skala von 1 bis 5 weniger wichtig als bisher, gleichbleibend oder in Zukunft stärker gewichtet werden sollten.
Zum Deutschunterricht wird zusätzlich gefragt, ob der Unterricht auf Hochdeutsch auf einer Skala von 1 bis 5 zu umfangreich, genau richtig oder in zu geringem Umfang angeboten wird.
Bei allen oben erwähnten Fächergruppen wird ermittelt, ob hinsichtlich der quantitativen Wichtungen an den Stellschrauben gedreht werden soll.
Bei der Frage nach dem Italienischunterricht scheint der Beirat bereits davon ausgegangen zu sein, dass Handlungsbedarf besteht. Einzig bei dieser Frage, in abgeschwächter Form auch bei der Frage nach dem Englischunterricht, waren konkrete Antworten vorgegeben.

Bei der Abstimmung verfestigte sich ein bestimmtes Gefühl, an einer Umfrage teilzunehmen, die methodisch nicht sehr ausgereift ist und die bei bestimmten Fragen einen eindeutig suggestiven Charakter annimmt. Wollte man speziell hinsichtlich des Italienischunterrichtes durch die Fragestellung ein bestimmtes Ergebnis erzielen?

Italienischunterricht
Folgende Antworten standen zur Auswahl:

Deutsch – Italienisch
Wie ist Ihre Meinung zum Erlernen der italienischen Sprache?

  • Verschiedene Fächer auch in italienischer Sprache unterrichten (max. 50% der Unterrichtszeit)
  • Mehr Schüleraustausch/Partnerschulen, schulübergreifende Projekte mit italienischen Schulen
  • Mehrsprachige Schule: deutsche und italienische Schulen sollen mittelfristig zusammengelegt werden
  • Aktuelle Situation beibehalten

Elternumfrage - Ausschnitt.

Es waren Mehrfachnennungen möglich, was die Ergebnisse zusätzlich verwirrender gestaltet. Das System verhinderte zudem nicht widersprüchliche Kombinationen, wie die gleichzeitige Auswahl von Beibehaltung der aktuellen Situation und mehrsprachige Schule.
Die naheliegendste Wahlmöglichkeit, nämlich die Verbesserung der pädagogischen und didaktischen Qualität des Italienischunterrichts, stand gar nicht zur Verfügung. Landauf und landab wird über die dürftigen Früchte des Italienischunterrichts gejammert und laut Kurt Rosanelli, dem Vorsitzenden des Landesbeirates der Eltern, sei dies dem Schulamt auch hinlänglich bekannt.

Wollte man möglicherweise mit der Umfrage einer bestimmten Berufsgruppe nicht zu nahe treten? Macht das Ergebnis ohne diese Antwortmöglichkeit bzw. eine spezielle Frage zur Zufriedenheit mit der pädagogisch-didaktischen Qualität im Italienischunterricht überhaupt Sinn?
Ohne eine solche Frage wissen wir schlicht und einfach nicht, was die Erwartungen der Südtiroler Eltern hinsichtlich des Italienischunterrichtes sind.
War man sich dieses Regiefehlers in der Fragestellung sogar bewusst? Kurt Rosanelli äußerte sich auf Rai Südtirol am 23.03.2015 (ca. 8.20 Uhr) dahingehend, dass

es zu wenig kompetente ItalienischlehrerInnen gibt und dass, laut den Ergebnissen, 3/4 der Befragten besseren und nicht mehr Italienischunterricht wünschen. […] Wir haben ganz dezidiert nicht Immersionsunterricht gemeint und haben ihn deshalb auch nicht abgefragt.

Am Ende des Interviews zieht die Journalistin im Widerspruch zum Interview, aber wohl in Bezug auf die Abstimmungsergebnisse das Fazit

dass die Eltern einen moderneren Unterricht wünschen und mehr Italienisch.

Was sollte man daraus lernen?

