Es ist mir schon klar, dass sich der Tourismus hat verändern müssen, dass das Marketing sich vor der Kurzfristigkeit und dem rasanten Lebenstempo seiner Zielgruppen nicht verschließen kann: Heute entscheidet einer am Mittwoch, wo er am Freitag sein will, will dort aber gleich wieder weg, sobald die Selfies geschossen und gepostet sind. Ich kann und will die Flüchtigkeit, die Kurzlebigkeit und die Geschwindigkeit der neoliberalisierten Welt weder ignorieren noch sonst was, aber eines muss einem klar sein: Wenn man sich ihr immer unterordnet, ihr keinen Standpunkt entgegensetzt, ihr immer hinterherhinkt (immer noch was mitnehmend), dann wird unsere Identität, die gewachsene Lebenswelt aussterben. Und dann wird’s schwierig, den Friedhof zu vermarkten.
— Tobias Moretti, Tiroler Schauspieler
Anlässlich der 125-Jahr-Feier der Tourismuswerbung in Tirol im (architektonisch wunderbaren) Festspielhaus Erl hielt Moretti, der zu Beginn der 1990er-Jahre in Felix Mitterers “Piefke Saga” den legendären “Joe” mimte, eine viel beachtete Rede zur Situation des Tourismus in Tirol. 125 Jahre “Tirol Werbung” wäre eine gute Gelegenheit zur Selbstbeweihräucherung. Bemerkenswert, wie die Tourismusverantwortlichen im Bundesland Tirol den Diskurs nicht scheuen und immer wieder einen streitbaren Advocatus Diaboli zu derartigen Anlässen engagieren, wohlwissend, dass dieser ihnen einen meist nicht ganz so schmeichelhaften Spiegel vorhalten wird. Nur aus einer derartigen Dialektik heraus kann jedoch eine Weiterentwicklung passieren. Eine Methode, die auch der politischen und wirtschaftlichen Diskussion in Südtirol gut täte.
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