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»Prügelknabe der ganzen Welt.«

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Dieser Beitrag wird mit freundlicher Genehmigung des Autors* wiedergegeben. Er war zunächst am 30. März 2014 in der »Welt« erschienen.

Europa ist der Prügelknabe der ganzen Welt.

von Roland Benedikter

Amerikaner und Chinesen mokieren sich mit Vorliebe über den europäischen Patienten. Doch aufgepasst, auch sie stecken in schweren Krisen. Das alles ist der Preis einer beschleunigten Globalisierung.

In der globalen Diskussion ist es Mode geworden, Europa zu prügeln und auch für nicht europäische Probleme verantwortlich zu machen. Im Gedächtnis bleibt das “Europe-bashing” von US-Präsident Obama, der in den vergangenen Jahren keine Gelegenheit versäumte, dem Kontinent seine Geringschätzung zu beweisen.

Bereits seit dem Präsidentschaftswahlkampf 2008 betont er unablässig, Europa werde im Vergleich mit Asien immer weniger wichtig sein, weil es nicht nur tagespolitisch, sondern strukturell unfähig sei, seine Krisen in den Griff zu bekommen. Tragisch ist, dass man dies bei der zweiten Weltmacht des 21. Jahrhunderts, China, ähnlich zu sehen scheint.

Aufstrebende geopolitische Räume wie Südamerika sprechen inzwischen offen von der Notwendigkeit einer wirtschaftlichen und diplomatischen Abkehr von Europa. Sogar ein “vergessener Kontinent” wie Afrika, der immer stärker von China abhängig wird, hat anlässlich der 50-Jahr-Feiern der Afrikanischen Union vergangenes Jahr die Entscheidung getroffen, Europa zu “vergessen”. Und das unabhängig von Interventionen wie der Frankreichs in Mali.

Die Afrikanische Union war der Europäischen Union nachempfunden, aber ihr neuer Sitz in Addis Abeba ist ein Geschenk Chinas. Viele Afrikaner sind überzeugt, dass der “Plauderklub der Diktatoren” bisher nur ein Spiegelbild des “Plauderklubs EU” war – beide gleichermaßen handlungsunfähig und nutzlos.

Europa wird als Vergangenheitskultur gesehen

Europas angeblicher Abstieg wird aber nicht nur auf den Feldern von Wirtschaft und Politik behauptet. Nicht zu vergessen ist der nachlassende kulturelle Einfluss, der sich im Bedeutungsverlust der europäischen Sprachen und im Rückfall seiner Hochschulen zeigt.

Auch auf dem Gebiet zweier weiterer Schlüsselfelder der globalen Entwicklung: Demografie und Technologie wird Europa als Verlierer gesehen. Europäische Völker werden als zu klein erlebt, um global mithalten zu können.

Die größte europäische Nation, Deutschland, hat 82 Millionen Einwohner und schrumpft. Im Vergleich zu den 315 Millionen Einwohnern der USA oder den 1,35 Milliarden Chinas und den 1,24 Milliarden Indiens, aber selbst zu den 197 Millionen Menschen Brasiliens oder den 143 Millionen Russlands ist das wenig.

Europa wird mit seinem Fokus auf Nachhaltigkeit von praktisch allen anderen großen geopolitischen Zonen als Vergangenheitskultur identifiziert, da diese stattdessen auf Resilienz mittels technologischer Innovation setzen und sich damit als Zukunftskulturen sehen.

Religion und Spiritualität sind auf dem Vormarsch

Zudem wird Europa auch auf dem Feld der Letztbegründungsdiskurse als isoliert angesehen. Dazu gehören insbesondere Religion und Spiritualität. Diese sind in allen großen Weltzivilisationen seit Jahren auf dem Vormarsch.

Sie erleben nicht nur als Politikfaktoren einen beispiellosen Aufstieg, sondern prägen auch die kollektive Vernunft der entstehenden Weltgesellschaft hinsichtlich politischer Werte und Beziehungen mit – außer im als einziger Weltregion starrsinnig säkularen und laizistischen Europa. Diese “Andersheit” Europas dürfte sich in den kommenden Jahren eher verstärken.

Europas Reputation ist also insgesamt auf einem Tiefpunkt. Doch die Rede vom globalen Krisenzentrum Europa ist insgesamt überzogen. Denn die heutige Krise ist nicht europäisch, sondern mindestens tripolar: europäisch, amerikanisch und chinesisch. Auch Amerika steckt unter dem wiedergewählten Präsidenten Obama in der tiefsten ideologischen Polarisierung seiner Geschichte.

Während seine Institutionen funktionieren, ist die Bevölkerung weltanschaulich gespalten, was die politischen Entscheidungsprozesse lähmt. Eine Mitte zwischen beiden Seiten existiert nicht. Republikanern und Demokraten geht es weniger um Sachfragen, sondern um die Grundsatzfrage, was Amerika in Zukunft sein will.

