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Luftbrücke (zwischen den Kulturen)?

Autor:a

ai

darwin_rombozen

Man darf gegen den Bozner Flughafen sein oder man darf ihn befürworten, natürlich. Und man kann die öffentliche Finanzierung durch das Land begrüßen oder ablehnen, ganz klar. Ungeachtet grundsätzlicher Positionen zu dieser umstrittenen öffentlichen Einrichtung muss man aber hinterfragen, welche Rolle sie im Südtiroler Mobilitätskonzept spielt. Unser Land rühmt sich ja im Tagesrhythmus nicht nur damit, die beste Autonomie der Welt zu sein (zugegeben, das ist in letzter Zeit etwas weniger geworden), sondern auch, eine Brücke zwischen zwei großen europäischen Kulturräumen darzustellen. Beides haben wir schon öfter angezweifelt, da es sich offensichtlich um Schönwetterparolen, um Floskeln handelt.

So ist es auch in der Mobilität: Im Bahnverkehr sind die Verbindungen nach Norden und Osten trotz Engagements von DB/ÖBB noch immer völlig unzureichend. Die grenzüberschreitenden Regionalverbindungen sind eine einzige Katastrophe (die vielleicht mit dem nächsten Winterfahrplan etwas gelindert wird) und nach wie vor sind an der Grenze anachronistische Wartezeiten »nötig«, die die Fahrzeiten im Vergleich zum Individualverkehr unattraktiv machen.

Ähnlich sieht es mit den Flugverbindungen ab Bozen aus — von einer »Luftbrücke« zwischen den Kulturen keine Spur, stattdessen öffentlich unterstützte, ausschließliche Anbindung an den Nationalstaat. Schon Air Alps flog nur nach Rom, wovon vor allem unsere Politiker profitierten. Der neue Schweizer Carrier Darwin Airline bietet nun in Zusammenarbeit mit Alitalia ganze 14 Destinationen an — wovon 13 in Italien und eine in der Schweiz, am Genfer Hub der Fluggesellschaft: Alghero, Ancona, Bari, Brindisi, Cagliari, Catania, Crotone, Genf, Lamezia Terme, Neapel, Palermo, Reggio Calabria, Rom, Trapani.

Für eine selbsternannte Brücke zwischen den Kulturen ist das eine etwas magere Leistung, wären doch zumindest Anbindungen in beide Kulturräume, die zu verbinden man vorgibt, nötig. Zudem sind für eine Minderheit in einem Nationalstaat selbstverständlich möglichst kurze Wege in’s »eigene« kulturelle Hinterland von großer Bedeutung. Beides gewährleisten die Verbindungen ab unserem Landesflughafen derzeit keineswegs. Statt einer Luftbrücke gleicht diese bedauerliche Lage eher einer Verlängerung der Staatsgrenzen in die Luft. Trotz EU. Trotz Schengen. Und trotz Vorzeigeautonomie: Die Flugwege zwischen deutschem Sprachraum und Italien überbrücken Südtirol in hohem Bogen.



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Comentârs

8 responses to “Luftbrücke (zwischen den Kulturen)?”

  1. milf avatar
    milf

    Die grenzüberschreitenden Regionalverbindungen sind “keine einzige Katastrophe”, zumindest nicht am Brenner: Die Regionalzüge dies- und jenseits des Brenners sind genau aufeinander abgestimmt, man muss werktags nicht länger als sechs Minuten warten, Zugverbindungen gibt es mind. jede Stunde.
    Auch die internationalen Zugverbindungen sind nicht “völlig unzureichend”. Von Bozen kommt man mit nur einem einzigen Mal Umsteigen nach Zürich, Brüssel, Berlin, Prag, Wien, Budapest, Paris.

