Nun werde ich endlich auf einige (z.T. äußerst anspornende) Einwände antworten, die Valentino in seinem Eintrag Le due aquile publik gemacht hat. Er schreibt:
L’ultimo commento di “Niwo” pubblicato di recente sul sito “Brennerbasisdemokratie”, la Denkfabrik per un Sudtirolo “postetnico” e indipendente, è di una “violenza” inaudita. Non certo umanamente (siamo tra amici) ma dal punto di vista intellettuale.
Ich möchte hier erneut unterstreichen, dass ich in dieser Sache sehr ähnlich denke wie niwo. Ich glaube nicht, dass eine Diskussion zwischen Personen, die grundverschiedene Ansichten vertreten, auf Dauer der Idee dienlich ist. Überspitzt formuliert: Es ist, als ob ich mich dauernd in einem Forum der Freiheitlichen herumtriebe, um sie von ihren Positionen abzubringen. Viel sinnvoller ist es da, (s)ein Gegenprojekt herauszuarbeiten, um den Menschen eine Alternative zu bieten.
Per questo urge (dopo mesi di silenzio anche pre-elettorale) una mia immediata presa di posizione sul tema dell’autodeterminazione – ovvero sul (l’im)possibile allontanamento definitivo in chiave interetnica del Sudtirolo da Roma e Vienna teorizzato a suo tempo da .
I sostenitori più accreditati della piattaforma ”Brennerbasisdemokratie” commettono sostanzialmente quattro errori di fondo, a mio parere del tutto inaccettabili:
1) Pur riconoscendo l’importanza culturale dell’Italia (e ci mancherebbe altro), è percepibile la tendenza a demonizzarla in più di un frangente (dalla memoria storica alla qualità e all’efficienza dell’amministrazione pubblica statale), riducendone la legittimità politica all’espressione “Bananenrepublik” . Ma chi ha “concesso” (mi si perdoni il termine) l’Autonomia al Sudtirolo? Berloffa, Moro, Andreotti, Ciampi, Prodi – solo per citare alcuni nomi – vi dicono qualcosa? Se paragonata a Francia o Austria, la democrazia italiana ha avuto nei confronti della minoranza linguistica più importante in termini numerici (quella “tedesca”) un atteggiamento di riguardo. Anziché guardare alle pecche (innumerevoli, non c’è dubbio) del Belpaese, si lavori affinché il modello di Autonomia già in esercizio possa funzionare a dovere, senza discriminazione alcuna, magari puntando ad esportare l’efficiente macchina amministrativa sudtirolese nel resto della Penisola italiana. Perché no?
Italien für seine vorbildliche Autonomiepolitik zu loben, hat immer einen unangenehmen Beigeschmack. Natürlich gibt es die, die es schlechter machen, und da spare ich gewiss nicht mit Kritik. Nicht die italienische Politik hat jedoch Südtirol seine Autonomie — gar etwa aus freien Stücken — gewährt, sondern ein komplexes Procedere, das vor allem aufgrund der unnachgiebigen Haltung der Südtirolerinnen selbst zustande gekommen ist. Und an dem freilich auch italienische Politikerinnen beteiligt waren. Ein umfassender Schutz wäre jedoch ohne den starken Zusammenhalt und Willen der Südtirolerinnen, ohne die Unterstützung Österreichs, ja selbst ohne die Vereinten Nationen wohl undenkbar gewesen. Dass dem so ist, sieht man am Vegetieren und Dahinsiechen, an der allmählichen Assimilierung so gut wie aller anderen Minderheiten in Italien — darunter mehrere, die (anders als du schreibst) zahlenmäßig konsistenter sind als die deutsche in Südtirol — und denen oft grundlegende Rechte verweigert werden. Zum Teil von denselben Akteurinnen, die sich uns gegenüber so »klug« zeigen.
Friaul ist im Übrigen eine Region, die ironischerweise erst kürzlich von der italienischen Regierung als Vorbild für Südtirol genannt wurde. Wer weiß wohl warum?
Was die Effizienz betrifft, so erlebe ich täglich, dass auch die Südtiroler Verwaltung nicht das gelbe vom Ei ist. Sie funktioniert aber zu einem erheblichen Teil in dem Maße, wie sie sich (administrativ und durch die Gesetzgebung) von Italien abnabelt. Es kann wohl jede selbst beurteilen, dass gerade das besser funktioniert, wo der Staat seine Finger aus dem Spiel lässt; im Grunde muss also davon die Rede sein, dass eine gewisse Effizienz nur im Widerstand zum staatsweiten Hickhack gelingt, also trotz unserer Zugehörigkeit zu Italien.
Man kann sich zum Beispiel eine beliebige Folge der Sendung Report ansehen, um sogleich zu verzweifeln und sich bewusst zu werden, wie sinnlos es ist, Italien umkrempeln zu wollen. Dass einer peripheren Region gelingen sollte, was Italien nicht aus eigener Kraft — und nichtmal durch die EU — schafft, ist m. E. viel utopischer, als das jetzige -Projekt. Selbst der Einfluss von außen (durch ein unabhängiges Südtirol) könnte wirksamer sein. Rein anekdotisch sei hier erwähnt, dass einst selbst ein Diktator wie Mussolini trotz all seiner fast uneingeschränkten Vollmachten einsehen musste, dass Italien zu regieren zwar nicht schwierig, sondern zwecklos sei (was sich in jenem Kontext natürlich als positiv erwiesen haben dürfte).
