Der katalanische Präsident Artur Mas (CiU) sprach sich in einem heute ausgestrahlten Interview mit Radio Nacional de España (RNE) dafür aus, dass ein unabhängiges Katalonien »bedeutende Teile seiner Souveränität« an die EU weitergibt, »sobald diese ein föderales Konzept entwickelt hat«. Damit zeigt sich einmal mehr, dass die Unabhängigkeitsbestrebungen keinen antieuropäischen Charakter haben, sondern einen Übergang zu einer stärkeren Integration auf regionaler Ebene bei gleichzeitiger Überwindung der Nationalstaaten darstellen könnten. Oder wie es Burkhard Müller in der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom 8. November letzten Jahres beschrieben hatte:
Nicht nur die Vernetzung, auch die Entmachtung und Entmündigung der Staaten ist durch die krisenhaften Vorgänge der vergangenen Jahre so stark vorangetrieben worden, dass die neuen Regionalstaaten nicht so sehr aus ihrem bisherigen Mutterstaat heraus – als vielmehr in den Schoß Europas mit seinen innig verschlungenen Wirtschaftsbeziehungen hineinfallen würden. … Solch ein Staatenverfall wäre nicht Ausdruck von Desintegration, sondern im Gegenteil als Folge gesteigerter Integration zu werten.
In demselben Interview machte Artur Mas ebenfalls klar, dass eventuelle spanische Gegenangebote zur Unabhängigkeit nicht mehr direkt zwischen den Regierungen in Madrid und Barcelona verhandelt werden könnten, sondern der katalanischen Bevölkerung in einem Referendum vorzulegen wären. Er gehe aber nicht davon aus, dass die Zentralregierung überhaupt noch ein derartiges Angebot unterbreiten will.
Darüberhinaus unterstrich er, dass Katalonien als unabhängiger Staat in jeder Hinsicht überlebensfähig wäre — und dass »die Wirtschaft« nicht über eine mögliche Sezession besorgt sei, sondern vor allem über den derzeitigen Zustand Europas. Katalonien sei letztes Jahr, bei bereits angelaufenem Selbstbestimmungsprozess, die Region Kontinentaleuropas gewesen, die die meisten ausländischen Investitionen gewinnen konnte.
Cëla enghe: 01
Scrì na resposta