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Brixen hat eine Alpinistraße.

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ai

Auch der Zeitpunkt passt… wie die Faust aufs Auge: Während Rom unsere Autonomie Stück für Stück zerlegt und einmottet, beschließt eine SVP-regierte Stadt in Südtirol, dem Heer dieses Staates eine Straße zu widmen. Demnächst soll dann auch noch Staatspräsident Napolitano den höchsten Verdienstorden des Landes bekommen, als Dankeschön für die Autonomie (und vielleicht für seine Aussage, auch wir Südtiroler seien Italiener).

Brixen hat weder eine Schützen-, noch eine Kaiserjägerstraße, obwohl beide wohl im positiveren Sinne prägend für die Stadt und — meines Wissens — auch nicht in Kriegsverbrechen verstrickt waren. Und ich bleibe der Meinung, dass wir im 21. Jahrhundert auch keine Neubenennungen nach Militäreinheiten benötigen, zu Ehren von Schützen und Kaiserjägern genausowenig, wie zu Ehren der Alpini und der Tridentina.

Offensichtlich ist die Alpinistraße ein Zugeständnis an den Koalitionspartner PD, der sich ja eigentlich als linke und zudem sprachgruppenübergreifende Kraft verkauft. Wenn es wirklich darum ging, den italienischen Bürgern auch mittels Straßennamen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen — wäre nicht die Möglichkeit viel naheliegender gewesen, Straßen nach Persönlichkeiten der italienischen Kultur zu benennen, zumal einer Frau? Wäre es ferner nicht angebracht, verstärkt italienischsprachige Südtiroler und Trentiner zu berücksichtigen? Und schließlich: Wäre das nicht eine wirklich sprachgruppenübergreifende, versöhnliche Geste gewesen? Nach meiner Auffassung hätte eine Autonomiepartei darauf bestehen müssen, anstatt die Alpinistraße mit fadenscheinigen Argumenten als Kompromiss zu verkaufen — gefordert sei ja schließlich eine Tridentinastraße gewesen, wobei sich mir der Unterschied nicht erschließt.

Wer aber glaubt, die Forderungen seien jetzt wenigstens erfüllt, hat sich geirrt. Schon vor Tagen hat der Militärverein ANA mitgeteilt, er sei mit der Benennung nicht zufrieden. Er fordert jetzt eben noch zusätzlich eine Brigata-Tridentina-Straße. Und: Dass gerade ein Teil der Vittorio-Veneto-Straße in Alpinistraße umbenannt wird, sei ein Affront. Schließlich ist Vittorio Veneto der symbolische Ort des »Siegs« über die Österreicher; soviel zur Versöhnung und zum friedlichen Miteinander.

Dass auch noch »Linke«, Grüne und Arbeitnehmer für diese Benennung gestimmt haben, bleibt völlig unverständlich.

Cëla enghe: 01



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Comentârs

14 responses to “Brixen hat eine Alpinistraße.”

  1. Simon avatar

    Andernorts in Europa, gerade in Minderheitengebieten, werden derartige Straßennamen beseitigt. Hierzulande werden sie noch heute eingeführt, und zwar mit tatkräftiger Unterstützung der größten Autonomiepartei. In Südtirol gehen die Uhren wahrlich rückwärts.

  2. 1950er avatar
    1950er

    … wenn man mit einer abgestumpften Bevölkerungsmehrheit zu tun hat, ist eine Alpini-Kult-Aktion kein Problem!
    – All diese Entgleisungen lassen sich wahrscheinlich erst wieder beheben, wenn sich die Sprachgruppen in Augenhöhe begegnen und dies ist eben erst möglich, wenn die eine Gruppe nicht mehr am Rochzipfel von Mama Roma hängt!!

    1. hunter avatar
      hunter

      mit verlaub, aber ich denke, dass auch die “andere gruppe” noch einen ziemlichen weg vor sich hat.

      1. 1950er avatar
        1950er

        … kann sein, aber einmal auf Augenhöhe angelangt, werden wir den weiteren Weg – und dann endlich gemeinsam – auch noch schaffen!

  3. Simon avatar

    Insgesamt wurden vom Brixner Gemeinderat während derselben Sitzung 14 Um- und Neubenennungen genehmigt. Besonders interessant finde ich — außer der Alpinistraße — noch folgende Namen:

    Geschwister-Scholl-Park: Den im Widerstand gegen den Nationalsozialismus tätigen Geschwistern Hans und Sophie Scholl gewidmet, die als führende Mitglieder der Weißen Rose schließlich von den Nazis hingerichtet wurden.

