In der Tourismusregion Gitschberg-Jochtal ist die Debatte im Gange, ob der private — aber mit öffentlichen Geldern finanzierte — Tourismusverein die künstliche italienische Benennung Rio Pusteria einführen und somit bar einer demokratischen Legitimierung in geographische Bezeichnungen eingreifen darf. Der Mühlbacher Gemeinderat hat sich nun dagegen ausgesprochen und die Verantwortlichen dazu aufgefordert, von der Umbenennung abzusehen. Wie demokratisch die Touristiker sind, wird sich erst zeigen müssen. Fakt ist aber, dass in Südtirol die Politik die Hoheit über einen kulturell sensiblen Bereich wie die Ortsnamensgebung schon ein erhebliches Stück weit aus der Hand gegeben und den Privatinteressen untergeordnet hat. Die demokratisch Gewählten Repräsentanten sprechen nur noch Aufforderungen und Empfehlungen aus, die jedoch in vielen Fällen ungehört verhallen. So sollen sämtliche Bürgermeister Ghërdeinas gegen die ausschließliche Benutzung von Val Gardena im Marketing gewesen sein, durchsetzen konnten sie sich jedoch nicht. Umbenannt wurden im touristischen Sinne aber auch Regionen und Gebiete wie der Karerpass (Carezza), das Burggrafenamt (Meraner Land) oder das Hochpustertal (Alta Pusteria). In einem Minderheitengebiet sind solche Entwicklungen umso bedenklicher.
Wie man es richtig macht, wenn man schon in die Ortsnamengebung eingreifen will, macht die Aostaner Gemeinde Courmayeur vor, wo am heutigen Sonntag über den touristischen Namenszusatz Mont Blanc entschieden wird: In einem demokratischen Referendum, an dem alle Bürgerinnen teilnehmen dürfen. Nicht der Tourismusverein oder die Hotellerie haben die Hoheit über die Umbenennung, sondern der Souverän — so soll es nicht nur, so muss es sein. Der Zusatz wäre zwar eine Neuerung, doch der Name Mont Blanc (nicht etwa Monte Bianco, obschon auch diese Bezeichnung existiert) ist historisch eng mit dem Ort verbunden. Niemandem würde einfallen, das im Faschismus erfundene und nur damals gültige Cormaiore wieder einzuführen, etwa um italienischen Touristen die Aussprache zu erleichtern. Dennoch: Das Stimmvolk wäre auch dazu legitimiert, ein Privatverein in keinem Fall.
Das Land Südtirol und unsere Gemeinden können sich ein Vorbild an der Vorgangsweise in der Region Aosta nehmen.
Scrì na resposta