Amerika ist in einem kalten Bürgerkrieg

Das Land befindet sich in einer Art “kaltem Bürgerkrieg”. “Corporate Democracy”, der Lobbyismus, der Washingtons Politik dominiert, und die Personenrechte von Unternehmen höhlen das amerikanische Individualitätsprinzip aus. Das wird heute erstmals einer breiten Mehrheit der Bevölkerung bewusst.

Die Erschütterung der heimkehrenden Soldaten aus dem Irak und Afghanistan, die ihre Häuser von Banken enteignet finden, kann kaum beschrieben werden. Außerdem befinden sich die USA unter dem Eindruck des Aufstiegs Chinas in einer “Post-Empire”-Depression.

Es könnte in dieser Lage sein, dass die USA mit ihrer “Asia First” Strategie und ihrer Abwendung von Europa einen der größten strategischen Fehler ihrer Geschichte machen. Denn was wird aus dem von Europa aus begründeten Amerika werden, wenn es seine Wurzeln abschneidet und Jahr für Jahr “pazifischer” wird? Kann es dann überhaupt noch Amerika bleiben?

China dagegen jongliert hart am Rand der Implosion, mit mindestens 90.000 Volksaufständen und Unruhen von je mehr als 500 Menschen im öffentlichen Raum in den Jahren 2011 wie 2012 – und das sind nur die offiziellen Statistiken der Regierung. Internationale Beobachter halten die wirkliche Zahl für doppelt so hoch.

China ist zu schnell gewachsen

Die Gründe liegen in fehlender Basisdemokratie, wachsender sozialer Ungleichheit, Stadt-Land-Gefälle, tausendfachen Zwangsumsiedlungen, Naturzerstörung und massiver Korruption in den Führungsspitzen.

China ist zu schnell gewachsen. Der Übergang von der Billiglohnphase in eine Phase internationaler Angleichung, die Immobilien- und Bankenblasen, der ungelöste Umbau des Finanzsystems und seine immer stärkere globale Einbindung, die brachliegenden Pensionsfonds, der ungebrochene Autoritarismus, der Mentalitätswandel der inzwischen meist im Ausland erzogenen Eliten und die fehlende Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit sind nur einige Dimensionen, die China in den tiefsten Umbruch seit Deng Xiaopings Öffnungspolitik in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre versetzen.

Wie Berater der chinesischen Regierung, etwa Robert Martin Lees oder Ernst Ulrich von Weizsäcker, bereits seit Langem betonen, steht China kurz vor dem inneren Kollaps, wenn es keine Demokratie wird. Das aber ist eine Herausforderung, die der der europäischen Einigung in nichts nachsteht.

Interessanterweise herrscht bei alledem heute in den USA eine ebensolche selbsterfüllende Prophezeiung des Niedergangs wie in Europa, während in China der Mythos des unaufhaltsamen Aufstiegs allmählich von zunehmenden sozialen Problemen unterminiert wird. Beide Gesellschaften haben allerdings den Vorteil eines im Kern ungebrochenen, selbstverständlichen Nationalismus, der sich in Amerika aus der Zivilreligion, in China aus der traditionellen Kultur speist.

Europa negiert den Nationalismus als Kraft

Europa hat diesen Stabilitätsfaktor nicht. Ganz im Gegenteil: Es hat versucht, ihn hinter sich zu lassen. Je mehr Europa, desto weniger Nationalismus – und desto weniger Glaube an die Selbstverständlichkeit des Eigenen.

Aber ist das nur von Nachteil? Könnte sich nicht im Gegenteil nach und nach erweisen, dass Europa der zukunftsweisendere Kontinent ist, weil er etwas ganz Neues und Unerhörtes versucht: nicht nationale Einheit und Expansion wie alle anderen, sondern Einheit in der Vielfalt bei Selbstbegrenzung?

Das ist ein völlig neues Experiment. Es könnte sein, dass Europa als einziger Kontinent Elemente künftiger Ordnung vorwegnimmt, ähnlich wie zum Beispiel die Schröder-Reformen der Agenda von vielen als unnötig oder falsch empfunden wurden, aber heute die Stärke und Modellfunktion Deutschlands begründen.

Die große Frage der kommenden Jahre wird weniger sein, ob Europa der Krisenkontinent ist oder nicht. Sondern, ob es künftig überhaupt noch etwas anderes als “Krise” geben wird, ob “Krise” nicht vielmehr zum Grundmerkmal jeder weiteren globalen Entwicklung wird – und ob Krise daher nicht mehr zyklisch, sondern permanent zu denken ist.

Umbruch wird zum Dauerzustand

Umbruch wird zum Dauerzustand in Zeiten allgemeiner “Gegenwartsschrumpfung” (Herrmann Lübbe), der Kultursubstitution durch Technik und der globalisierten Beschleunigungskultur der neuen Kommunikationsmittel. Deren sozialpsychologischer Einfluss in Echtzeit rund um den Globus macht das internationale Netz auf der einen Seite stabiler, auf der anderen Seite aber zugleich anfälliger für Krisen. Denn sie tendieren dazu, Struktur durch Prozess, Realität durch Einbildung und Stabilität durch Veränderung, wenn nicht Volatilität zu ersetzen. Das ist der Preis für den Geschwindigkeitsgewinn.