  1. Bevor eine derart delikate Materie, die für das Fortbestehen einer Minderheit zentral ist, Thema einer Umfrage wird, sollte wissenschaftlich der Status Quo erhoben werden. hat schon häufig die mangelnde Datengrundlage kritisiert, wenn es um das Thema Mehrsprachigkeit geht.
    Konkret muss vor einer solchen Umfrage, zumindest was den Sprachunterricht und die Sprachkompetenz betrifft, erhoben werden, ob der Italienischunterricht pädagogisch und didaktisch den Anforderungen eines modernen Fremdsprachenunterrichts entspricht und auf welchem Niveau Südtirols SchülerInnen tatsächlich stehen. Weiters müssen auch die Hochdeutsch- und Englischkenntnisse ermittelt werden. Erst wenn diese Basisdaten vorhanden sind, ist es sinnvoll, eine Umfrage zu lancieren.
    Zudem müssten etliche Fragen bzw. vorgegebene Antworten in einen weiteren Kontext über potentielle gesellschaftliche Auswirkungen gesetzt werden (siehe auch Punkt 3).
  2. Offenbar ist dem Schulamt das mangelhafte pädagogisch-didaktische Niveau des Italienischunterrichtes bekannt. Welche Maßnahmen wurden bisher ergriffen? Inwieweit wird im Schulamt überlegt vom sogenannten “Zweitsprachenansatz” zu einem “Fremdsprachenansatz” zu gelangen? Ein Problem stellt die mangelnde Kontinuität bei der Besetzung von Stammrollenstellen, besonders in Landgemeinden dar. Verfügt Südtirol hier überhaupt über die entsprechenden Zuständigkeiten um zeitnah wirksame Verbesserungen umzusetzen?
    Erwartet man sich rein durch eine Ausweitung des Italienischunterrichtes über CLIL-Fächer eine pädagogisch-didaktische Verbesserung? Liegt in diesem Ansatz nicht ein Widerspruch?
  3. Schule ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Die Meinung der Eltern (an der Umfrage haben sich ca. 25% der Eltern beteiligt) bildet hinsichtlich der Schulentwicklung einen wichtigen Teil der Gesellschaft ab, aber die Eltern sind nicht der einzige Akteur, der ein Interesse daran hat. Einige Beispiele: Der Unterricht von CLIL-Fächern bis max. 50% würde bei konsequenter, flächendeckender Umsetzung bedeuten, dass im Extremfall 30% der deutschsprachigen LehrerInnen ihren Job verlieren.
    Südtirol hat nach wie vor keine primäre Kompetenz im Schulbereich. Bis dato erweist sich Südtirols Autonomie als zu schwach, um tatsächlich eine gleichberechtigte Mehrsprachigkeit zu garantieren. In vielen Bereichen folgt der Gebrauch der Sprache (z.B. Gerichtswesen, Etikettierung, vorherrschende Geschäftssprache in international agierenden Konzernen) einer nationalstaatlichen Logik. Wird im Schulwesen an den Stellschrauben gedreht, führt dies im nationalstaatlichen Kontext, dem Südtirol ausgesetzt ist, möglicherweise zu irreversiblen Entwicklungen. Die Praxis an der Uni Bozen und an der Claudiana, wo zwar gerne die perfekte Drei- bzw. Mehrsprachigkeit propagiert wird, zeigt heute schon genügend Anzeichen, dass im Zweifelsfall tendenziell weniger Fächer auf Deutsch unterrichtet werden, als dies offiziell der Fall sein sollte. Ist dies eine Blaupause für Immersions- oder CLIL-Modelle im nationalstaatlichen Kontext?
    Warum werden in diesem Zusammenhang nicht auch Konzepte wie etwa das asymmetrische katalanische Immersionsmodell thematisiert? Dieses könnte bei behutsamer Umsetzung und entsprechenden Garantien durchaus die individuellen Anforderungen nach verbessertem Spracherwerb mit dem gesamtgesellschaftlichen Anspruch nach Schutz der autochthonen Minderheitensprachen und Absicherung vor allgegenwärtigen nationalstaatlichen Automatismen vereinbaren.
  4. Neben der Diskussion um einen besseren Spracherwerb gibt es auch andere wichtige Themenbereiche, die notorisch vernachlässigt werden. Beispiele:
    • Kompetenzen im naturwissenschaftlichen, mathematischen Bereich, die nicht unwesentlich sind, wenn wir von Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Kontext sprechen, einschließlich der
    • Sensibilisierung von Mädchen und jungen Frauen für naturwissenschaftliche Fächer;
    • Rolle der (deutschen) Schule hinsichtlich der Integration und Inklusion von neuen SüdtirolerInnen. Ob und wie das Thema Immigration bewältigt wird, wird in naher Zukunft zu einem wesentlichen gesellschaftlichen Erfolgsfaktor zählen.

