Das Ende einer unendlichen Geschichte.
Es ist der 19. Dezember 2013 und ich halte nach einer 6-monatigen Odyssee meine erste italienische Steuererklärung in Händen. Heureka! Sie hat 24 Seiten und kostete mich mindestens ebensoviele Stunden Lebenszeit sowie bestenfalls 300 Euro.
Im September hatte ich an eben dieser Stelle berichtet, dass ich wegen meiner ersten italienischen Steuererklärung beinahe am Verzweifeln wäre. Seit Juni wurde ich nämlich von Pontius zu Pilatus geschickt und immer wieder an andere meist kostspieligere Stellen verwiesen, für etwas, das ich bisher eigenhändig, online, gratis und in 15 Minuten erledigte.
Nachdem man mich bei KVW und Gewerkschaft verschickt hatte, versuchte ich mein Glück bei der Agentur der Einnahmen. Nachdem ich auch dort unverrichteter Dinge von dannen zog, ging ich zähneknirschend zu einem Steuerberater. Dort erklärte man mir, dass ich mittlerweile zu spät dran sei und 25 Euro Strafe zahlen müsste. In meiner Naivität hatte ich nämlich geglaubt, dass es früh genug sei, sich Mitte Juni um seine Steuerangelegenheiten zu kümmern, wo die Frist doch der 30 Juni ist. Zudem ließ mich die nette Steuerberaterin wissen, dass mein CUD und meine Honorarnoten nicht genügen würden. Ich bräuchte zudem eine Bestätigung über die im österreichischen Bundesdienst erhaltenen Bezüge, obwohl diese in meiner 3- statt 24-seitigen österreichischen Steuererklärung – die ich inzwischen mal so schnell zwischendurch gemacht hatte, damit ich wenigstens etwas in der Hand habe – aufscheinen. Zudem bräuchte ich die Steuererklärung meiner Frau, vierteljährliche Abrechnungen meiner österreichischen Konten und Depots und meines Bausparvertrages sowie – es lebe das vereinte Europa – eine Auflistung sämtlicher Kontobewegungen aus dem Jahre 2012 in beide Richtungen zwischen meinem österreichischen Konto und irgendwelchen Konten in Italien – inklusive Betrag, Datum, IBAN und BIC.
Da ich für letztere in meinem Internetbanking nicht mehr so weit zurückgehen konnte, suchte ich meine Bank auf. Dort wollte man dann 150 Euro, da sie die gewünschten Bewegungen per Hand einzeln raussuchen hätten müssen. Ich wurde kreidebleich und lehnte dankend ab. An dieser Stelle sollten wir uns die Beträge vergegenwärtigen, um die es hier geht. Mein Gewinn aus selbständiger Arbeit im Jahr 2012 belief sich auf 623,41 Euro. Abzüglich sämtlicher Absetzbeträge weist meine österreichische Steuererklärung ein Negativeinkommen aus selbständiger Arbeit von -233,21 Euro auf. Da tun dann 300 Euro für das Erstellen der italienischen Erklärung und 150 Euro für die Auszüge schon ordentlich weh.
Wieder zurück beim Steuerberater erfuhr ich, dass es die ganzen Bewegungen nun doch nicht brauche. Gut also, dass ich die 150 Euro noch nicht ausgegeben hatte. Dafür hatte man auf der Gewerkschaft bei der Steuererklärung meiner Frau einen Fehler begangen. Unser gemeinsamer Sohn hätte nämlich zu gleichen Teilen zu unseren Lasten gehen müssen.
Wir also wieder zurück zur Gewerkschaft, um die Steuererklärung meiner Frau korrigieren zu lassen. Als ich dort meine Geschichte erzählte, zeigte man sich verwundert über den Umstand, dass ich vor Monaten verschickt wurde. Wer denn das gewesen sei? Falls der Steuerberater noch nicht begonnen habe, könnte ich nun doch bei der Gewerkschaft meine Erklärung machen lassen. Das käme billiger, sagte man mir. Ich hole mir also beim Steuerberater meine Unterlagen, berappe 75 Euro für bisher geleistete Arbeiten und marschiere schnurstracks zur Gewerkschaft. Mittlerweile wird es auch mit unserem Ansuchen für das Kindergeld recht knapp. Aber das nur so am Rande.
Tags darauf bekomme ich einen Anruf von der Gewerkschaft, dass das mit meiner Steuererklärung nun doch nicht ginge. Es tue ihnen leid, aber ich könne meine Unterlagen wieder abholen und doch die Dienste des Steuerberaters in Anspruch nehmen. Wie in Trance holte ich meine Steuermappe von der Gewerkschaft ab und brachte sie dem Steuerberater. Dieser erledigte seine Arbeit prompt und schickte mir das Ungetüm heute Nachmittag per Mail. Mit einem Happy End. Steuernachzahlung brauch ich keine zu machen. Die Lust auf meine Nebentätigkeiten, die ich mehr aus Passion denn wirtschaftlicher Notwendigkeit mache, ist mir jedoch gehörig vergangen. Schade. Dieses System treibt einen förmlich in die Illegalität. Wenn man sein Einkommen ehrlich versteuern möchte, wird man bestraft. Demotivierend ist das.
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