Am 20.11.2014 ist in Nordtirol eine Verordnung in Kraft getreten, die eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen auf 100 km/h festlegt. Diese Maßnahme wurde in erster Linie zur Reduzierung der Schadstoffwerte eingeführt und kann auch als »Trick« zur Einführung eines sektoralen Fahrverbotes gesehen werden. Damit wurden die von den Grünen angekündigten Maßnahmen umgesetzt. Wieder einmal ist in Südtirol im Vergleich gar nichts passiert, wir verlassen uns auf die politische Arbeit in Nordtirol — einfach beschämend. Ich den letzten Wochen hat in Südtirol auch eine (kleine) Diskussion bezüglich einer Geschwindigkeitsbegrenzung stattgefunden, LH Kompatscher hat angekündigt, eine Temporeduzierung zu prüfen, bisher ist allerdings nichts passiert. Im Grunde geht es aber gar nicht um ein allgemeines Tempolimit von 100 km/h, sondern um die Einhaltung der bestehenden Beschränkungen. Jeder der — wie auch ich — öfter auf der Brennerautobahn unterwegs ist, kann nachvollziehen, dass hier noch ein großer Handlungsbedarf besteht. Ich fahre stets mit Tempomat im Abschnitt Brixen-Bozen mit einer Geschwindigkeit von 110 km/h. Dabei werde ich von geschätzt einem Drittel der Fahrzeuge überholt, nicht selten mit 130-150 km/h. Ich habe keine Daten zu den effektiven Geschwindigkeiten auf der Brennerautobahn gefunden, allerdings können die Daten zur MeBo online abgerufen werden. In Sinich beispielsweise betrug im Jahr 2014 die Durchschnittsgeschwindigkeit (!) der Pkw in Richtung Bozen 111 km/h. Damit ist klar, dass ein Großteil der Fahrzeuge zu schnell unterwegs ist, wie jeder auf der Mebo in der Realität nachvollziehen kann. Die Schadstoffe nehmen mit der Geschwindigkeit wie der Energieverbrauch zum Quadrat zu, ein Fahrzeug, welches mit 120 km/h unterwegs ist, stößt im Durchschnitt je nach Antriebsart 20-30% mehr Stickoxide aus, als ein Fahrzeug mit 100 km/h. Die in den letzten Jahren immer wieder hohen gemessenen Stickoxidbelastungen entlang der Brennerautobahn könnten mit einer Abschnittskontrolle (Tutor, Section Control) wirksam reduziert werden, allerdings stoßen derartige Vorschläge bei uns meist auf taube Ohren. Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz hat jüngst eine Postkartenaktion gestartet, die an den LH gerichtet ist und eine wirksame Eindämmung der Stickoxide fordert. In Südtirol haben wir einen großen Nachholbedarf, wie die unselige Diskussion über die Speed-Check-Geräte in Bozen zeigt oder die »pädagogisch« wertvollen Radarwarnungen im Radio.
Dass die Schadstoffwerte entlang der Brennerautobahn nicht sinken, war mir im Grunde immer unverständlich, sehen doch die Euro-Normen eine stete Reduzierung der Emissionen vor, deshalb müsste bei halbwegs gleichem Verkehrsaufkommen und neueren Fahrzeugen die Belastungen kontinuierlich zurückgehen. Leider ist dem nicht so, wie jüngst die Delfter Prüforganisation TNO herausgefunden hat. Moderne Diesel-Pkws überschreiten im Alltag die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte um ein Vielfaches, z.T. wurden die zehnfachen Schadstoffwerte gemessen. Wie es scheint, sind die Fahrzeuge darauf optimiert, am Prüfstand die Grenzwerte einzuhalten, in der Realität hingegen wird weiterhin munter emittiert. Dieses geradezu kriminelle Verhalten der Pkw-Hersteller hat meines Wissens noch zu keinen Konsequenzen geführt — traurig, aber wahr.
Scrì na resposta