Abschließend soll noch festgehalten werden, dass es einigermaßen erstaunt, dass derart zentrale Themenbereiche nicht innerhalb eines professionell organisierten und einer gesellschaftlich breit ausgerichteten Plattform diskutiert und entwickelt werden. Für Schnellschüsse und mediale Eintagsfliegen ist das Thema viel zu wichtig.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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Comentârs

31 responses to “Landeselternbeirat: Suggestive Umfrage?”

  1. G. P. avatar
    G. P.

    Wer eins und eins zusammenzählen kann – was aber nicht alle und vor allem bestimmte Kreise nicht beherrschen – hat schon beim Ausfüllen des Fragebogens verstanden, um was es in Wirklichkeit bei dieser angeblich seriösen Umfrage geht. Es geht hauptsächlich um den Italienisch-Unterricht und da vor allem um die Vermischung des Deutschen mit dem Italienischen. Die restlichen Fragen sind im Grunde nur belangloses Beiwerk.
    Und was soll die Aussage von Kurt Rosanelli, “wir haben ganz dezidiert nicht Immersionsunterricht gemeint und haben ihn deshalb auch nicht abgefragt”? Eine Antwortmöglichkeit lautete doch: “Mehrsprachige Schule: deutsche und italienische Schulen sollen mittelfristig zusammengelegt werden.”
    Wer hält da wen für blöd?

  2. Jim avatar
    Jim

    hervorragende Analyse!

  3. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Dass der Italienischunterricht an den deutschen Schulen in Südtirol verbessert werden kann und muss, ist selbstverständlich. (Ich habe mich immer dafür eingesetzt, auch wenn Arno Kompatscher vor der jüngsten Landtagswahl in verleumderischer Weise behauptet hat, ich hätte den Italienisch-Unterricht für überflüssig erklärt). Das wahre Problem in Südtirol ist aber der erschreckend schlechte Deutsch-Unterricht an den deutschen Schulen. Ich habe den Brief eines Direktors einer deutschen Oberschule in der Hand, der von Fehlern aller Art strotzt – was sollen da die armen Schüler lernen? Was sie tatsächlich an unseren Schulen lernen oder, besser gesagt, nicht lernen, kann man jeden Tag den peinlichen Interviews und Höreranrufen auf RAI Südtirol entnehmen. Wenn das so weitergeht, kann man die hart erkämpfte deutsche Schule gleich abschaffen.

    1. Christian Mair avatar
      Christian Mair

      Beides ist möglich durch ein Öffnen des Arbeitsmarkts für Lehrende aus Österreich und Italien!

      1. Steve avatar
        Steve

        Beides ist möglich durch ein Öffnen des Arbeitsmarkts für Lehrende aus Österreich und Italien!

        Versteh ich jetzt nicht…sind doch genügend von denen da…(wobei das genügend jetzt nicht als überflüssig verstanden werden soll), sogar mit Möglichkeit zum Erwerb der Stammrolle.
        Anzi, österreichische Lehrämtler hatten bisher oft bessere Karten als Südtiroler Unterrichtende, welche ein reines Fachdiplom erworben hatten (was aber bis vor nicht allzu langer Zeit der normale Weg zur Stammrolle war!).

