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Websuffix: Es tut sich was.

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Wie die Tageszeitung Online berichtet, regt sich nun auch in Südtirol der Wunsch, ein landeseigenes Internetsuffix (TLD) zu beantragen — im Gespräch seien .str oder .sdt.

Nachdem Katalonien schon vor etlichen Jahren, damals noch gegen erhebliche Widerstände, seine Endung (.cat) zugesprochen bekommen hatte, wurden die Vergabebedingungen im Laufe der letzten Jahre wesentlich gelockert. Nicht nur die Bretagne (.bzh), das Baskenland (.eus) und Galicien (.gal) konnten sich seither ein Suffix sichern, sondern auch Metropolen wie Paris (.paris), Berlin (.berlin) und Barcelona (.bcn).

Der Vorstoß für ein Nachziehen Südtirols kommt angeblich von der Jungen Generation der SVP unter Manuel Raffin. Wir wären aber nicht im »Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten« und des realistischen Realismus, wenn nicht wieder jemand unüberwindbare Hürden ins Spiel bringen würde:

Was die Junge Generation verschweigt: die Einführung [der Endung .cat] verlief damals alles andere als reibungslos, die sprachspezifische Endung sorgte nicht nur beim Mutterland Spanien für empörte Reaktionen. Seitdem ist man bei ICANN, der für die globale Verteilung der Domains zuständigen Behörde, vorsichtiger:

Kein einziges Regions-spezifisches Suffix wurde den neuerdings netzaffinen Ländern in Folge genehmigt, auch Südtirol dürfte wohl kaum eine Sonderbehandlung bekommen. Die Endungen müssten abgesegnet und registriert werden und das sei bis auf weiteres ein aussichtsloser Kampf, erfahren wir bei Internetagenturen.

TAZ Online

Die Information der TAZ und ihrer ominösen Quellen ist nachweislich falsch. Wie die zahlreichen neuen Top-Level-Domains beweisen, für die bereits eine positive Entscheidung der Vergabestelle ICANN vorliegt, ist das genaue Gegenteil der Fall.

Wikipedia schreibt hierzu:

Im Juni 2011 beschloss die ICANN, ein offenes, kostenpflichtiges Bewerbungsverfahren zur Einführung neuer generischer Top-Level-Domains durchzuführen. Das Bewerbungsverfahren läuft seit 2012, die Einführung von mehreren hundert gTLDs ist für 2013 geplant.

Hoffen wir also, dass der Vorschlag — der angeblich auch vom zuständigen Landesrat Florian Mussner unterstützt wird — kein Wahlkampfgag bleibt.

Cëla enghe: 01 02 03 04



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Comentârs

6 responses to “Websuffix: Es tut sich was.”

  1. Senoner avatar
    Senoner

    Man muss hier klar unterscheiden zwischen ccTLDs (country-code) und gTLDs (generisch).

    Anfangs gab es nur 8 gTLDs (.com, .net, .org, .edu, .gov, .mil, .int und .arpa), wobei .gov, .edu und .mil für die US-amerikanische Regierung, Schulen und Militär vorgesehen waren. Mit der weltweiten Verbreitung des Internets wurde es dann notwendig auch ausländischen Institutionen zu erlauben eine Internet-Adresse zu haben, also wurden länderspezifische TLDs eingeführt (jeweils ein 2-Buchstaben-Code). Viele Länder haben daraufhin die us-zentrische Hierarchie unter der eigenen ccTLD übernommen (daher gibt es heutzutage Sub-TLDs wie .co.uk, org.uk oder .gov.it). In Italien wurden die Domains weiter in Provinzen unterteilt (daher das .bz.it für Südtiroler Adressen). Die Registrierung unter diesen Länder-(Sub)-Domains war aber umständlich und mit hohen Kosten verbunden, während eine Registrierung unter der generellen .com Domain kostenlos war. Also registrierten die Betriebe lieber hotelpost.com als hotelpost.bz.it. Aufgrund der enormen Nachfrage nach com-Domains wurde dann ein Preis von 50 US-Dollar eingeführt. Verschiedene Länder sind nachgezogen und haben dann ähnliche Preise eingeführt… Eine neue Markt ist geboren.