    1. niwo avatar
      niwo

      Die Regionalzüge am Brenner sind seit einigen Jahren abgestimmt. Umsteigen am Bahnhof Brenner notwendig. Meist klappt das Umsteigen ohne Benützen der Unterführung. In der Unterführung würde man ansonsten beinahe glauben man ist irgendwo an der ukrainisch/weißrussischen Grenze ausgesetzt worden.
      Das Engagement von DB/ÖBB garantiert uns zumindest fünf EC Zugpaare von München nach Verona/Bologna/Venedig.
      Einer wirklichen Brücke zwischen Nord und Süd wird das derzeitige Angebot wohl nicht gerecht.
      1) Die Regionalzüge verkehren nicht dirket zwischen Bozen und Innsbruck. Für Dezember 2013 wurden zwar zwei dirkte Zugpaare angekündigt, davon soll aber lediglich ein Zugpaar starten. Es gibt viele europäische Regionen, wo die Zusammenarbeit im Bereich des ÖPNV weit besser funktioniert als zwischen Südtirol und Nordtirol.
      2) Die 5 EC Züge der DB/ÖBB decken in keiner Weise, den im Fernverkehr wichtigen Tagesrand ab. Die erste umsteigefreie Verbindung erreicht München um 14.25, die letzte umsteigefreie Verbindung verläßt München um 15.30. Reicht gerade für ein Bier am Bahnhof. Für wirkliche Geschäftstermine, Anschlüsse am Flughafen München oder weiterführende Verbindungen mit der Bahn, ist dieses Angebot mehr als mangelhaft.
      Das Land Südtirol wurde von mir schon seit mehreren Jahren mit Vorschlägen versorgt, zumindest mit einigen Regionalzügen am Tagesrand die gröbsten Lücken im Fernverkehr zu schließen. Mit einigen zusätzlichen Früh- und Spätregionalzügen zwischen Bozen-Innsbruck-Bozen ließen sich die Anschlüsse Richtung Norden signifikant verbessern. Die Vorschläge wurden bisher allesamt nicht umgesetzt.
      Mit den Flughafen-Millionen hätte das Land Südtirol bei entsprechendem Engagement durchaus in Zusammenarbeit mit dem Land Nordtirol und dem Land Trentino eine eigene Bahngesellschaft gründen können, die sich vor allem auf die Verbindung München – Innsbruck – Bozen – Trient – Verona – Bologna konzentriert.
      Aber zu solchen Aktionen reicht die euro-regionale Phantasie wohl nicht. Die Europaregion wird meist eh nur dann entdeckt, wenn der Ruf nach Unabhängigkeit lauter wird.
      Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Fernverkehrsangebot auf der Brennerbahn, besonders was die Verbindungen Richtung Norden betrifft, mangelhaft ist. Neue Kundengruppen werden mit dem derzeitigen Angebot nur bedingt erreicht. Das Angebot der Südtiroler Busfirmen auf der Destination Bozen – München – Bozen hätte bei attraktiven Tagesrand-Bahnverbindungen, wohl kaum die heutige Geschäftsgrundlage.
      Einem amerikanischen Touristen werde ich die Anreise nach Südtirol über die Kombination Flug nach München und dann Umstieg auf einen Bus wohl nicht schmackhaft machen. Da nimmt er wohl lieber gleich einen Mietwagen.
      Der Umstieg auf einen im Stundentakt verkehrenden Zug mit einem Restaurantwagen, wo Spezialitäten der Europaregion bestellt werden können, wäre ein Faktor in der internationalen Vermarktung Südtirols.

    2. Objektivität avatar
      Objektivität

      Ja aber wieso gibt es keine direkten grenzüberschreitenden Regionalzüge?? Innerhalb der EU mit Schengen, Euroraum müsste das doch längst fällig sein. Siehe zwischen Innsbruck und Garmisch bzw. München und Rosenheim gibt es direkte grenzüberschreitende Regionalverbindungen.
      Von Bozen – Innsbruck? Ohne Umsteigen, ohne Lokomotivwechsel usw.??? Was Sie hier oben schreiben ist nur eine Abstimmung beider Bahngesellschaften ÖBB und Trenitalia. Aber bis jetzt enden alle Regionalzüge Diesseits und Jenseits des Brenners am unwichtigsten Bahnhof der Welt und das ist der “Brenner”!! Wollen wir endlich auch diese Grenzen und auch das nationalistische Denken der Bahngesellschaften Europas eliminieren?? Oder wollen wir einen Eisernen Vorhang am wunderschönen Ort Brenner aufstellen???

    3. pérvasion avatar

      Eine Verbindung, bei der ich von Brixen nach Innsbruck über 90 Minuten brauche, während es mit dem Auto 40-50 Minuten sind, ist für mich einfach nicht konkurrenzfähig. Wer kann es sich leisten, doppelt soviel Zeit in Anspruch zu nehmen? (Und ich halte mich sogar an Geschwindigkeitsbegrenzungen.)

      Wenn man zum Innsbrucker Flughafen will, braucht man mit dem Zug sogar deutlich mehr als doppelt so lang.

