Man könnte an einem Tag wie diesem vieles kritisieren: Dass das neue Dokumentationszentrum unter dem Siegesdenkmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit eingerichtet wurde; dass man mit der Eröffnung auf einen römischen Kulturminister warten musste, der offenbar trotzdem keine Worte des Bedauerns für die Rolle des Staates im Faschismus fand (vgl.); dass das Display am Siegesdenkmal — sorry — an einen Penisring erinnert; dass, wie Sigmund Kripp von den Grünen sagt, das Untergeschoss nach wie vor unkritisch als Krypta bezeichnet wird, als handle es sich um einen sakralen Raum; dass seit dem Ende des Faschismus bis zum heutigen Tage 70 Jahre vergehen mussten; dass es die Gemeinde Bozen mit der Aufarbeitung selbst nicht so genau nimmt; dass im Dokumentationszentrum angeblich wieder einmal auf die ladinische Sprache »vergessen« wurde; oder aber, dass die Aufarbeitung nicht am helllichten Tag, sondern untertage stattfindet.
All dies und vieles weitere darf und soll man natürlich benennen und kritisieren. Doch am heutigen Tag muss man vor allem anerkennen, dass sich — aus Südtiroler Sicht — Historisches zugetragen hat: Endlich wurde ein fundamental wichtiger Schritt in die richtige Richtung gesetzt. In Richtung Aufarbeitung, in Richtung gemeinsame Aufarbeitung. Und was fast genauso wichtig ist: Alle, auch die unmittelbaren Urheber dieser Etappe, sind sich wie es scheint bewusst, dass dies nicht das Ende, sondern erst ein Anfang ist. Neben der bereits angekündigten Historisierung des Mussolini-Reliefs wurde nun angeblich auch bereits ein Auftrag zur Umgestaltung des ‘Friedensplatzes’ erteilt. Am heutigen Tag kann man also optimistisch in die Zukunft blicken und hoffen, dass auch in Südtirol — speziell in Bozen — so etwas wie demokratische Normalität im Umgang mit dem 20. Jahrhundert Einzug halten wird, wozu gehört, dass Denkmäler aus faschistischer Zeit der Deutungshoheit von Extremisten entzogen werden.
(Ein Urteil über den Inhalt der Ausstellung werde ich mir freilich erst anmaßen, sobald ich sie mit eigenen Augen gesehen habe.)
Cëla enghe: 01
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