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Clementis unerhörtes Nein zu Manci.

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Gestern Abend hat der Gemeinderat von Bozen die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den Trentiner Antifaschisten Giannantonio Manci beschlossen. Der Republikaner der ersten Stunde erlag zu keinem Zeitpunkt den Verlockungen des Regimes und bekämpfte es aktiv. Kurz vor Kriegsende wurde er 1944 von der Gestapo verhaftet. Um sich der bevorstehenden Folter zu entziehen, stürzte er sich aus dem Fenster des Gestapo-Sitzes in Bozen in den Tod.

Nur drei der Anwesenden stimmten laut GR Tobe Planer (Grüne/Projekt Bozen) nicht für die Ehrenbürgerschaft, nämlich die Gemeinderäte Clementi, Warasin und Palla (alle SVP). Während sich die beiden letzteren der Stimme enthielten und ihre Entscheidung auch nicht näher kommentierten, stimmte Clementi dagegen — mit einer schauderhaft zynischen Begründung: Einem Selbstmörder solle man keine Ehrenbürgerschaft verleihen. Mit Mördern wie dem SS-Obersturmführer Josef von Aufschnaiter hat Clementi vermutlich nicht so große Schwierigkeiten — jedenfalls ist mir sein Engagement für die Umbenennung der ihm gewidmeten Bozner Schule nicht bekannt.



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Comentârs

11 responses to “Clementis unerhörtes Nein zu Manci.”

  1. Karl-Heinz avatar
    Karl-Heinz

    Ohne Worte….

  2. Senoner avatar
    Senoner

    Habe zuvor nie was von Manci gehört. Laut Wikipedia hat er in Trient gelebt und gewirkt. Müsste also nicht Trient ihm die Ehrenbürgerschaft verleihen?

    1. pérvasion avatar

      Diese Frage ist hier fehl am Platz.

    2. Karl-Heinz avatar
      Karl-Heinz

      Wer sind,bitte, die weiteren Ehrenbürger der Stadt Bozen?

  3. m.gruber avatar
    m.gruber

    Nun ja … Clementis Argumentation war bis 1983 nicht zynisch, sondern christlich. Bis dahin durften Selbstmörder nicht auf Friedhöfen begraben werden. Nur ein Versuch seine Aussage einzuordnen und der künstlichen Empörung etwas Einhalt zu gebieten.

    Der Unterschied ist der, dass Mörder ihre Tat bereuen können, bei Selbsmördern ist das ungleich schwieriger. Das christliche Prinzip der Vergebung scheint also ein recht irdisches.

    Und noch ein Randbemerkung:
    Josef von Aufschnaiter war Soldat. Nicht jeder Soldat ist ein Mörder. Zumindest habe ich darüber keine Informationen.

    1. pérvasion avatar

      Und du glaubst, dass sich christlich und zynisch ausschließen?

      Aufschnaiter war Obersturmführer in einer verbrecherischen Organisation, die Millionen von Menschen ermordet hat. Mag sein, dass er jungfräulich daraus hervorgegangen ist, ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich, um nicht zu sagen: unmöglich. Wenn dir aber daran gelegen ist, nehme ich den »Mörder« zurück und ersetze ihn durch »Mitglied einer rassistischen, verbrecherischen Organisation«. Klingt auch schon viel besser. Soldat… er war ja nicht einfacher Wehrmachtangehöriger!

      Das mit der künstlichen Empörung erklärst du mir bitte noch.

  4. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    In Trient, wo Graf Giannantonio Manci von Ebenheim (so sein vollständiger Name mit dem von Maria Theresia verliehenen erblichen Adelsprädikat) gelebt und gewirkt hat, gibt es eine Straße und eine Gedenktafel für ihn. Verhaftet wurde Manci in Trient im Haus seiner Familie in der Via Bellenzani übrigens nicht von der Gestapo, sondern von der SS, die ihn dann der Gestapo übergab. Eine Trentiner Informantin hatte der SS verraten, dass Manci der Chef der Resistenza in Trient war. Zu Bozen hatte Manci keine nähere Beziehung, ausser dass er dort Selbstmord beging, um nicht unter Folter die Namen seiner Kameraden preisgeben zu müssen. Der Selbstmord ist daher aus rein altruistischen Motiven geschehen und deswegen als moralisch hochstehende Tat zu bewerten.

    1. Senoner avatar
      Senoner

      Danke Hartmuth – dies erklärt einiges. So gesehen ist er ein Martyrer, da er sich für die anderen geopfert hat. Ich hatte zuerst verstanden, daß er übers Fenster fliehen wollte und dabei ungeschickt in den Tod gestürzt ist. Hatten die SVP-Exponenten im Gemeinderat die Geschichte, Hintergründe und Umstände des Todes Mancis gekannt? Andernfalls ist eine Stimmenthaltung verständlich.

      1. pérvasion avatar

        Hier hat niemand die Enthaltung zweier SVPler, sondern nur die Gegenstimme eines dritten SVPlers (mit einer zynischen und absurden Begründung) kritisiert.

  5. niwo avatar
    niwo

    Gut, dass dies hier thematisiert wird.
    Kleine Bemerkung am Rande: während in den Kommentaren dieses Artikels positiverweise niemand fordert, man solle dies einfach ignorieren, kam bei doch etlichen Kommentatoren im Artikel über die Ereignisse in Leifers die Aufforderung man könne dies ja einfach ignorieren oder darüber hinwegsehen.

  6. Karl-Heinz avatar
    Karl-Heinz

    Merkwürdig, dass die Äußerungen des Clementi weit weniger Empörung hervorrufen als die Bemerkung des “Steffl”

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