Die heutige Krise ist eine Reaktion auf die Globalisierung in allen großen Weltzivilisationen, welche die multipolare Welt der Zukunft ausmachen und in ihrem Wechselspiel gestalten werden. Nach Erreichung eines ausreichenden Sättigungsgrads der vorausgehenden Inkubationsphasen seit 1989–91 ist das derzeitige globale “Krisennetz” ein Zurückscheuen vor dem Realwerden dieser neuen Welt, und zugleich ein Lernen auf sie hin. Sie ist eine Art immunologische Gegenreaktion auf die bisherige Phase der Globalisierung. Sie ist notwendig für die Entstehung einer neuen Ordnung, die die Menschheit stärker zusammenschließen wird.

Europa ist nicht an dieser Konstellation schuld, sondern selbst Ausdruck des Wandels. Europa ist derzeit der international am wenigsten verstandene Kontinent. Da sich geopolitische Räume zusammenschließen und sich erneut Machtkämpfe sehr traditionalistischen Zuschnitts zwischen Großnationen entfalten, versteht die Welt erst unzureichend, dass Europa nicht (mehr) daran interessiert ist, an den neuen “great games”, etwa um die Ukraine, mitzuspielen.

Vielmehr wählt man einen neuen Weg: das Experiment nicht der Selbststeigerung, sondern das des Interessensausgleiches, dem Begrenzung und Verrechtlichung von Beziehungen gewidmet ist. Wer, wenn dieses Experiment auch nur ansatzweise gelingt, dann der wahre Krisenkontinent der Welt ist, wird sich erst noch zeigen.

*) Roland Benedikter, C. Prof. Dott. DDDr., born 1965, is European Foundation Fellow 2009-13, in residence at the Center for Global and International Studies of the University of California at Santa Barbara with duties as Research Professor of Political Sociology, and Research Scholar at the Forum on Contemporary Europe of Stanford University, Visiting Research Scholar 2009 European Institute, Columbia University New York (Kurzprofil: Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft ’Politika’)



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Comentârs

18 responses to “»Prügelknabe der ganzen Welt.«”

  1. redwood forest avatar
    redwood forest

    Sehr geehrter Herr Benedikter,

    ich bin ein in den USA lebender Suedtiroler, und gebe Ihnen z.T. durchaus recht, dass die amerikanische Sicht auf Europa derzeit sicher etwas getruebt ist und Europa hauefig unterschaetzt wird. Allerdings glaube ich nicht, dass ‘Europe-Bashing’ etwas grundsaetzlich neues ist, gerade die amerikanische Rechte sieht Europa schon lange als sozialistischen, ueber-buerokratisierten Sumpf des ‘big-government’. Dass sich die USA aber (meiner Meinung nach zurecht) verstaerkt mit Asien beschaeftigen, ist recht naheliegend: werfen Sie doch einmal einfach einen Blick aus Ihrem office in Santa Barbara oder Stanford. Wen sehen Sie am Campus? Geschaetzte 50% der Studenten sind entweder asian-americans oder Gaststudenten aus China und anderen asiatischen Laendern. Dies ist nur ein Hinweis darauf, dass private, berufliche, wissenschaftliche und kulturelle Beziehungen zwischen den USA (und dort besonders der Westkueste) und Asien in den letzten 2-3 Jahrzehnten enorm zugenommen haben. Wirtschaftlich haben mehrere asiatischen Laender enorm aufgehot, und auch wissenschaftlich und kulturell ist die Welt nicht mehr so eindimensional weiss-europaeisch gepraegt wie in der Vergangenheit (kleines Beispiel: in China spriessen Zentren fuer Genforschung und alternative Energien praktisch aus dem Boden; der derzeit wohl beruehmteste Kuenstler ist Ai Weiwei etc.). Dass sich Barack Obama fuer diese Entwicklungen interessiert, ist bei seinem Hintergund leicht nachvollziehbar (Obama ist in Hawaii aufgewachsen, dem multi-kulturelstem Bundesstaat der USA mit sehr starkem asiatischen Bevoelkerungsanteil). Ich glaube nicht, dass Europa derzeit so schlecht dasteht, wie teilweise in den USA der Eindruck erweckt wird, und natuerlich sind auch die Zunkunftsaussichten fuer Asien durchaus zwiespaeltig (insofern stimme ich mit Herrn Benedikter ueberein). Wir Europaer muessen allerdings anerkennen, dass wir im Unterschied zu frueheren Jahrhunderten, nicht mehr das wichtigste politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum sind, sondern nur mehr ein Schwergewicht neben mehreren anderen.
    mfg aus San Francisco

