Glück und: Verhandlungsgeschick, muss man fairerweise hinzufügen. Denn wie er heute via Tageszeitung mitteilt, verdanken wir Senator Zeller (SVP) und den Tempelrittern, dass Südtirol als solches noch existiert. Und nicht nur Südtirol:
Die Sizilianer und Sarden können sich heute bei uns und den Kollegen aus Aosta und Friaul-Julisch Venetien bedanken, dass ihre Sonderautonomie nicht schon Geschichte ist.
Ein Anruf Karl Zellers bei Unterstaatssekretär Graziano Delrio sei ausschlaggebend gewesen, um das doppelte Einvernehmen in letzter Sekunde in die Verfassungsreform zu packen — die allerdings noch nicht genehmigt wurde. Die heldenhafte Tat aus dem Mund des Helden:
Das war eine wilde Geschichte: Am Ende fiel die Abstimmung mit elf zu neun Stimmen äußerst knapp zu unseren Gunsten aus.
All die Südtirolfreunde und die verbrieften Rechte sind eben nichts wert, wenn man nicht bis zuletzt gegen den römischen Drachen kämpft. Nun haben wir es, das — keine Ironie! — wahrlich revolutionäre Einvernehmen, womit der Staat das Autonomiestatut nur mit Zustimmung des Landtags ändern kann. Jedenfalls, wenn die Verfassungsreform ohne Änderungen angenommen und auch später nicht mehr abgeändert wird. Denn eins ist klar: Der Staat kann diese Regel mit hinreichender Mehrheit jederzeit wieder einseitig streichen oder — wie letzthin häufig passiert — sich einfach über alle Regeln hinwegsetzen.
Ach ja: Und dann ist da noch dieses kleine Detail, dass diese Klausel in eine Reform gegossen wird, die an Zentralismus kaum zu überbieten ist — wie die Landtagsopposition… ähm… Brennerbasisdemokratie… Karl Zellers Parteikollege Oskar Peterlini scharf kritisiert. Doch Zeller lässt Kritik nicht zu:
Es gibt Leute, die bequem auf ihrem Stuhl sitzen, gescheit reden und immer alles besser wissen.
Das zeugt von einem äußerst ausgeprägten Demokratieverständnis, von echter Diskussionskultur. Schon oft haben wir darauf hingewiesen, dass es nicht die ureigenste Aufgabe von Südtiroler Parlamentariern sein könne, Italien vor dem demokratischen Willen seiner eigenen BürgerInnen (und VolksvertreterInnen) zu »retten«. Die aktive Zustimmung zu dieser Reform ist aber wohl insgesamt auch ein Schuss ins eigene Knie.
Was hätte ich da noch besser machen sollen? Ja gut, wir können die Selbstbestimmung ausrufen (sic) — aber damit würden wir uns in Rom nur lächerlich machen.
Das wollen wir natürlich nicht. Man sieht ja, wie in Rom schon über Schottland und Katalonien gelacht wird.
Sämtliche Zitate aus dem heutigen TAZ-Interview mit Sen. Karl Zeller.
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