    Hans-Egarter-Weg: Nach dem Leiter des Andreas-Hofer-Bundes benannt, in welchem sich während der Option der Nazi-Widerstand in Südtirol organisierte.

    Alois-Pupp-Anlage: Dem ehemaligen Südtiroler Landeshauptmann (Amtszeit: 1956-1960) gewidmet. Nicht nur seine aktive NSDAP-Mitgliedschaft rückt den aus Antermëia stammenden Politiker in ein äußerst fragwürdiges Licht, sondern auch seine der eigenen Muttersprache engegengebrachte Feindseligkeit: Zeit seines Lebens wehrte sich der Ladiner gegen die Einführung des Ladinischen (dem er die Würde einer Sprache in Abrede stellte) in der Schule und befürwortete stattdessen eine völlige Eindeutschung.

    Während die beiden erstgenannten Benennungen (nach den Geschwistern Scholl und Hans Egartner) äußerst positiv und begrüßenswert sind, scheinen die Benennungen nach Alois Pupp und den Alpini in die genau entgegengesetzte Richtung zu zeigen — ein Antifaschismus-/Faschismusproporz?

    1. 1950er avatar
      1950er

      … damit haben sich die dafür Verantwortlichen (im wohl abgehobenen Rahmen) ein fragwürdiges Zeugnis ausgestellt! …

    2. gorgias avatar
      gorgias

      Es ist geschmacklos, dass diese Namen alle zu diesem Anlass genannt werden. Aber das kann man leider nicht nur unserer politischen Zugehörigkeit zu Italien zuschreiben. Wir sind eine demokratisch rückständige Region Mitteleuropas – vergleichbar mit Kärnten. Würden wir zu Österreich gehören, würde es dort weniger Kärntnerwitze und mehr Südtirolerwitze geben.

      1. Simon avatar

        Naja, auf Kärntner Niveau sind wir glücklicherweise nicht. Eine offen ausländer- und minderheitenfeindliche Partei war weder auf Landes-, noch auf Gemeindeebene je an der Regierung — wenn wir den PDL in Bruneck und in einigen Gemeinden des Unterlandes ausschließen.

  4. Simon avatar

    Laut heutiger TAZ hat sich einzig der aus der grünen Bürgerliste ausgetretene, freie Gemeinderat Klauspeter Dissinger grundsätzlich dagegen ausgesprochen, dem Militär Straßen zu widmen. Dafür gilt ihm meine Anerkennung! Es gibt also doch (vereinzelt) auch in Südtirol richtige Grüne…

  5. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Ich möchte ergänzen, dass auch ich mich im Gemeinderat grundsätzlich dagegen ausgesprochen habe, dem Militär Straßen zu widmen. In diesem Punkt (und auch sonst sehr oft) gehe ich mit Gemeinderat Klauspeter Dissinger absolut konform. Ich habe außerdem beklagt, dass über die 15 Namensvorschläge nur im Block abgestimmt werden durfte. Durch diese absolut undemokratische Vorgangsweise ist mir die Möglichkeit genommen worden, für die in diesem Paket enthaltenen begrüßenswerten Namensvorschläge (Maria-Montessori-Straße, Hans-Egarter-Straße, Geschwister-Scholl-Park usw.) zu stimmen. Anerkennung gebührt dem SVP-Gemeinderat Philipp Gummerer, der gegen die Entscheidung seiner Fraktion gestimmt hat, während bei der Grünen Bürgerliste Koheränz und Zivilcourage anscheinend unbekannt sind.

  6. hunter avatar
    hunter

    @ hartmuth
    ich finde es auch komisch, dass man gezwungen wird, wegen zweier bedenklicher benennungen, gegen ein ganzes paket zu sein. aber ich denke, dass dein negatives stimmverhalten schon so verstanden wird, dass es sich nicht gegen eine benennung nach den geschwistern scholl oder hans egarter richtet.

  7. hunter avatar
    hunter

    p.s.: es ist in der tat ein starkes stück in ein und demselben beschluss drei nazi-widerstandskämpfer zu ehren und gleichzeitig einem nsdap-mitglied eine straße zu widmen. was denken die sich dabei???

  8. ko avatar
    ko

    Die SVP muss dem PD schön tun um nach den Wahlen 2013 gemeinsam die Mehrheit zu verteidigen. Das zeigte sich bei der Toponomastik Frage und hier wieder.

  9. Vinschger avatar
    Vinschger

    Man stelle sich eine Wehrmachtsstraße im besetzten Polen vor.

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