  2. Kompatscher avatar
    Kompatscher

    In diesen Zusammenhang passt gut: Jeder sollte vor seiner eigenen Haustür kehren.
    Zu Europa ist zu sagen, es kann weiterhin eine Vorreiterrolle in der Welt einnehmen. Es gilt die größte Herausforderung zu bewältigen, nähmlich die Wachstumsfalle. Dieses Problem wird früher oder später alle Volkswirtscheften treffen und die schwierige Aufgabe ist es den Übergang in das Postwachstum sozial und friedlich zu gestalten. Aussagen hoher Europäischer Politker lassen mich aber schlimmes befürchten.
    Ewiges Wachstum ist auf einem begrenzten Planeten nicht möglich, das sollte eigentlich jedem klar sein. Leider verhalten wir uns nicht danach. Wir haben zwei Möglichkeiten, entweder wir machen weiter und versuchen das Wachstum mit der Brechstange zu erzwingen oder wir suchen nach einem Weg auch ohne Wirtschaftswachstum sozial verträglich auszukommen. Ersterer Weg wird nicht mehr lange andauern, weil die Natur uns einschränken wird. Die Frage ist wie wir das gestalten werden! Friedlich mit einem ähnlichen Lebensstandard wie heute oder mit einem Reset also Zerstörung. Die Geburtenraten gehen weltweit schon zurück, Wachstum ist aber nur mit einer wachsenden Bevölkerung möglich. Alternde Gesellschaften wie wir es sind, brauchen andere Lösungen als Zuwanderung und Exportsteigerung.
    Bleibt zu hoffen, dass die Eliten Europas es endlich schaffen Konzepte für ein Postwachstum zu erarbeiten, statt einem erzwungenen Wachstum nachzujagen, das den Kritikern Europas recht geben wird.

    1. Libertè avatar
      Libertè

      Ewiges Wachstum ist auf einem begrenzten Planeten nicht möglich, das sollte eigentlich jedem klar sein.

      Ewiges Wachstum ist in einem Universum das ewig wächst, sehr Wohl möglich.
      Wo wären wir hingekommen wenn die Herrscher im 15.Jhd. gesagt hätten las uns mit Wachstum aufhören in einer begrenzten Welt geht dies ohnehin nicht ewig, bleiben wir einfach da wo wir sind…
      Amerika wäre nie Enteckt worden. Wir müssen uns damit Abfinden dass es für das Überleben sämtlicher Spezies auf diesem Planeten notwendig ist diese Grenzen zu sprengen.

      Friedlich mit einem ähnlichen Lebensstandard wie heute

      dieser Lebensstandard ist mit den Einschränkungen (gegen Gentechnik, Atomkraft usw.) nicht zu halten. Desweiteren gibt es Ressourcen die irgendwann ohnehin zur Neige gehen.

      Die Geburtenraten gehen weltweit schon zurück

      Jeder Mensch sollte sich so oft vermehren können (und ggf. geeignete Mittel zur Verhinderung erhalten) wie er es sich leisten kann!

      Alternde Gesellschaften wie wir es sind, brauchen andere Lösungen als Zuwanderung und Exportsteigerung.

      Was hast du gegen Zuwanderung? Exportsteigerung sind neutral, wenn sie gleichzeitig die Importe ankurbeln (jmd anderes kann Exportieren).

      1. hunter avatar
        hunter

        ad unendliches wachstum und sich ausdehnendes universum.

        theoretisch stimmt das, was du sagst. das problem ist nur, dass wir wohl nicht so schnell schritthalten können.

        ich hab mir mal den spass erlaubt auszurechnen, wie lange es dauern würde, bis auf jedem einzelnen quadratmeter landoberfläche dieses planeten ein mensch stehen würde – vorausgesetzt das wachstum bleibt exakt auf dem level, auf dem es sich derzeit befindet. es wären nur 906 jahre (rd. 30 generationen)!!!. in 906 jahren hätten wir also 149.442.920.000.000 (Billionen) Menschen. Wenn wir alle dann in ungefähr derselben Bevölkerungsdichte wie derzeit wohnen bleiben möchten, bräuchten wir 21.304 Planeten wie unsere erde. ich schlage also vor, wir fangen möglichst bald mit der suche an oder wir finden uns doch damit ab, das andauerndes exponentielles wachstum auf begrenztem raum mit begrenzten ressourcen nicht möglich ist. auch wenn sich das universum schneller ausdehnt, als wir ihm nachfliegen können :-).

      2. Libertè avatar
        Libertè

        andauerndes exponentielles wachstum

        Ja, da stimme ich dir zu.
        Allerdings heisst das noch lange nicht das wachstum nicht funktioniert, kein wachstum ist ja geradezu die perversion der natürlichen logik!
        Zur deiner berechnung müssen aber mehrere prämissen erfüllt sein.

        wir fangen möglichst bald mit der suche an

        Schon längst begonnen: http://de.wikipedia.org/wiki/Habitable_Zone#Bekannte_Exoplaneten_in_einer_habitablen_Zone
        In 900 Jahren tut sich viel in der Wissenschaft.
        Ich denke wir sollten alle dem etwas beruhigter entgegen gehen, gleich wie dem verbleib bei Italien werden schon nicht sterben bzw. machens eh davor

