In einem ff-Interview aus dem Jahr 2013 hatte Uniprofessorin und Sprachwissenschaflerin Rita Franceschini kritisiert: Wenn es in Südtirol um Sprachvermittlung geht, höre sie immer nur
möglichst früh, möglichst alles, möglichst schnell.
Nun belegt eine Schweizer Langzeitstudie mit 200 Schülern aus dem Kanton Zürich: Frühenglisch bringt nichts, man könne den Erwerb der dritten Sprache getrost auf die Oberstufe verschieben — und zwar ohne Einbußen. Die Linguistin Simone Pfenninger, die die Studie geleitet hat, berichtet, dass Gymniasiasten, die ab 8 Jahren Englischunterricht hatten, bereits nach sechs Monaten von jenen Gymnasiasten eingeholt werden, die erst mit 13 Jahren in den Englischunterricht kommen. Für den Erwerb von Fremdsprachen seien gute Lese- und Schreibkompetenzen in der Erstsprache eine wichtige Voraussetzung.
Für manche Südtiroler Ohren klingt das wahrscheinlich nahezu blasphemisch:
Frühe Fremdsprachen können auf kurze Sicht die Muttersprache beeinträchtigen. Die Frühlernenden waren in Deutschtests Anfang der Oberstufe signifikant schlechter als die Spätlernenden. Wer allgemeine Fähigkeiten wie Argumentieren, einen Text verstehen oder einen Aufsatz strukturieren in der Muttersprache gut beherrscht, überträgt diesen Vorteil auf die Fremdsprache. Nach sechs Jahren, kurz vor der Matur, sah man zwischen den beiden Gruppen gar keinen Unterschied mehr. Einen Langzeiteffekt von Frühenglisch gibt es also nicht.
— Dr. Simone Pfenninger, Interview, Tages-Anzeiger
Sechs bis acht Stunden pro Woche und Fremdsprache sind laut Dr. Pfenninger, die am English Department der Uni Zürich forscht, das Minimum, will man bereits in der Grundschule mit Fremdsprachenunterricht beginnen. Da dies für mehr als eine Sprache kaum möglich ist, ohne dafür andere Fächer zu vernachlässigen, empfiehlt sie, damit bis zur 5. Klasse zuzuwarten.
Immersionsunterricht in der Sekundarstufe sei hingegen äußerst erfolgreich.
Die Schüler mit Immersionsunterricht stechen absolut heraus — egal, wann sie mit der Fremdsprache begonnen haben und wie motiviert sie sind.
Deshalb sei zu empfehlen, besser spät und intensiv, als früh und halbherzig mit dem Sprachunterricht zu beginnen.
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