2) L’insistenza a “mettere il carro davanti i buoi” (ovvero: “o l’indipendenza o niente”), con il rischio – vedi il tema del plurilinguismo – di non arrivare mai a soluzioni efficaci e a breve termine.
Obwohl ich eher den Umsturz gewisser Mechanismen und Regelungen, gerade was die Mehrsprachigkeit betrifft, als potenziell unheilvoll und demnach als eine »Umkehrung der Reihenfolge« (mettere il carro davanti ai buoi) empfinde, habe auch ich in meiner Risikoanalyse der zweisprachigen Schule eindeutig einen Weg aufgezeigt, der funktionieren könnte und mir deshalb erstrebenswert erscheint. Grundsätzlich verfolgt die Unabhängigkeit, ohne sich jedoch Gedanken zu möglichen Verbesserungen im status quo zu verschließen. Im Gegenteil: Nicht nur sehe ich im Ausbau der Autonomie eine Wegbereitung für die Loslösung von Italien, sondern auch im anzubahnenden sprachgruppenübergreifenden Prozess, der zum (vorläufigen) Ziel führen soll, ein enormes einendes Potenzial. In einem Land, das per Statut eine Trennung und Zählung der Bürgerinnen nach Sprachgruppen vorsieht, kann dieser Fluchtpunkt bereits ein Katalysator positiver Energie sein.
3) non ha preso in esame e tantomeno approfondito precedenti analisi («i Verdi non hanno mai detto un cavolo sull’autodeterminazione». Bene. E Langer?) o esperienze: un bilancio sul lavoro svolto (nel bene e nel male) dall’Euregio Tirol-Südtirol-Trentino e dalla Regione Trentino-Alto Adige? Una riflessione seria in tal senso è indispensabile.
Dies ist ein Vorwurf, den ich mir gefallen lasse, und den ich gerne vertiefen werde. Allerdings kann die Geschichte (der Grünen wie anderer Parteien oder Projekte) nicht darüber hinwegtäuschen, dass heute absolut keine Dynamik in diesen Prozessen steckt. In dieser Hinsicht ist Gabrieles Engagement bei den Grünen natürlich interessant. Dennoch finde ich es auch suspekt, dass die Grünen gerade jetzt ein Projekt (Euregio) aufgreifen, für das sie sich nie erwärmen konnten. Der Eindruck entsteht, dass hier bloß versucht wird, den erstarkenden Rechten etwas Wind aus den Segeln zu nehmen, ohne ernsthaft am Succus interessiert zu sein. Eines Besseren lasse ich mich gerne belehren.
Im Übrigen glaube ich, dass dieser Punkt einen parteipolitischen Hintergrund hat. Dies ist eine Feststellung, keine Wertung.
4) Sottovalutare i confini, considerati in prospettiva eurofederale (Schengen) impercettibili. Ma in una Europa ancora ferma alla riunificazione di sovranità nazionali divise nel corso dei due conflitti mondiali, qualsiasi confine diventa un’entità presente e sentita. Per quanto un confine possa essere “invisibile” per il transito di merci e persone, infatti, diverse giurisdizioni e forme di governo lo rendono giocoforza visibile. Inoltre, anche in considerazione di fattori morfologici e socioculturali, mentre lo spartiacque del Brenner/o è già più tangibile, risulterebbe decisamente incomprensibile una linea che separi Innichen/San Candido da Sillian, Graun/Curon da Nauders, Salurn/Salorno da Roveré della Luna, o peggio ancora St. Felix/San Felice da Fondo, il comune di Welschnofen/Nova Levante da Vich/Vigo di Fassa oppure (ancor più grave) le Dolomiti/Dolomites sotto due o tre amministrazioni statali. Manca un ragionamento sull’odierno senso di confine (in termini fenomenologici) nonostante vi siano diverse ricerche accreditate sull’argomento.
Merkwürdig: Mit einer gewissen Arroganz wurde nicht selten fast das Gegenteil behauptet, und zwar, dass die Unabhängigkeit keinen Sinn hätte, wo doch jetzt keine Grenzen mehr existierten. Mit ähnlichen Argumenten wie deinen habe ich dann versucht, dies zu widerlegen. Meiner Einschätzung nach ist die Intensität innereuropäischer Grenzen tatsächlich dazu prädestiniert, im Laufe der Jahre drastisch abzunehmen. Die Entfesselung von Pioniersregionen in die Freiheit des europäischen Kosmos’ (z.B. als souveräne Europaregionen) könnte in diesem Zusammenhang sogar eine wesentliche Rolle spielen. Wenn also Grenzen existieren, ist das Gegenargument der »Unionistinnen« haltlos, und eine Loslösung hätte erst Recht einen Sinn. Wenn Grenzen an Gewicht verlieren, haben auch deine Einwände keine allzu große Konsistenz, da diese Grenzen nicht stärker spürbar sein werden, als heute. Ein unabhängiges Südtirol würde keinen Keil zwischen Innichen und Sillian oder Graun und Nauders schieben. Im Gegenteil: Als souveränes Land könnte es geradezu als Katalysator für die Schaffung einer starken Alpenregion dienen, und gleichzeitig auf Nord- und Osttirol, Trentino, Graubünden, Vorarlberg (etc.) eine starke Zentripetalkraft ausüben. Natürlich wird all dies nur in jenem Maße eintreten, wie wir innovativ sein werden, anstatt ausgetretene Pfade zu benutzen. Auch und gerade in unseren Außenbeziehungen. Aus alledem wird jedoch meines Erachtens wenig bis gar nichts, solange wir für jedes Komma in Rom (und Wien) um Erlaubnis bitten müssen.
Cëla enghe: 01
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