Wenn man öffentlich plakatiert, ist für die Plakate und Transparente eine Werbesteuer zu entrichten. Für die so genannten “Big Prints” an den Einfahrtsstraßen der Stadt Brixen ist zusätzlich eine Genehmigung beim Stadtrat einzuholen. Die Gemeinde hat den Plakatdienst und die Einhebung der Steuer an ein Unternehmen namens Abaco ausgelagert. Mit 80 Plakaten und der Genehmigung für ein Big Print unterm Arm wurde ich unlängst bei Abaco vorstellig. Die Angestellte dort konnte jedoch den auf Deutsch verfassten Bescheid des Stadtrates nicht entziffern und wusste somit nicht, was zu tun war. Nachdem ich ihr aufgeitalienischt hatte, dass es sich um ein Big Print handle, sah sie sich außer Stande, den Vorgang abzuwickeln und verwies mich auf den kommenden Montag. Da sei der Chef anwesend. Der wisse, was zu tun sei. Am Montag war ich leider verhindert. So machte ich mich tags darauf neuerdings auf den Weg zu Abaco. Diesmal war ein junger Mitarbeiter vor Ort, der etwas Deutsch verstand. Zumindest vermochte mir dieser jene Hälfte der Plakate zu stempeln, die ich eigenhändig aufhängen wollte. Die zweite Hälfte, die von Abaco verteilt werden sollte, konnte auch er nicht abfertigen. Deswegen – und wegen des Big Prints und der Bezahlung – verwies er mich ebenfalls an den Chef, der aber nicht zugegen war. Am Freitag darauf startete ich einen neuen Versuch, in der Hoffnung, den Chef anzutreffen. Diesmal stand ich vor gänzlich verschlossener Tür. Es war zwar ein normaler Werktag, aber ein Anschlag an der Tür informierte, dass Abaco “ponte” machen würde, da der Donnerstag ein Feiertag war. Bei meinem vierten Versuch lernte ich endlich den Chef kennen, der auch Deutsch verstand. Die Steuer für das Big Print könne nicht bar, sondern nur per Bankomatkarte bezahlt werden, meinte dieser. Das entsprechende Lesegerät akzeptiert allerdings nur italienische Bankomatkarten. Meine österreichische Karte produzierte trotz nicht existenter Grenze nur “errori”. Nach etlichen Versuchen gab der Abaco-Chef auf und stellte mir einen Zahlschein aus, den ich auf der Post einzuzahlen hätte. Dazu noch einen weiteren Zahlschein für die Plakate. Denn für Plakate muss man immer zur Post, um die Steuer einzuzahlen. Erstaunlicherweise ist dies nicht bei der Firma möglich, an die der Plakatdienst ausgelagert wurde. Dass sein Angestellter meine Plakate zu meinen Gunsten mit dem falschen Tarif gestempelt hatte, quittierte der Chef mit einer Rüge für den Angestellten und einem Lächeln für mich: “Lassen wir’s gut sein!” Auf der Post wollte ich dann die beiden Zahlscheine in Ermangelung des nötigen Bargeldes mit meiner Bankomatkarte zahlen. Als ich meine Karte dem Postbediensteten überreichte, meinte dieser: “Ist das eine ausländische Karte? Das geht nicht!” Ich: “Was machen wir dann?” “Sie müssen Geld holen!” “Wo ist denn der nächste Bankomat?” “Wir haben einen vor der Tür!” Ich holte dann also mit jener Bankomatkarte, die in der Post abgelehnt wurde, an einem Bankomaten derselben Post, das nötige Bargeld. Verwunderung ist ein Vokabel, das ich mittlerweile aus meinem Wortschatz gestrichen habe. Mit der Zahlungsbestätigung ging’s ein letztes Mal zurück zu Abaco. Heureka!
Obwohl ich es in obiger Geschichte mit einer privaten Firma zu tun hatte, habe ich dennoch einen öffentlichen Dienst in Anspruch genommen. Die Werbesteuer ist obligatorisch und es gibt keine Alternative zu Abaco. Also müsste die Zweisprachigkeitsverpflichtung befolgt werden. Außerdem ist es überaus befremdlich, dass die beiden Angestellten die ureigenen Aufgaben des Plakatdienstes nicht erfüllen konnten. Aus dieser Inkompetenz resultiert, dass ich vier Besuche brauchte, um eine simple Steuer zu entrichten. Eine unglaubliche Zeitverschwendung.
Scrì na resposta