      2. G.P. avatar
        G.P.

        Anzi

        Ha, erwischt! Das “anzi” passt hier wie die Faust aufs Auge. Wir diskutieren hier u. a. auch über den (schlechten) Deutsch-Unterricht und Deutsch-Kenntnisse und du kommst mit dem Wort “anzi” daher …

      3. Steve avatar
        Steve

        Na, zum Glück weist du mich darauf hin. Wenn ich dann morgen zu Mittag Nudeln aus Hartweizen mit rundem Querschnitt esse und mir danach einen zieh mich hoch genehmige, werde ich an dich denken. Am Abend fahre ich dann zu einem spezialisierten Gasthaus, wo ich mein motorbetriebenes Fahrzeug in einen überrankten Laubengang parke und dann ein würzig belegtes überbackenes Fladenbrot verdrücke, welches ich dann mit einem unter hohem Dampfdruck zubereiteten Kaffee verdauen werde. Wenn ich zehn Stück schaffe, bekomme ich vielleicht einen Preisnachlass? Vorher muss ich aber noch zum Geldinstitut und überprüfen, ob ich mein Instrument zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs nicht überzogen habe.
        Also, irgendwann ists dann auch mal gut mit der Paranoia und gewisse Ausdrücke funktionieren un anderen Sprachen nun mal besser. Oder wie willst du Internet, Scrollbar, Screenshot, Hyperlinks,… eindeutschen?
        Ich denke mal, mit dieser Rosinenpickerei tun wir der Sache keinen Gefallen. Anzi…

      4. Steve avatar
        Steve

        Naja, manchmal kann man gewisse Sachen eben in anderen Sprachen besser ausdrücken. Oder was wäre die deutsche Entsprechung von “anzi”? Mir jedenfalls fällt keine ein, zumindest keine die es so kurz und prägnant auf den Punkt bringt. Anzi…

      5. pérvasion avatar

        »Im Gegenteil.«

      6. G.P. avatar
        G.P.

        Also bitte! Ohne kleinlich und pingelig zu sein, aber zwischen “Pizza”, “Spaghetti”, “Cappuccino” und “anzi”, “magari” und dem – bislang noch gar nicht erwähnten – “Patent” (Führerschein) liegen Welten. Erstere sind eingedeutscht, siehe auch den Duden, der doch maßgebend für die deutsche Sprache ist.
        Und probiert doch einfach mal, einem Deutschen zu sagen: “War gestern zu schnell unterwegs, magari muss ich für ein paar Monate ohne Patent auskommen.”

      7. Steve avatar
        Steve

        Und der Schweizer sagte dann eben “Diese paar Monate muss ich halt mit dem Velo fahren!”. Soll er das dann auch nicht mehr dürfen, um die Befindlichkeit unserer bundesdeutschen Freunde nicht zu stören? Es geht doch drum, welche Kultur die Bevölkerung eines bestimmten Gebietes entwickelt, und nicht was zwangsweise von außen aufgedrückt wird.
        Und der Duden ist nun mal der kleinste gemeinsame Nenner für den deutschen Sprachraum. Würde es eine eigene Edition nur für Südtirol geben, wären magari “Patent, Targa und pu..ana” auch schon eingedeutscht.

      8. G.P. avatar
        G.P.

        Du willst mich anscheinend nicht verstehen. Es geht ganz bestimmt nicht um die Befindlichkeit “unserer bundesdeutschen Freunde” – das wäre ja noch schöner ;-) – nein, es geht einzig und allein um eine “saubere” und korrekte Sprache.

      9. Harald Knoflach avatar

        @G.P.
        schon mal auf die idee gekommen, dass der duden mehr deskriptiv denn präskriptiv ist?
        der duden bildet mehr ab als er vorschreibt. was “sauber” und “korrekt” ist, entscheidet nicht der duden. das entwickelt sich. und wenn sich genügend menschen für eine variante entscheiden, reagiert der duden und “kanonisiert” sie. und dass es zudem lokale und regionale varietäten gibt, die nicht notwendigerweise im duden stehen müssen, ist doch das gute und schöne an unserer sprache. überdies sollten wir zwischem formellen und informellem kontext unterscheiden.