      3. kompatscher avatar
        kompatscher

        @Liberte Du bringst ein paar Sachen durcheinander, Wachstum ist nicht gleich Innovation. Ich habe auch nichts generell gegen Wachstum, man kann auch geistig wachsen. Zu behaupten, dass Nullwachstum unnatürlich ist ist einfach falsch, oder bist du noch im Wachstum? Vorausgesetzt du bist über 20, ist dein Wachstum abgeschlossen, wenn nicht dann ist das unnatürlich.
        Übrigens halte ich es mit dem Zitat, die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die des Anderen anfängt.
        Das soll heissen es muss möglich sein auch das Persönlichkeitsrecht zu beschneiden, wenn dieses der Allgemeinheit schadet. Zum Glück braucht es in Hinsicht der Fertilitätsrate keine Regulierung, die sinkt ganz von alleine durch den Umstand, dass immer mehr Frauen weltweit mehr Bildung erhalten, ergo selbstbestimmter leben können.
        Die Frage ist also nicht ob wir irgendwann kein Wachstum mehr haben, sondern ob es auf uns hereinbricht mit der Konsequenz sozialer Verwerfungen oder ob wir in der Lage sind eine Wirtschaft ohne Wachstumszwang zu installieren die sozialen Frieden garantiert.
        Bis Ende dieses Jahrhunderts wird die Weltbevölkerung, trotz Fertilitätsrate unter dem Ersatzniveau, auf 9 Milliarden anwachsen. Schon heute gibt es weltweit massive Wasserknappheit. Ja die Technik hilft uns dabei noch tiefere Brunnen zu bohren oder über tausende Kilometer Wasser umzuleiten oder Meerwasser zu entsalzen, aber das erkaufen wir uns mit jede Menge Kollateralschäden die zukünftige Generationen ausbaden werden müssen. Im 15 Jhd war die Weltbevölkerung gerade mal 1/2 Milliarde, da war es egal wie viel Umweltsünden begangen wurden, die Natur hatte genug Zeit sich zu regenerieren, deshalb war Wachstum auch kein Problem. Heute ist die Situation eine andere, bezogen auf das Menschenalter sind wir über die 20 Jahre hinausgewachsen.
        Wir müssten die Probleme jetzt anpacken und nicht darauf hoffen, dass irgendwann in ferner Zukunft ein fremder Planet uns hilft weiter wie bisher zu wirtschaften.
        Buchtip: Sklaven des Wachstums von Reiner Klingholz

      4. Libertè avatar
        Libertè

        1.”Nullwachstum unnatürlich ist ist einfach falsch,”
        Belege, zeig mir einen Vorgang aus dem nichts Wächst in der Natur?
        2.” wenn nicht dann ist das unnatürlich.”
        Der Mensch wächst immer weiter (Nägel,Haare usw.)
        3.”die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die des Anderen anfängt…
        Persönlichkeitsrecht zu beschneiden, wenn dieses der Allgemeinheit schadet.”
        Nein, Persönlichkeitsrecht sind nur dann zu beschneiden wenn sie konkret jmd anderes Gefährden, bzw. ihn einschränken (endless discussion….)
        4.” dass immer mehr Frauen weltweit mehr Bildung erhalten, ergo selbstbestimmter leben können.”
        Ob dieser Trend gutzuheißen ist bezweifele ich mal, ausserdem was hat (nicht statistisch sondern logisch) die Bildung mit der selbstbestimmten Lebensweise zu tun, auch ungebildet kann man (vlt sogar noch mehr z.B China) selbstbestimmt leben.
        Und weswegen man wegen mehr Bildung weniger Kinder bekommen sollte erschließt sich mir nicht!
        5. “Die Frage ist also nicht ob wir irgendwann kein Wachstum mehr haben,”
        Wir (Menschheit) wächst hoffentlich immer weiter da man ansonsten aktiv Geburten verhindern muss, per Gesetz oder durch Indoktrination. Wer darf dann alles noch gebären? Nur noch die Intelligentesten??
        6.”Schon heute gibt es weltweit massive Wasserknappheit. Ja die Technik …zukünftige Generationen ausbaden werden müssen.”
        Wo gibt es heute eine globale Wasserknappheit?
        Und inwieweit schadet der bau tieferer Brunnen und bessere Wasseraufbereitung oder das Verlegen von Rohren?
        7. “sondern ob es auf uns hereinbricht…”
        Es wird nicht einfach so auf uns hereinbrechen, es geschieht allmählich und so kann man allmählich reagieren. Und ob derartige Konsequenzen drohen hinterfrage ich auch einmal.
        8.”Wir müssten die Probleme jetzt anpacken und nicht darauf hoffen, dass irgendwann in ferner Zukunft ein fremder Planet uns hilft weiter wie bisher zu wirtschaften.”
        Ja, wir müssen jetzt anpacken mit weniger mehr(!) zu leisten. Und unsere Pläne zur Kolonisation fremder Planeten (z.B Mars) konkretisieren und durchführen.
        9. Zum Thema Frauen, wir sollten endlich Aufhören Familien hier zu unterstützen (also damit es sich mehr leisten können eine zu haben) dies ist nichts anderes als positiver Rassismus, ein Kind was hier geboren wurde unterstützen wir übermäßig, das in Afrika geboren wurde darf ruhig verhungern…

      5. Libertè avatar
        Libertè

        Sch* bei 4. ist mir ein Fehler unterlaufen, so könnte man ja zurecht an meinem Verstand zweifeln (Wieso gibts nicht mehr Minus?)
        Das ganze bezog sich natürlich auf den vorherigen Satz “Zum Glück braucht es in Hinsicht der Fertilitätsrate keine Regulierung,…”

      6. kompatscher avatar
        kompatscher

        Ich habe lange überlegt ob ich deine Einwende kommentieren soll, ich werde es einmal tun
        obwohl ich darin nicht viel Sinn sehe.

