von Pro Krankenhaus Innichen
Kein Kind wird mehr das Licht der Welt in Innichen erblicken. Zumindest nicht auf unserer Geburtenstation. Doch noch schmerzlicher als dieses jähe Ende ist das destruktive Kalkül, mit dem diese Schließung heraufbeschworen wurde.
Jahrzehntelange ausgezeichnete Auf- und Ausbauarbeit wurde innerhalb kürzester Zeit zunichte gemacht. Wie stolz waren wir alle auf unser Krankenhaus und seine zertifizierte Geburtsabteilung! Und nun ist alles nur mehr Vergangenheit — »mit der Schließung der Geburtenstation Innichen stirbt ein Teil von uns allen«, um es mit den Worten eines jungen Vaters auszudrücken.
Die Entscheidung von vergangenem Montag, dem 09. März 2015, war eine erzwungene, aber bestimmt von Niemandem in Innichen oder dem Oberpustertal gewollte Entscheidung! Die aktuelle personelle Unterbesetzung, welche letzten Endes zur Schließung der Abteilung führt, scheint gerade zum richtigen Zeitpunkt eingetroffen zu sein. Zufall? Die Auswirkungen dieser Entscheidung auf die restlichen Abteilungen an unserem Spital sind indes mehr als ungewiss. Der Anfang vom Ende? Eine Schließung in Etappen?
Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass in den letzten Jahren gezielt auf diese Situation hingearbeitet worden ist. Eine systematische Demontage nicht nur der Geburtenstation, sondern vielmehr eine bewusste und verantwortungslose Dezimierung und Zerlegung des Gesundheitssystems auf dem Lande, verantwortungslos jedem und jeder einzelnen BürgerIn gegenüber. Werden die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden? Oder werden es gar diese Personen sein, die das Zukunftsprofil für unser kleines Spital erarbeiten und vorantreiben sollen?
In den letzten Jahren sind von Seiten der Politik sehr viele Versprechungen gemacht worden — eingehalten wurden bisher allerdings keine, angefangen von den baulichen Aspekten bis hin zu den versprochenen personellen Veränderungen und Aufstockungen. Mit einer Ausnahme: das, von uns von Anfang sehr kritisch und ablehnend gesehene, Doppelprimariat für die Abteilung Gynäkologie/Geburtshilfe ist realisiert worden – mit welch »einschlagendem« Erfolg, sehen wir jetzt an der aktuellen Situation dieser Abteilung in Innichen.
Auf einen Umstand weisen wir noch mit Nachdruck hin: Es dürfte eigentlich den Verantwortlichen in Politik und Sanität nicht verborgen geblieben sein, dass eines der gravierendsten Probleme im Südtiroler Gesundheitsswesen die fehlenden Ärzte sind. Diese Situation wurde sicherlich noch verschärft durch das jahrelange Schlechtreden von Leistungen an den kleinen Krankenhäusern, die Aushöhlung von Diensten und Strukturen und die damit einhergehende Verunsicherung von PatientInnen und Bediensteten und nicht zuletzt durch die onkologische Zertifizierung, aber auch durch die ausufernde Bürokratie und die sogenannte »Spending Review«. Letztere war und ist den Verantwortlichen in Politik und Sanität, so hat es den Anschein, gar nicht so ungelegen – oder wie ist es sonst zu verstehen, dass der Bettenabbau im selben Zug mit der Schließung der Geburtsabteilung in Innichen wieder zum Thema für Landesrätin Stocker wird?
Wir fordern mit Nachdruck eine zeitnahe, klare, im Landesgesundheitsplan verankerte Definition aller Dienste, die in Zukunft in den Südtiroler Krankenhäusern angeboten werden.
Für Innichen geht es im Besonderen:
- um den von der Politik bereits zugesicherten Erhalt der beiden bettenführenden Abteilungen Innere Medizin und Chirurgie/Orthopädie;
- um die Beibehaltung der Ersten Hilfe in der derzeitigen Form, mit Notarztdienst und Fachärzten in Hintergrundbereitschaft;
- um die rasche Umsetzung des Frauengesundheitszentrums wie im Konzept vorgesehen, den Erhalt der Gynäkologie und den Aufbau des Hebammensprengels;
- um den Erhalt der Pädiatrie: Wie werden die Kinder im Hochpustertal künftig versorgt? Der nächste Kinderarzt außerhalb des Krankenhauses befindet sich in Olang;
- um die rasche Umsetzung der seit längerem geplanten und versprochenen Adaptierungsarbeiten der Operationssäle;
Die Glaubwürdigkeit von Politik und Sanität werden wir an diesen Entscheidungen messen.
Eines zeichnet sich bereits jetzt deutlich ab: dass die Entscheidungen, die für die kleinen Krankenhäuser getroffen werden, sich auch unmittelbar auf die größeren Häuser auswirken.
Mit deutlichen Folgen für die betroffenen Patienten. Die Situation an der Geburtenstation in Bruneck ist ein erstes Beispiel dafür.
Eine Schlacht ist leider verloren — der Einsatz für unser Krankenhaus und eine wohnortnahe Grundversorgung geht weiter!
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