      10. Karl-Heinz avatar
        Karl-Heinz

        Piefke

        Danke, “Kamerad Schnürschuh” bzw “Zwockel”

        http://de.wikipedia.org/wiki/Zwockel
        “Rassistisch” ist maßlos überzogen, Steffl :-)

        Ich trag’ s schon mit Humor und gebe es nicht an Claudia Roth weiter :-)

        San mir in der Schlamastik drin,
        muss uns der Piefke aussizieh’n

    2. Christian Mair avatar
      Christian Mair

      Es geht darum den Markt für Lehrpersonen zu öffnen für Lehrerinnen und Lehrer aus Italien, Deutschland und Österreich, die keinen Zweisprachigkeitsnachweis haben und so durch eine Konkurrenzsituation bessere Leistungen zu erzielen. ISt der Proporz noch zeitgemäss? Probeweise viell. beginnen mit 25%?
      @steve

      …österreichische Lehrämtler hatten bisher oft bessere Karten als Südtiroler Unterrichtende

      Wie viele österreichische Lehrämtler gibt es in Südtirol welche nicht Südtiroler sind?

      1. Steve avatar
        Steve

        Es geht darum den Markt für Lehrpersonen zu öffnen für Lehrerinnen und Lehrer aus Italien, Deutschland und Österreich, die keinen Zweisprachigkeitsnachweis haben…

        Der Zweisprachigkeitsnachweis ist keine Voraussetzung für das Unterrichten und die Stammrolle, sie bringt “lediglich” die entsprechende Zulage mit sich. Da aber weder die Südtiroler den Nachweis geschenkt bekommen, noch die “anderen” von deren Erwerb ausgeschlossen sind, kann ich hier kein Hemmnis erkennen.
        Voraussetzung ist der Nachweis, dass Deutsch (in deutschen Schulen) bzw. Italienisch (in italienischen Schulen) entweder Muttersprache ist oder die genügende Kenntnis über eine Ergänzungsprüfung nachgewiesen wird. Und ich behaupte mal, wenn wir schon von Sprachsensibilität reden, ist das nicht zuviel verlangt. Und auch hier gibt es keine Benachteiligung, da ja für die Italiener außerhalb Südtirols und für die Bundesdeutschen und Österreicher Italienisch bzw, Deutsch ja Muttersprache ist. Höchstens ein Franzose könnte sich benachteiligt fühlen, aber irgendwann gehts auch mal zu weit.

        …so durch eine Konkurrenzsituation bessere Leistungen zu erzielen.

        Die Konkurrenzsituation tritt ohnehin nicht ein, da nicht die Schulen das Personal einstellen, sondern das Schulamt. Und dieses bewertet nicht nach Leistung, sondern erstellt eine Rangliste aufgrund von Studientitel und Dienstjahren. Das ist ja auch das Problem, dass man eine Lehrperson, welche nur über genügend Dienstjahre verfügt, nicht mehr los wird, so schlecht die schulischen Ergebnisse auch sein mögen. Nur bei körperlichen Übergriffen oder massiven sozialen Problemen ist das anders…

        Wie viele österreichische Lehrämtler gibt es in Südtirol welche nicht Südtiroler sind?

        Ich kenne vier mit Stammrolle. Davon 1 x Mathe/MS, 1 x Latein/OS und 2 x Mathe-Physik/OS. Ob das jetzt viel oder wenig ist, sei dahingestellt. Wenn aber mehr kommen sollen, dann müsste man, wenn schon, die Arbeitsbedingungen attraktiver machen, denn den Arbeitsmarkt noch mehr öffnen geht nicht, da er schon vollkommen offen ist.

      2. Moderation avatar

        Bitte laut Netiquette (Pkt. 17) zitieren.

  4. a&a&a avatar
    a&a&a

    Gute Analyse!
    Nur wissen was man eigentlich will ist schwer. Ja was will man denn eigentlich?
    In meinem Verständnis stellt der Screenshot eine Abbildung von Wegen dar, aber welche sind die Ziele wohin die Wege führen?
    Flächendeckende C1 Kenntnisse in Italienisch?
    Stärkere Identifikation mit der italienischen Kultur?
    Beides oder noch ein drittes, viertes n-tes Element?