        1 + 2 Du willst es nicht verstehen, dann versuche ich es andersrum. Ja es gibt etwas das wächst kontinuierlich bis es seinen Wirt zerstört und damit sich selbst, den Tumor. Ob das erstrebenswert ist wage ich zu bezweifeln.

        3 Genau das meine ich, Persönlichkeitsrecht ist zu beschneiden, wenn es andere gefährdet. Nichts anderes habe ich gesagt. Was dein nein da soll verstehe ich nicht.

        4 + 5 Mehr Bildung heisst, mehr Selbstsicherheit, Eigenständigkeit weil bessere Berufschancen ergo mehr Unabhängigkeit. Wenn Frauen arbeiten entscheiden sie sich später für Kinder. Steigen sie in höheren Positionen, passen Kinder oft nicht mehr in die Lebensplanung, und doch das ist statistisch belegt. Und auch in China haben Frauen in den Ballungszentren (höhere Bildung) eine Geburtenrate von unter 1, obwohl die Ein-Kind-Politik eben 1 erlauben würde.
        Die Weltbevölkerung wird bis 2080 auf ca. 9 mrd anwachsen, dann aber kontinuierlich schrumpfen 2200 soll es dann nur noch 4 mrd geben. Und das ganz ohne Gesetz und Selektion. Und dann ist automatisch Schluss mit Wachstum, zum Glück! Wenn es nur nicht zu spät ist, sonst geht es uns wie dem Tumor.

        6 Na dann musst du dich mal informieren. Ganze Ökosysteme kollabieren weil Wasser umgeleitet wird z.B Aralsee. Der mittlere Westen die Kornkammer der USA hat mit nicht gekannter Dürre zu kämpfen Erträge sinken. Entsalzen hat einen hohen Energieaufwand zur Folge CO2 Ausstoss. Wenn das Grundwasser absinkt, dann meistens wegen Eingriffe von Menschenhand. Man muss schon auf dem Mars wohnen wenn einem all diese Zusammenhänge fremd sind. Auf einen Nenner gebracht heisst das, der Mensch zerstört schneller, als die Erde sich erholen kann.

        7 Da sind sich so ziemlich alle einig (ausser dir), dass es riesige Verwerfungen geben wird wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird. Leider kommt bei den Klimagipfeln nie was verbindliches heraus, weil jeder glaubt noch wachsen zu müssen. Leider ist dem Menschen das Jetzt wichtiger als die Zukunft.

        8 Na dann viel spass auf dem Mars, möchte aber gerne wissen wie du in den nächsten 50 Jahren 1 – 2 mrd Menschen dort hinbringst und sie dort versorgst, damit wir hier auf der Erde weiter Sause machen können und wieder sorglos wachsen dürfen?

        9 Familienunterstützung hat nur einen geringen Einfluss auf die Geburtenrate, in Afrika sind die Geburtenraten bei weitem höher als in der EU. Logisch ist mir mein Kind näher als ein Fremdes, falls du Kinder hast wird es bei dir nicht anders sein. Was hat das mit Rassismus zu tun? Absurd!

      7. Libertè avatar
        Libertè

        “obwohl ich darin nicht viel Sinn sehe.” Weshalb da man aufeinander zugehen könnte?
        1+2 Immer noch kannst du nichts nennen was nicht bestrebt ist ständig zu wachsen/sich auszudehnen.
        3. Ist gibt einen Unterschied zwischen einer uminösen Allgemeinheit und jmd konkretes
        4+5. Wenn du selbst sagst die Bevölkerung wird sich wieder mehr als halbieren “2200 soll es dann nur noch 4 mrd geben.”
        wozu dann Eingreifen?
        Ich denke nicht das es dazu kommt, vielmehr müssen wir uns umschauen wie wir aus weniger (Rohstoffe) mehr machen. Ich glaube da sind wir uns doch einig?
        6. Ich gebe dir Recht in der heutigen Form schadet es der Natur, allerdings kann man ja nicht hergehen sagen es ist heute nicht so, also ist es niemals möglich. Inwieweit ist es den für die Natur schlimm wenn man mit Grünem Strom Meerwasser entsalzt und durch Leitungen irgendwohin leitet?
        “Auf einen Nenner gebracht heisst das, der Mensch zerstört schneller, als die Erde sich erholen kann.” Nein, der Mensch zerstört jetzt(!) schneller, in Zukunft kann das anders sein.
        7. Nun dann soll es halt jeder (bezweifle ich) glauben, es dachte auch jeder die Erde ist eine Scheibe (Wenn wir schon auf dem Niveau sind).
        Sie sollten sich einmal mit dem Argument der Klimawandelkritiker auseinandersetzen wonach der Klimawandel nur eine Idee ist um der Wirtschaft neue Impulse zu geben, damit sie weiter wächst.
        Was würden den sie beim Klimagipfel beschließen, weltweite Geburtenkontrolle? Denn alles andere würde ja zu Wachstum führen…
        8. Muss man auch nicht, vlt. sollten wir einfach unsere Subventionspolitik dahingehend ändern das sich nicht mehr so viele das beste Essen (/Fleisch) leisten können. Und somit weniger Ressourcen verbraucht werden. Allerdings sollten wir schon mal mit derartigen Projekten anfangen man weiß nie wann Mutter Erde den Geist aufgibt (das es irgendwann passiert ist fix, auch ohne den Menschen)
        9.”Familienunterstützung hat nur einen geringen Einfluss auf die Geburtenrate” sie ist aber zu diesem Zwecke eingeführt worden.
        “Logisch ist mir mein Kind näher als ein Fremdes”
        Um es mit ihren Worten auszudrücken:
        Was hat das mit der Allgemeinheit zu tun? Absurd!
        Sie wollen damit also sagen ihnen ist ein Südtiroler Kind lieber als ein Afrikanisches, was ist das wenn nicht Rassismus? Oder um Herrn Meisner zu zitieren:
        “”Eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien”

