Die gestrige Abstimmung über die Unabhängigkeit Kataloniens hat trotz massiver Behinderungen aus Madrid nicht nur stattgefunden, sie war auch ein riesengroßer Erfolg. Wie bereits berichtet, ist der Urnengang ohne nennenswerte Zwischenfälle über die Bühne gegangen.
Das vorläufige Endergebnis, das noch gestern Nacht von der Generalitat mitgeteilt wurde, spricht von 2.236.806 Bürgerinnen und Bürgern, die sich trotz aller Schwierigkeiten zu den Urnen begeben haben. Die spanische Regierung hatte im Vorfeld gar unverhohlen gedroht, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer könnten persönlich zur Verantwortung gezogen werden.
Rund 80,78% der Abstimmenden sprachen sich für einen unabhängigen Staat aus, insgesamt 14,57% befürworteten den Verbleib bei Spanien. Die Teilnahme der Unabhängigkeitsgegner war also erstaunlich hoch.
Interessant ist diesbezüglich ein Vergleich mit der amtlichen und bindenden Abstimmung über das neue katalanische Autonomiestatut von 2006: Damals begaben sich 2.570.000 Stimmberechtigte zur Urne — 73,9% unterstützten die Einführung des neuen Grundgesetzes der Autonomie, 20,8% waren dagegen.
In 36 von 42 Wahlkreisen übertraf gestern die Stimmbeteiligung sogar jene von 2006.
Der katalanische Präsident Artur Mas forderte Premierminister Mariano Rajoy gestern Abend dazu auf, sich endlich auf einen Dialog über eine rechtlich einwandfreie Abstimmung einzulassen. In einer merkwürdigen Pressekonferenz ohne Presse — nur das Staatsfernsehen durfte anwesend sein, Fragen waren nicht gestattet — teilte der spanische Justizminister gegen 21.00 Uhr mit, die gestrige Abstimmung habe keinerlei Bedeutung. Man werde sie aber auf strafrechtliche Relevanz prüfen lassen.
Wenn das alles ist, was ein Staat zu einer derart massiven — wenngleich rechtlich nicht bindenden — politischen Willensbekundung zu sagen hat, darf nicht nur an dessen Demokratieverständnis, sondern wohl auch an der Intelligenz gezweifelt werden.
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