Bozen plant nicht, Bozen wundert sich: Die Stadt pflegt einen äußerst widersprüchlichen Umgang mit ihrer Rolle als Landeshauptstadt, der sie zunehmend lähmt und Visionen oft schon im Keim erstickt. Die zahlreichen Pendlerinnen, die täglich in die Talferstadt fahren, um dort zu arbeiten, private und öffentliche Dienste in Anspruch zu nehmen oder einzukaufen sind mehr schlecht als recht geduldet. Eine Ausrichtung auf die Pendler- und Besucherinnenflüsse, geschweige denn ihre Steuerung, sind fast inexistent und münden wennschon in geistreiche Maßnahmen wie die berühmte rote Ampel an der Stadteinfahrt. Insgesamt zeigt sich die Stadt außerstande, den nicht unerheblichen Wirtschaftsfaktor, den die PendlerInnen darstellen, in etwas Positives umzuwandeln. Stattdessen beklagt man sich über die angeblich hohen Kosten, die sie verursachen.
Gleichzeitig beansprucht die Stadt paradoxerweise nicht nur die Anerkennung, sondern auch die Stärkung ihrer Mittelpunktfunktion, die — wie im Gesundheitswesen — so weit gehen würde, dass Bozen ein zentralistischer Wasserkopf wäre.
Die wichtigsten Eingriffe in das städtische Gefüge wurden während der letzten Jahre vom Land vorgenommen und nicht von der Stadt selbst, man denke an die Universität, an das Museion, an das neue alte Krankenhaus. Mit Sicherheit hat dies mit einem bestimmten Aktionismus der Landespolitik in der Ära Durnwalder zu tun — doch eben auch mit der Tatsache, dass die Bozner Stadtentwicklung blockiert ist. Es gibt keine klaren Ziele und kaum aktive Planung, dafür aber eine ganze Reihe passiver Reaktionen. Besonders offensichtliche Beispiele (Symptome!) für die Misere sind das Bibliothekszentrum, der Busbahnhof, der Bahnhofspark, die Einkaufszentren und der Virgl, die seit Jahren einer Entscheidung harren. Selbst kleinere Gemeinden sind da wesentlich dynamischer.
Nun kommt mit Benko ein Investor nach Südtirol, der mit seinen finanziellen Möglichkeiten die Umsetzung großer Projekte vorantreiben will. Ist das gut? Ist das schlecht? Wüsste man in Bozen, was man will und gäbe es ein klares Stadtentwicklungskonzept, dann könnte man Benko eine Antwort geben: ja oder eben nein. Doch Bozen weiß nicht, laviert. Agiert nicht, sondern reagiert, kurzum es plant nicht, sondern wundert sich — darüber, dass Private klare Spielregeln wollen, an die sie sich halten können und müssen. Angesichts der allgemeinen Untätigkeit (und Unfähigkeit) brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn viele Südtirolerinnen Benko als einen Heilsbringer empfinden, nur weil er Bewegung in die Totenruhe bringt.
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