  3. Csvr avatar
    Csvr

    Monetäres Wachstum ist im heutigen System erforderlich, damit die Zinsverpflichtungen bedient werden können.
    freigeldsysteme überzeugen bislang nicht.

    1. kompatscher avatar
      kompatscher

      Freigeldsysteme können nicht voll überzeugen, solange sie nur als Sekundärwährung geführt werden. Das liegt in deren System. Allerdings haben sie in der Vergangenheit schon bewiesen, dass sie funktionieren:
      Weltwirtschaftskriese 1929 Wörgl

  4. Csvr avatar
    Csvr

    Wörgl, da wurde Geld gedruckt. Nicht ein Jahr hat das Experiment funktioniert; aber immerhin. Wenn ich heutzutage die Vorsorge-Werbung lese und von vielen höre, dass sie sich auf Rentenansprüche verlassen und diese als uneingeschränkbare Rechte ansehen, dann kann ich keine Grundakzeptanz erkennen. Im Freigeldsystem kann man nämlich nicht sparen.

    1. kompatscher avatar
      kompatscher

      Und das heutige Geld wird nicht gedruckt?
      Du musst schon auch sagen wieso es beendet wurde. Nachdem gesehen wurde, dass die Arbeitslosigkeit in kürzester Zeit halbiert wurde, wollten auch andere Gemeinden Freigeld einführen. Wir reden hier von der Weltwirtschaftskrise 1929, schlimmer als die, die wir vor ein paar Jahren erlebt haben. Da hat die österreichische Nationalbank kurzerhand das Freigeld verboten! Den Herren waren ihre eigenen Pfründe wichtiger als das Wohl der Menschen. Das Experiment von Wörgl hat auch namhafte Ökonomen wie Irving Fisher interessiert und er wollte ähnliches für die USA.
      Nicht sparen? Du solltest dich etwas tiefer mit dem Freigeld befassen, dann würdest du wissen das dies nicht stimmt. Mit dem Freigeld soll der Geldumlauf sichergestellt werden und damit wird automatisch der Zins gegen Null gehen. Zum Unterschied zum heutigen Geld wird das Freigeld keiner Inflation unterliegen, damit ist das was du über die Bank weiterhin ansparen kannst in 50 Jahren gleich viel wert, wie wenn du angefangen hast zu sparen. Heute gibt es keine Währung die nicht inflationär ist, selbst die so gepriesene DM hat in 60 Jahren 78%! ihres Wertes verloren. Das wäre in etwa so wie wenn das Urmeter in 60 Jahren nur noch 22 cm lang ist, aber weiterhin als 1 m gehandelt wird. Diese Inflation ist dadurch geschuldet, dass die Notenbanken nicht wissen wieviel Geld in Umlauf ist (Achtung: Emission ist nicht gleich Umlauf), damit können sie nicht genau die Geldmenge dem Warenaufkommen anpassen. Weil eine Deflation schlimmer ist als eine Inflation wird immer mehr Geld in Umlauf gehalten als der Gegenwert an Waren vorhanden ist. Aus dem selben Grund warum die Notenbanken es nicht schaffen eine Währung wirklich stabil zu halten, können sie auch nicht die Inflation stabil halten.

  5. CSVR avatar
    CSVR

    Zuerst zu Deiner Frage: Klar auch heute wird das Geld gedruckt bzw. und häufiger durch Krediteinräumung erst geschaffen (z.B. Draghis dicke Bertha).

    Meines Wissens erleiden die Ersparnisse im Freigeldsystem über die Zeit gesehen eine leichte Abwertung, so dass der Inhaber (Unternehmen wie privater Sparer) ein Interesse auf Investitionen hat. Sprich eine Ankurbelung des Sachinvestitionen. In diese Richtung wäre wohl auch das angedachte Experiment des negativen Zinses, was auch im Umfeld der EZB schon diskutiert wird.

