Interpol und Deutsche Bank, FBI und Scotland Yard
Interpol und Deutsche Bank, FBI und Scotland Yard
Finanzamt und das BKA, Haben unsere Daten da
Finanzamt und das BKA, Haben unsere Daten da
Automat und Telespiel
Leiten heute die Zukunft ein
Computer für den Kleinbetrieb
Computer für das eigene Heim
Reisen, Zeit, Medizin, Unterhaltung
Reisen, Zeit, Medizin, Unterhaltung
Computerwelt
Computerwelt
Denn Zeit ist Geld
Denn Zeit ist Geld
Auschnitt des Songtextes “Computerwelt”, Kraftwerk, 1978-81
Ich höre immer wieder mal gerne Songs von Kraftwerk, der obige Ausschnitt ist geradezu prophetisch für die heutigen Skandale rund um das flächendeckende Ausspionieren von persönlichen Daten der Bürger. Obwohl der Text als Hintergrund den RAF-Linksterrorismus der 70er und 80er Jahre in Deutschland hatte, erkannte die Band bereits vor mehr als 30 Jahren die Gefahren, die von einem massenhaften Einsatz der Computertechnik ausgehen.
Dank Snowden und anderen Mitstreitern kommt immer mehr an das Tageslicht, dass längst alle Dämme in Hinsicht auf Bürgerrechte und Datenschutz gefallen sind und das die Geheimdienste der westlichen demokratischen Länder ihre eigenen Bürger massenhaft ausspähen und damit eine reale Gefahr für die Demokratie darstellen. Wohl kaum einer von uns hat terroristische Absichten, trotzdem hat jeder Mensch auch eine Privatsphäre, welche unangetastet vor Mitbürgern und öffentlichen Einrichtungen sein sollte. Gleichzeitig gibt jeder von uns mehr oder weniger freiwillig Daten von sich an private Unternehmen preis, die er, sollte explizit danach verlangt werden, wohl kaum aushändigen würde. Wer erwartet hätte, dass es einen öffentlichen Aufschrei von Bürgern aber vor allem Parteien und Regierungen gibt, sah sich getäuscht. Es herrscht geradezu eine verantwortungslose Lethargie auf allen Seiten, die mich sehr beunruhigt.
Ich kann mich noch gut an die vehementen Proteste und Diskussionen in den achtziger Jahren über die Volkszählung in Südtirol entsinnen, da wurde vor allem von linksalternativen Kreisen vehement ein Boykott der Sprachgruppenerhebung gefordert, unter anderem auch mit der Begründung, dass der Datenschutz nicht gewährleistet sei. Ich habe selbst mal ein paar Jahre für das Statistikamt (ASTAT) gearbeitet und habe dort gesehen, wie ernst der Datenschutz genommen wird. Ich frage mich nun angesichts der geradezu atemberaubenden Dimension der Rechtsverletzungen durch private Unternehmen und Geheimdiensten, wo denn nun die damaligen Protestierer geblieben sind? Wahrscheinlich pflegen sie ihren Facebookaccount.
Was also tun? Es muss auf mehreren Ebene was geschehen, die nationalen Regierungen sind offensichtlich zu schwach, um der NSA und Kumpanen die Stirn zu bieten. Die EU müsste hier voranpreschen und strenge EU-weite Datenschutzbestimmungen erlassen, die es privaten Unternehmen unmöglich machen, persönliche Daten wie im bisherigen Ausmaß zu erheben und vor allem zu verknüpfen. Gleichzeitig sollte eine Initiative von Regierungsseite aus gestartet werden, dass vermehrt quelloffene Software zum Einsatz kommt, die erwiesenermaßen sicherer ist als proprietäre Software.
Jeder von uns kann auch Maßnahmen ergreifen, so sollten politische Vertreter dazu angemahnt werden, sich endlich dieser Thematik verstärkt anzunehmen und die Bürgerrechte zu stärken.
Im privaten Bereich können auch Maßnahmen getroffen werden:
- Einsatz von quelloffener Betriebssysteme, allen voran Linux. Ich selbst benutze es privat seit 15 Jahren und kann problemlos alle meine Tätigkeiten erledigen
- Verschlüsselung des Mailvekehrs; ist zwar relativ aufwendig, sollte aber als klares Zeichen des Protestes angewandt werden (Gnupg bzw. pretty good privacy)
- Verschlüsselung persönlicher Daten mit quelloffenen Hilfsmitteln (mit Truecrypt)
- Einsatz von anonymisierten Suchdiensten (z.B. Disconnect me)
- Verzicht auf soziale Dienste wie Twitter und Facebook, die jeden Nutzer zu einem gläsernen Menschen machen
- Verzicht auf kostenlose Mailaccounts wie Gmail, Yahoo usw., die erwiesenermaßen von den Geheimdiensten systematisch abgehört werden. Besser wäre es, sich ein Konto bei europäischen Mailanbietern einzurichten, die zumindest versuchen, den Datenschutz ernstzunehmen.
Vielleicht klingt dieser Artikel für den einen oder anderen als paranoid, gleichzeitig sollte sich jeder fragen, ob er vor 15 Jahren zugestimmt hätte, wenn die Regierungen jeden Bürger mit einem Überwachungsgerät ausgestattet hätten (Handy), Zugriff auf persönliche Untelagen zu Hause haben wollten (PC, Speicherdienste im Internet) und eine Liste aller Bekanntschaften und Korrespondenz angefertigt hätten (Mailverkehr, Adressbücher). Ein Aufschrei sondergleichen wäre die Folge gewesen, heute aber wurde all dies mittels bequemer Technik eingeführt.
Noch ein paar Links zum Durchlesen:
- Heise Online hat eine recht gute Übersicht zusammengestellt, was bisher im Spionageskandal geschah.
- Die ZEIT hat eine lesenswerte und verständliche Serie über private Schutzmassnahmen zusammengestellt.
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