Vor wenigen Tagen hatte ich darauf hingewiesen, dass es Südtirol verschlafen hat, ein eigenes Internetsuffix zu beantragen, wie es mittlerweile viele andere Regionen Europas haben. Doch auch ohne eigene Endung ist bzw. wäre es möglich, im Netz Akzente zu setzen, da man durch keine Vorschrift an nationale TLDs gebunden ist. So vermarktet sich Bayerns Tourismus derzeit über www.bayern.by, obschon .by strenggenommen Weißrussland zugeordnet ist. Darüberhinaus gibt es Domains wie .com, .net oder .eu, die keinerlei nationale Zuordnung erahnen lassen.
In Südtirol wird dieser Spielraum von amtlicher Seite nur in geringem Maße genutzt, wiewohl einige Gemeinden (so etwa Sand in Taufers oder Kaltern) bereits auf .eu-Adressen setzen.
In manchen Fällen »schaffen« es Öffentliche und Private aber nicht nur, die nationale Endung (.it) zu benutzen, sondern halten es auch nicht für erforderlich, die Sprachsituation unseres Landes in der Adresse zu berücksichtigen.
So wirbt etwa die Pustertaler Saatbaugenossenschaft zurzeit bei Südtirol Online (Stol) mit diesem Banner für Kartoffeln aus dem östlichen Landesteil:
Klickt man den Werbebanner an, landet man erstaunlicherweise auf patate-brunico.it Etwas anderes ist in Südtirol heute offenbar schon gar nicht mehr nötig. Ähnlich bei einer weiteren Seite aus dem östlichen Landesteil — jene, die den vielbeachteten Gsieser Tallauf betrifft. Das Organisationskomitee hat es offenbar für ausreichend befunden, mit der Internetadresse www.valcasies.com aufzutreten. Genau dasselbe gilt für den Toblach-Cortina-Lauf, dessen einzige Webadresse www.dobbiacocortina.org lautet. Ich möchte unterstreichen, dass es sich hierbei nicht um Webpräsenzen aus der Landeshauptstadt handelt, sondern um solche aus den Tälern, denen einige für gewöhnlich nichts weniger als Berührungsängste mit dem Italienischen unterstellen. Dass all die genannten Domains Ortsnamen (Bruneck, Gsies, Toblach) beinhalten, mit denen ein ganz besonders respektvoller Umgang angebracht wäre, macht die Angelegenheit nur noch unangenehmer. Übrigens setzt selbst die öffentliche Hand bisweilen ausschließlich auf italienische Domains, wie die Stadtwerke Brixen mit ihrer Adresse www.asmb.it (ASMB steht für Azienda Servizi Municipalizzati Bressanone); von der zweisprachigen Alternative www.sw-asmb.it, die gar nicht beworben wird, wird man einfach nur auf erstere weitergeleitet.
Fazit: Auch die bereits ohne eine eigene Endung vorhandenen Spielräume werden viel zu häufig gar nicht ausgenutzt. Stattdessen herrscht in einigen Fällen die inzwischen bei Marketingfritzen beliebte Selbstverleugnung und Anbiederung vor, die mit Authentizität und Regionalität so gar nichts zu tun hat.
Cëla enghe: 01
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