    Mein Einwände im obigen Beitrag waren zwei:
    1. Es gibt bislang nur ein kurzes Experiment in einer kleinräumigen Wirtschaft. Wir wissen also wenig bis nichts wie so etwas großräumig funktionieren soll.

    2. Heute sind die Sparer von der Vorsorgewirtschaft auf ein anderes Konzept eingelullt worden. M.E. fehlt bei vielen die Akzeptanz, so meine Darstellung oben. Natürlich kann sich so etwas aber auch ändern.

    Darüber hinaus habe ich noch eine Frage zu deiner Behauptung:
    “Zum Unterschied zum heutigen Geld wird das Freigeld keiner Inflation unterliegen”
    Inflation hat gemeinhin zwei Bedeutungen: a) Geldmengenwachstum b) Preissteigerungen
    zurzeit überwiegt bei der hM die Auffassung b).
    Wie willst Du bitte Preissteigerungen verhindern. Diese sind oft auch Modeerscheinungen unterworfen, wie z.B. Wille zum Eigenheim statt Miete, großes Auto, bestimmte Kleidung oder Lebensentwürfe.
    In Spanien und den USA glaubten zu viele Menschen, dass sie sich ein Eigenheim leisten müssen. Dadurch haben verschiedene Branchen jahrelang gut verdient und die Preise sind in diesem Segment über verschiedene Jahre gestiegen. Dann platzte die Blase und viele Kredite wurden -mangels Bedienung- fällig gestellt.

    M.E. kann auch Freigeld iSv negativem Zins keine solchen Modeströmungen vermeiden helfen.
    Mir kommt die boom und bust-Theorie als Beschreibung unserer Wirtschaft schlüssiger vor.
    Fehler und Modeerscheinungen erliegen wird doch regelmäßig.

    1. kompatscher avatar
      kompatscher

      Ersparnisse schrumpfen nur dann wenn du das Geld hortest, solange es im Kreislauf bleibt und das tut es wenn du es auf die Bank bringst wird es für dich seinen Wert beibehalten.

      1 Es gab die Brakteaten im Mittelalter, woher der Spruch vom goldenen Handwerk stammt. Es gab den Wära. Es gibt den Chiemgauer und den Rheingold. Im Vinschgau will man auch eine Regionalwährung installieren, weiss allerdings nicht wie weit das gediegen ist.
      Was ich damit sagen will, ist das es genug Versuche gegeben hat und gibt. Marktregeln funktioniert im Kleinen gleich wie im Grossen. Eines ist sicher, das heutige Geldsystem funktioniert nicht, also warum halten wir daran fest? Im schlimmsten Fall funktioniert etwas neues auch nicht.
      2 Da kann ich nicht folgen?
      Zur Zusatzfrage
      Zuerst mal woher kommt Inflation. Das habe ich weiter oben beschrieben und auch warum es mit Freigeld nicht passieren wird. Preissteigerung kann aus mehreren Gründen erfolgen.
      – Durch hohe Nachfrage (wenn es ein begehrtes Produkt ist, kann ich den Preis erhöhen. Was ist daran schlimm? Wird es zu teuer wird der Absatz stocken und es wird wieder billiger.
      – Rohstoffknappheit, etwas was seltener wird und trotzdem hoher bedarf besteht wird teurer. Auch i.O. Gold ist teuer weil selten, also wird damit auch sorgfältiger umgegangen.
      – Inflation es ist mehr Geld im Umlauf als Waren, das ist eine Störung zwischen Angebot und Nachfrage. Es entfällt jedem Schein weniger Leistung, das Geld ist weniger wert. Inflation ist Betrug am Sparer und wird allgemein auch in Zusammenhang hoher Arbeitslosigkeit gebracht.
      Freigeld wird die Marktgesetze nicht beseitigen soll es auch nicht, aber der Markt wird gerechter.

      Falls dich dieses Thema interessiert sieh mal da rein http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/

  6. CSVR avatar
    CSVR

    ich kann nirgends einer Erklärung für die Vermeidung von Inflation finden. Bitte erklären Sie mir das nochmals.

    1. kompatscher avatar
      kompatscher

      Wenn man davon ausgeht, dass eine zu hohe Geldmenge die Ursache für Inflation ist und darüber besteht weitgehend Konsens in der Wirtschaftswissenschaft, aber die Notenbanken es nicht schaffen die Geldmenge punktgenau zu steuern, bräuchte es also ein Instrument dies zu können. Eigentlich müsste es heissen Geldumlauf, weil Geld das gehortet wird ja in dem Moment für den Wirtschaftskreislauf nicht existent ist. Dies müssten die Notenbanken berücksichtigen, was aber unmöglich ist und deshalb nur annähernd und das auch noch Zeitverzögert geschieht.
      Die Freiwirtschaftslehre sagt nun, wenn es eine Umlaufsicherung gäbe, kann Geld nicht gehortet werden und demnach lässt sich die umlaufende Geldmenge schnell und genau an den existierenden Warenwert anpassen. Warenaufkommen = Geldmenge = 0 Inflation

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