Brennerbasisdemokratie ist auf Grundlage der Blogsoftware von WordPress aufgebaut, welche selbstverständlich in vielen Sprachen der Welt verfügbar ist — aber leider nicht auf Ladinisch. Vor wenigen Wochen hatte ich (wie einigen aufgefallen sein dürfte) die Sprachdatei der Software mit einer weiteren, ladinischen Spalte versehen, um die Benutzeroberfläche des Blogs in die kleinste unserer Landessprachen zu übersetzen.
Nun ist es so, dass für die Blogsoftware von WordPress in unregelmäßigen Zeitabständen — durchschnittlich etwa einmal im Monat, wie ich schätze — Aktualisierungen bereitgestellt werden, die durchzuführen sich empfiehlt. Bezüglich meiner Anstrengungen, die Oberfläche in’s Ladinische zu übertragen, hat dies im übertragenen Sinne ähnliche Auswirkungen, wie die Zugehörigkeit Südtirols zum Nationalstaat Italien. Da nämlich die ladinische Sprache nicht im Quellcode der Software enthalten ist, gehen mit jeder Softwareaktualisierung Teile meiner Übersetzungen wieder verloren, die entsprechenden Module erscheinen dann wieder in deutscher Sprache. So geschehen auch heute: Nach Durchführung eines Updates ist das Kommentareingabeformular wieder eingedeutscht.
Selbstverständlich bestünde die Möglichkeit, WordPress anzuschreiben und anzubieten, meine Übersetzung offiziell in künftige Softwareversionen einzubauen, sodass sie dann dem Quellcode angehört. Doch meine Ladinischkenntnisse reichen nicht aus, um die Korrektheit meiner Sprachdatei garantieren zu können. Daraus ergibt sich der bereits genannte Aufwand, nach jeder Aktualisierung manuell nachzubessern.
Was für ein Blog, das nicht präzise Sprachverpflichtungen einhalten muss, einen erträglichen und überschaubaren Mehraufwand darstellt, hat — wenn wir beim obigen Vergleich bleiben — für ein Land wie Südtirol erhebliche Folgen: So wie WordPress seinem Quellcode nach zwar mehrsprachig ist, aber die ladinische Sprache nicht beinhaltet, so ist der Nationalstaat Italien seinem Quellcode nach einsprachig italienisch. Jedes Mal, wenn ein neues Gesetz erlassen, ein neues Formular verfasst, eine staatliche Sensibilisierungskampagne gestartet wird, wird dies auf Italienisch gemacht. Irgendwann später stellt sich dann — vielleicht — die Frage, ob man für Südtirol das Gesetz, das Formular und die Kampagne in die deutsche und womöglich »sogar« in die ladinische Sprache übertragen soll. In vielen Fällen geschieht das nicht, da der Aufwand zu groß erscheint. Jedes Mal von neuem muss Südtirol jedoch in zahllosen Bereichen Energien verschwenden, um auf sich und die Bedürfnisse der Minderheiten aufmerksam zu machen.
Staaten, deren Quellcode bereits mehrsprachig ist, haben dieses Problem nicht. Von der ersten Konzeption von Gesetzen, Kampagnen und vielem mehr an ist jedem Beteiligten bewusst, dass das »Angebot« in mehreren Sprachen verfügbar gemacht werden muss. Jene Energien, die eine Minderheit in einem Nationalstaat für die — zuletzt unzureichende, weil (wie die ladinische Blogübersetzung) von dauernden Rückschlägen gekennzeichnete — Anpassung von Maßnahmen auf die eigene Realität verschwendet, können dann wesentlich sinnvoller eingesetzt werden. Das ist ein Grund, warum wir glauben, dass ein unabhängiges Südtirol, wenn es richtig konstruiert ist, die Mehrsprachigkeit verbessern und trotzdem gleichzeitig noch neue Energien freisetzen könnte.
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