Bislang war die Erfassung von Lehrinhalten, Noten, Fehlverhalten, Absenzen, Supplenzen und anderer administrativer Notwendigkeiten an Südtirols Schulen ein unmögliches Zettelwerk mit zahllosen Zweigleisigkeiten. Seit einiger Zeit gibt es Abhilfe. Das »digitale Klassenbuch« wird mittlerweile an 15 Schulen im Land verwendet. Entwickelt hat das praxisorientierte, intuitive, individuell anpassbare und kostengünstige Programm der 21-jährige Stefan Raffeiner zusammen mit einigen Lehrpersonen des Realgymnasiums Meran 2012 in den Sommerferien nach der Matura, wie die Dolomiten (5. September 2014) berichten. Die Software ist eine umfassende Plattform für sämtliche administrative Belange im Unterricht und bietet jeweils separate Zugänge für Lehrer, Schüler und Eltern, über welche diese jederzeit via eine sichere https-Verbindung im Internet ihre jeweils relevanten Informationen einsehen können.
Nun möchte man meinen, dass Land Südtirol und Schulamt überglücklich über eine derart innovative Erfindung sein müssten. Da gibt es einen jungen Südtiroler mit einer hervorragenden Idee, der ein neues Unternehmen in einem zukunftsorientierten Wirtschaftsbereich gründet und eine Bedarfslücke schließt. So einer gehört unterstützt. Sind es doch Menschen und Initiativen wie diese, die sich die Politiker immer wünschen und die unser Land voranbringen.
Aber nein. Weit gefehlt. Ein Projektteam des Landes bastelt nämlich seit nunmehr 4 (in Worten: vier) Jahren an einem eigenen elektronischen Klassen- und Lehrerregister. Das Team besteht laut Dolomiten aus 12 Entscheidungsträgern, 12 ständigen Mitarbeitern und 150 (in Worten: einhundertfünfzig) Sachbearbeitern. Leute aus der Praxis – sprich Direktoren, Lehrer, Schüler und Eltern – sind dem Vernehmen nach freilich nicht in die Arbeiten involviert. Mit einem brauchbaren Ergebnis ist – wenn überhaupt – aber nicht sehr bald zu rechnen. Nach vier Jahren ist man noch nicht einmal so weit, die tatsächliche Programmierung und Umsetzung der Software ausschreiben zu können. Eines weiß man beim Schulamt aber schon jetzt: den Schulen werde man »stark empfehlen«, das eigene Programm und nicht die Raffeiner-Software zu verwenden, da ersteres in ein mit ESF-Geldern (!) finanziertes, landesweites Schulinformationssystem eingebettet sei.
Zum Glück kann man davon ausgehen, dass ein findiger Kopf wie Raffeiner auch gegen die Widerstände des Landes – wahrscheinlich irgendwo außerhalb Südtirols – seinen Weg finden und machen wird. Traurig ist es aber allemal, wie mit solchem Potential umgegangen wird. Oder um in der Schulsprache zu bleiben: Setzen! Fünf!
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