Ich gebe es zu: Nicht nur die SVP ist blauäugig, wenn sie glaubt, es gebe in Europa keine Grenzen — ich war es noch mehr, da ich der TAZ geglaubt hatte, Marie Måwe hätte keine Chance mehr, noch vor der Landtagswahl italienische Staatsbürgerin zu werden. In meiner Naivität hatte ich völlig unterschätzt, wozu die Südtiroler Mehrheitspartei in Sachen Korruption und Freunderlwirtschaft inzwischen fähig ist. Ist das also der neue Stil, den wir von Arno Kompatscher erwarten dürfen?
Klaus Egger (Grüne), der mit einer Schwedin vermählt ist, berichtet, dass es im Normalfall (laut amtlicher Auskunft!) mindestens 19 Monate dauert, bis eine Untertanin Carl Gustafs die italienische Staatsbürgerschaft erhält. Frau Måwe, die wohl etwas gleicher ist, als normale BürgerInnen, wartete nur wenige Wochen. Gewiss wäre anderen Parteien, die nicht in Rom vertreten sind, eine derartige — eines Rechtsstaats unwürdige — Sonderbehandlung nicht zuteil geworden.
Normalerweise müsste sich dieser Vorfall für die SVP in einen Bumerang verwandeln, hüten wir uns aber vor noch mehr Blauäugigkeit. Zumindest eine Randnotiz verdient die ironische Tatsache, dass die Partei, die einst angetreten war, Südtirol von Italien zu entkoppeln, nun aktiv dahin arbeitet, andere Europäer zu italienischen Staatsbürgern zu machen. Aber das ist natürlich dem Wahlrecht geschuldet, dem sich keine Partei entziehen kann, auch nicht eine, die die Existenz von EU-Innengrenzen leugnet.
Scrì na resposta