    Ohne Kenntnis des Status Quo ist sowieso alles nur Kaffeesud-Lesen, aber dieser Umstand wurde bereits im Artikel sehr eingehend und klar dargelegt.

  5. anonym avatar
    anonym

    Der Deutsch-Unterricht an Italienischen Schulen ist seltsamerweise nie ein Thema.
    Nur die deutschsprachigen Südtiroler sollten die Sprache des Staates besser lernen. Wogegen ich grundsätzlich nichts habe, aber diese Einseitigkeit ist schon auffallend, oder?

    1. pérvasion avatar

      Ich kann in vielerlei Hinsicht eine Schieflage erkennen, zum Beispiel auch in der Einschätzung der Zweitsprachkenntnisse; dass aber Qualität und Intensität des Deutschunterrichts an italienischen Schulen kein Thema wäre, würde ich so nicht bestätigen. Meines Wissens macht die italienische Schule einen breiteren Gebrauch von CLIL/Immersion, als die deutsche Schule, wobei selbstverständlich ist, dass eine nationale Minderheit nicht so unbekümmert experimentieren kann, wie die nationale Mehrheit.

    2. fabivS avatar
      fabivS

      Lieber Anonym, du kannst täglich im Alto-Adige entweder vom Immersion oder gleich von gemischte Schule lesen. Noch mehr: viele Italiener empfinden das, bis vor nicht so lange her geltende SVP-Verbot über solche Lösungen, als Zeichen des bösen willen… also bittschien!

  6. CSVR avatar
    CSVR

    Es gibt massenhaft Kurse für Fremdsprachen verschiedener Verlage (Assimil, Langenscheidt, Hueber). Wieso kann in Südtirol nicht der Ansatz verfolgt werden, dass es sich bei Italienisch um eine Fremdsprache handelt, die ja nach Leistungsklasse (A1 bis B2 und gegebenenfalls C1) unterrichtet werden muss. Im Englisch-Unterricht klappt das ja auch.
    Sinnvoll wäre es nicht wie bislang die Klassengemeinschaften zu unterrichten, sondern Leistungskurse ja nach Sprachebene.

    1. Steve avatar
      Steve

      Wieso kann in Südtirol nicht der Ansatz verfolgt werden, dass es sich bei Italienisch um eine Fremdsprache handelt, die ja nach Leistungsklasse (A1 bis B2 und gegebenenfalls C1) unterrichtet werden muss. Im Englisch-Unterricht klappt das ja auch.

      Möglicherweise, weil man dann anerkennen müsste, dass wir eben doch keine verkappten Italiener sind, die halt zufällig auch Deutsch gelernt haben? Ich weiß es nicht…

      Sinnvoll wäre es nicht wie bislang die Klassengemeinschaften zu unterrichten, sondern Leistungskurse ja nach Sprachebene.

      Dieser Ansicht bin ich ohnehin schon lang. Und zwar nicht nur beim Sprachenunterricht, sondern in allen Fächern. Aber da Italien ja Vorreiter bei der Inklusion ist (zumindest in der Theorie), wäre das ja ein Sakrileg!