  2. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Selbst die DB/ÖBB-Züge müssen am Brenner längere Zeit warten, obwohl sie mit Mehrsystem-Lokomotiven (Siemens Taurus) fahren und ohne weiteres am unbedeutenden Bahnhof Brenner durchfahren könnten. Außerdem sind die attraktiven Restaurantwagen der ÖBB auf den italienischen Streckenabschnitten meistens nicht in Betrieb, angeblich weil die Stromversorgung nicht klappt. Trotz einer groß angekündigten Vereinbarung zwischen Trenitalia und DB/ÖBB werden die Intercity an unseren Bahnhöfen gar nicht oder erst im allerletzten Augenblick angekündigt, Auskünfte werden an den Trenitalia-Schaltern verweigert, weil man über die Züge einer “fremden” Bahngesellschaft nicht Bescheid weiß. Soweit die Schikanen der Trenitalia, aber auch DB und ÖBB machen es uns mit der absurden Zonen-Preisgestaltung nicht einfach. Brixen-Innsbruck und zurück kostet 40 Euro (im Info-Point sogar noch mehr und mit dem Risiko, dass die Fahrkarte vom Schaffner nicht anerkannt wird), das sind etwa 25 Cent je Kilometer und damit beinahe so viel wie die Kilometerkosten mit dem eigenen Pkw. Ab zwei Personen fährt man mit dem eigenen Auto wesentlich billiger als mit dem Zug.

    1. phoenixblob avatar
      phoenixblob

      Dass die Eurocity erst kurz vorher oder gar nicht angekündigt werden, ist Blödsinn.
      Ich fahre regelmäßig mit dem Eurocity von Franzensfeste nach München und in Franzensfeste scheinen die Eurocity sowohl auf den Monitoren auf und sie werden etwa fünf Minuten vor Einfahrt mit Lautsprecheransagen angekündigt (wie auch die anderen Züge).

      Auch die Preise der Eurocity unterscheiden sich nicht großartig von den Preisen für innerösterreichische Verbindungen.
      Eine Fahrt von Innsbruck nach Kirchberg in Tirol (ca. 85 km) kostet ohne Ermäßigungen 17,10 Euro.

      1. Hans avatar
        Hans

        Was die Fahpreise betrifft, gibt es ja für Vielfahrer im Eurocity immer noch die Vorteilscard, mit der man 25 bzw. 45 % Ermäßigung bekommt. In Südtirol gibt es die Ermäßigung damit m.W.n. aber leider nur bei grenzüberschreitenden Fahrten (also nicht für Bozen – Trient).

        Ein viel größeres Tarifchaos orte ich im Regionalverkehr. Z.T. kann die ÖBB für gewisse Strecken in Südtirol gar keine Fahrscheine verkaufen, weil die Trenitalia für manche Südtiroler Strecken der ÖBB keine Tarifinformationen geschickt hat, z.T. kennen sich die ÖBB-Kassiere wegen der komplizierten Bestimmungen in Südtirol selber nicht aus… Da gehört dringend ein grenzüberschreitender Verkehrsverbund her.

  3. niwo avatar
    niwo

    Bahnhof Brenner, Freitag, 28. Juni 2013, 20.32 Uhr
    Der Regionalzug aus Innsbruck erreicht pünktlich den Bahnhof Brenner. Zahlreiche Fahrgäste sind im Begriff auf den Regionalzug nach Bozen umzusteigen. Viele davon wollen ihre Fahrt mit dem Südtirolpass oder einer Wertkarte am Entwerter auf Bahnsteig 6/7 abbuchen. Von den beiden Entwertern funktioniert einer nicht. Es bildet sich eine Schlange.
    Der Regionalzug nach Bozen steht auf Gleis 1 bereit. Die Anzeigetafel signalisiert dies korrekt. Durchsage gibt es keine. Meist fahren die Regionalzüge vom Gleis 7 ab. Dies erlaubt ein Umsteigen am selben Bahnsteig. Nach Gleis 1 führt die Unterführung, die in ihrer Ästhetik das schmuddelige Flair eines weißrussisch/ukrainischen Grenzbahnhofes vermittelt.
    Bei lediglich 6 Minuten Umsteigezeit gehen in der Unterführung wertvolle Sekunden verloren. Besonders ortsunkundigen Fahrgästen fällt es schwer, sich hier rasch genug zu orientieren.
    20.38 Uhr. Der Regionalzug nach Bozen startet. Geschätzte 20 bis 30 Personen schaffen es nicht mehr rechtzeitig zum Bahnsteig 1. Sie verlieren nun eine Stunde am Brenner. Ein toller Empfang in Südtirol, besonders für diejenigen ortsunkundigen Fahrgäste, die mit dem EC von München kommend in Innsbruck auf diese Regionalzug-Variante umgestiegen sind.

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