    Die Gewohnheit für seinen Betrieb eine com-Adresse zu ergattern blieb aber aufrecht, und die Nachfrage liess nicht nach. Wer “seinen” Namen unter .com bereits besetzt vorfand, musste auf .net oder .org ausweichen (obwohl diese für Provider bzw. non-profit-Organisationen vorgesehen waren). Manche wichen auch auf weniger überfüllte ccTLDs aus (wie.cc, was eigentlich für die Cocos-Inseln vorgesehen war). Der Wunsch nach einer Alternative zu .com wurde immer lauter. Und so führte man nach langen hin und her neue gTLDs ein (.biz, .info, .coop, .pro, …).

    In diese Zeit fiel auch der Wunsch nach einer eigenen ccTLD für Katalonien. Da Katalonien aber kein eigenständiger Staat ist, wurde ihm ein 2-Buchstabiger Code verwehrt. So ist das bis heute.

    Nur bei der Einführung von .eu wurde eine Ausnahme gemacht, da Europa ja kein eigenständiger Staat ist

    .cat ist daher kein ccTLD, sondern ein gTLD. Dei gTLD .cat steht nicht für den inexistenten Staat Katalonien, sondern für eine “Catalan community”.

    Vor Kurzem wurde die Einführung beliebiger neuer gTLDs beschlossen. Wer genug Geld hat und die nötigen technischen Ressourcen nachweisen kann, kriegt seine eigene gTLD. So versucht Google sich das .search zu ergatten und dei Tiroler können eben um ein .tirol ansuchen.

    1. Senoner avatar
      Senoner

      Übrigens: .str oder .sdt finde ich absoluten Schwachsinn, da diese gTLDs keinen Wiedererkennungswert haben. Die gTLDs sind ja nicht auf 3 Buchstaben beschränkt. Und unter .str wird man wohl eher eine Strasse vermuten. Wennschon dann .sudtirol oder .suedtirol

      1. pérvasion avatar

        Ich persönlich finde, dass so lange Endungen nur eine begrenzte Praxistauglichkeit haben. Außerdem stünde .str, .sdt oder .stl für Südtirol-Sudtirolo-Souty Tyrol gleichermaßen…

        Der Wiedererkennungswert des Kürzels ist hingegen mit dem einer ccTLD vergleichbar.

    2. Senoner avatar
      Senoner

      …und sollte mal Südtirol ein eigenständiger Staat werden, würde sich als Suffix das .sf oder .fs (Freistaat Südtirol) eignen, da alle anderen Kombinationen wie .su (Sovjet Union), .st (Sao Tome) oder .sl (Sierra Leone) bereits besetzt sind. :-)

    3. pérvasion avatar

      .cat ist daher kein ccTLD, sondern ein gTLD. Dei gTLD .cat steht nicht für den inexistenten Staat Katalonien, sondern für eine ”Catalan community”.

      Genauso ist es und genau das streben auch alle anderen Regionen an, die sich um eine TLD bewerben.

  2. Senoner avatar
    Senoner

    Außerdem stünde .str, .sdt oder .stl für Südtirol-Sudtirolo-Souty Tyrol gleichermaßen…

    Die Leute fragen sich nicht, wofür eine kryptische Endung steht. Entweder es ist klar ersichtlich (.IT für Italien, .COM für commercial, und .CAT für Catalonia sind selbstredende Abkürzungen oder ganze Begriffe wie .BERLIN, .AERO oder .MUSEUM), oder wir können uns die eigene TLD sparen.

    Wenn nicht das Land die gTLD “.SUEDTIROL” registriert, so ist es eben die nächstbeste Internetfirma, die sich diese Endung ergattert. Ich kenne mindestens 3 Firmen/Provider, die sicher sofort das nötige Budget (etwa 200.000 Euro) dafür aufbringen würden.

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