  7. fabivS avatar
    fabivS

    Ich ärgere mich immer wieder wenn ich vom “sich öffnen” und zugleich “Verzicht auf Zweisprachigkeitnachweis” höre. Das ist auch ein Hauptthema bei den Italiani “del disagio”, die sich durch die Zweisprachigkeitspflicht diskriminiert fühlen.
    Man soll jedem die Möglichkeit anbieten sich das Nachweis zu erwerben; sollte man, von mir aus auch kostenlose Sprachkurse für Arbeiter und Migranten organisieren usw: hier in Schweden gibt sie schon seit Jahrzehnte und seh’ kein Grund wieso das in Südtirol nicht möglich sein soll. Jeder, gleich ob er aus Iraq oder Poland kommt, weiss dass um eine Arbeit zu kriegen, soll die Sprache erlernen und niemand tut dagegen protestieren (ausser Briten und Amerikaner, die meinen ausser Englisch braucht man auf der Erd’ wohl keine andere Sprache). Italiener, Österreicher und Deutsche hätten in Südtirol wohl nur jeweils die andere Sprache zu lernen… also wohl nichts schlimmeres als für Pakistaner Schwedisch zu lernen.
    Das man aber in einer Schule beide Sprachen gut beherrscht seh ich als unverzichtbare Pflicht. Kinder sind auch nicht blöd und beobachten ihren Umfeld sehr gut: wie kann man von ihnen Anstrengung verlangen, wenn sie manchmal mit 10 Jahre schon besser die andere Sprache beherrschen als der Lehrer die eigene? Wie kann man ihnen von der Notwendigkeit der Zweisprachigkeit überzeugen, wenn sie ständig mit Beispiele im Kontakt kommen, dass auch ohne problemlos weiterkommt?
    Sich gegen Zweisprachigkeitspflicht zu wehren um bessere Sprachunterricht zu haben ist im Grunde gleich zum “fucking for virginity”. Ich glaube in der Pflichtschule gibt es kein Platz für Ausnahmen zu dieser einfachen Grundregel. Im Universitäts- Wissenschaft- und Kunstbereich gilt das natürlich von mir aus gar nicht, zumal heute die “lingua franca” wohl Englisch ist, obwohl es auf Dauer auch wünschenswert wäre, wenn externe Lehrkräfte auch die Landessprachen erlernen würden.

    1. Steve avatar
      Steve

      Das man aber in einer Schule beide Sprachen gut beherrscht seh ich als unverzichtbare Pflicht. Kinder sind auch nicht blöd und beobachten ihren Umfeld sehr gut: wie kann man von ihnen Anstrengung verlangen, wenn sie manchmal mit 10 Jahre schon besser die andere Sprache beherrschen als der Lehrer die eigene?

      Grundsätzlich richtig…man verzeihe mir trotzdem mein eventuelles Ignorantentum, aber wann haben die Kinder die Gelegenheit, die Zweitsprachenkenntnisse ihrer Lehrpersonen zu überprüfen?
      Anderer Gedanke hinsichtlich Vorbildfunktion: wenn die Politiker sich schon als die großen Vorbilder für das ganze Land aufspielen bzw. von den entsprechenden Speichelleckern als solche dargestellt werden…müssten dann nicht sie die ersten sein, die einen Zweisprachigkeitsnachweis liefern müssten?

      Sich gegen Zweisprachigkeitspflicht zu wehren um bessere Sprachunterricht zu haben…

      Wie gesagt ist der Zweisprachigkeitsnachweis ohnehin keine Voraussetzung zum Unterrichten.

      1. fabivS avatar
        fabivS

        wann haben die Kinder die Gelegenheit, die Zweitsprachenkenntnisse ihrer Lehrpersonen zu überprüfen?

        Ziemlich oft, eigentlich; denn Schule ist bei weitem nicht nur Unterricht. Auf jedem Fall im Fremdsprachunterrichts, auf Ausflüge; manchmal auch im Kontakt mit andere Lehrpersonen, Eltern (Kinder sind oft anwesend oder informiert) und mit Externe.
        Das ist freilich keine vollständige Prüfung, aber für Kinder sind solche “stichprobartige” Erfahrungen schon genug um ein Bild zu gewinnen…

  8. Fritz avatar
    Fritz

    Lieber harald, jetzt habe ich im Duden nachsehen müssen, was “korrekt” bedeutet.
    1. richtig; einwandfrei
    2. angemessen; bestimmten [gesellschaftlichen] Normen, Vorschriften oder [moralischen] Grundsätzen entsprechend

    Lieber harald, warum schreibst Du immer alles in Kleinbuchstaben? Bist Du sicher, dass das korrekt ist?

    1. hunter avatar
      hunter

      Lieber Fritz,

      ich erkläre es für dich gerne noch einmal.

