Die Tageszeitung hat führende Südtiroler Politiker (alle männlich) zu ihrer Zukunftsvision für das Land befragt. Viel Neues ist nicht dabei, doch die Aneinanderreihung so vieler Positionen in nur einem Artikel verdeutlicht: von einer klaren Linie keine Spur. Landesrat Thomas Widmann (SVP) spricht sich für die Übernahme unseres Anteils an den Staatsschulden (rund 12 Mrd. Euro) aus, hält aber die Gründung eines unabhängigen Staates für unmöglich; lediglich die Steuerhoheit sollen wir im Gegenzug bekommen. Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) kann dem Vorschlag nichts abgewinnen, er möchte viel lieber so weiterwurschteln wie bisher (dynamische Autonomie) und gibt zu, dass der Begriff Vollautonomie nichts anderes beschreibt, als dies. Landesrat Bizzo (PD) weiß mit den Begriffen Voll- und Finanzautonomie nichts anzufangen und befürwortet stattdessen ein Abkommen mit dem Staat, wonach Südtirol nach klaren Regeln für die dem Staat verbleibenden Zuständigkeiten zahlt. Der Kammerabgeordnete Karl Zeller (SVP) ist für die Vollautonomie, kann sich — (nur) falls die Verhandlungen mit Rom nicht fruchtbar sind — aber auch den Freistaat vorstellen. Im selben Atemzug warnt er jedoch einmal mehr davor, dass Südtirol dann die EU verlassen müsse [was jedoch völlig umstritten ist]. Bozens Bürgermeister, Luigi Spagnolli (PD), ist ebenfalls für die Vollautonomie, zählt aber nicht einmal die Zuständigkeit für die Polizei dazu. Bei so viel Einigkeit wundere sich jemand, dass Rom keine Schwierigkeiten hat, Südtirol über den Tisch zu ziehen.
Ballett der Zukunftsvisionen.
Autor:a
ai
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2 responses to “Ballett der Zukunftsvisionen.”
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… wer stellt sich demnächst zur Wahl? Ich hoffe auf – noch unbekannte – neue Persönlichkeiten, welche seriös und glaubhaft an unserem Land-der-Zukunft bauen und damit zu einem lebensfähigen Europa beitragen wollen!
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Ich kann mich noch lebhaft an eine Diskussion im RAI Sender Bozen erinnern, Karl Zeller hat jeden für verrückt erklärt, der eine Loslösung bzw. Unabhängigkeit anstrebt. Es wäre interessant die Wortmeldungen der einzelnen Politiker zu sammeln, es kämen erstaunliche Wendehälse zu Tage.
Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.
Mahatma Gandhi
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