      1. Der Duden ist deskriptiv und nicht präskriptiv. Wäre er ausschließlich präskriptiv, hätte er sich seit seiner Erstauflage 1880 nicht verändern dürfen. Wenn der Duden etwas als “korrekt” festschreibt, wurde es vorher meist von vielen Menschen bereits nicht dudenkonform verwendet.
      2. In einem formellen Kontext tut man gut daran, sich an die Vorgaben des Dudens zu halten. Ein informeller Kontext – wie es das Forum eines Blogs für mich ist – bietet die Möglichkeit, mit Sprache etwas kreativer umzugehen. Wir können im Dialekt schreiben – oder auch alles in Kleinbuchstaben. Der Schrieb in einem Blogforum ähnelt mehr der gesprochenen denn der geschriebenen Sprache.

  9. Harald Knoflach avatar

    Interessante Argumentationen neuerdings:

    In der Diskussion um die “mehrsprachige Schule” wird sehr oft auf diese Umfrage des Landesbeirates der Eltern verwiesen und das Ergebnis als “Argument” für CLIL und Ähnliches vorgebracht.

    Lassen wir beiseite, dass die Umfrage nicht repräsentativ ist (obwohl der Vorsitzende das behauptet) und dass die Fragestellung suggestiv war.

    Seit wann bestimmen Eltern (und Schüler) über die Inhalte und die Gestalt der Bildungspolitik. Wollen wir in Zukunft auch die Patienten über Behandlungsformen befragen und wenn die Mehrheit (nach einer nicht repräsentativen und suggestiven Umfrage) für eine Umstellung des gesamten Gesundheitssystems auf Homöopathie ist, dann wäre das ein Argument diese Umstellung vorzunehmen?!? Toll!

    1. Sabina avatar
      Sabina

      Ich glaube, du vermischst in deinem Ärger hier ein paar Ebenen.
      Eltern und SchülerInnen können – völlig legitim – Forderungen an die Bildungspolitik stellen. PatientInnen können – völlig legitim – Forderungen an das Gesundheitssystem stellen. Eltern und SchülerInnen einerseits und PatientInnen andererseits sind relevante AkteurInnen für die beiden genannten Politikfelder. AkteurInnen, nicht DienstleistungsempfängerInnen, mit ihrer je eigenen Erfahrung, ihren je eigenen Wissensbeständen und Ansprüchen an das System.
      Wenn du das Szenario derart überzeichnest und ein dichotomisches Gebilde konstruierst, bei dem es entweder um die Positionen der Eltern und SchülerInnen (respektive der PatientInnen) einerseits oder denen von – ja wem eigentlich? – andererseits geht, dann lässt du die Grundregeln demokratischer Aushandlungs-und Entscheidungsprozesse ziemlich krass außen vor und schaffst die Legitimation dafür, denen da (den Eltern, SchülerInnen und PatientInnen) zu sagen, dass sie den Mund halten sollen, bei Fragen von denen sie nichts verstehen.
      Ganz unabhängig davon, um welche – für das Gemeinwesen relevante – Themen es sich handelt, sollte es in einer demokratischen Gesellschaft immer mehr darum gehen, unterschiedliche Wissensbestände miteinander in einen Diskurs zu bringen und darauf aufbauend Entscheidungen zu fällen. Ich werde nicht müde zu betonen, dass es ganz zentral um den Diskurs geht. Dort und nur dort, können unterschiedliche Argumentationen (und diese stehen bei mir nicht in Anführungszeichen) dargelegt und auch gegeneinander abgewogen werden und so die Grundlage für eine von möglichst vielen (niemals allen) getragene Entscheidung bilden.

      1. hunter avatar
        hunter

        @Sabina
        sorry. hätte mich klarer ausdrücken sollen.
        freilich können alle beteiligten akteure (ich finde auch alle nicht direkt beteiligten, denn bildung ist ein gesamtgesellschaftliches feld) forderungen stellen. ich habe aber in diversen artikeln gelesen (ich find sie jetzt nicht mehr online – vielleicht wars auch print), dass man der forderung nachkommen müsse, weil die eltern das gefordert hätten.

        zum einen waren es nicht “die eltern”, denn die umfrage war nicht taxativ und auch nicht repräsentativ. und zum anderen gibt es eben – wie auch du richtig sagst – auch andere akteure in diesem spiel, deren meinung auch zählt.

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