Ich habe dann weiterrecherchiert. Ich bin nicht zu dieser schwierigen Lösung gekommen, und da muss ich der Cäcilia Recht geben. Es ist eigentlich eine gesellschaftspolitische Lösung, das ist die wissenschaftliche Lösung, die mir besonders gut gefällt, weil sie so durchgängig angewandt werden kann. Einen zweiten Vorschlag habe ich in einem interessanten Blog gefunden, der sich Brenner-Basis-Demokratie [sic] nennt. Dort wird die sogenannte basisdemokratische Lösung vorgestellt, das heißt, in einer basisdemokratischen Lösung als Alternative zum finnischen Modell wird in jeder Gemeinde und in jedem Gemeindeteil der Fraktion direkt von den Bürgern entschieden, ob eine Gemeinde ein- oder zweisprachig zu sein hat. Dabei wird mit zwei Wahlzetteln einmal für die Gemeinde und einmal für die Fraktion abgestimmt, ohne Quorum und mit relativer Mehrheit. Dies betrifft alle Gemeinden, welche den tolomeischen Namen laut finnischer Lösung verlieren würden. Die einheimische Bevölkerung entscheidet, ob die Gemeinde, zum Beispiel aus touristischen Gründen, den Namen des Prontuario beibehält, wie zum Beispiel Ritten/Renon, Gratsch/Quarazze und Namen wie Sinigo/Sinich, die auch aufgrund des Prontuario entstanden sind; Oltrisarco/Oberau, Haslach/Aslago, Passer/Passirio, Talvera/Talfer, Dodiciville/Zwölfmalgreien wären dann zweisprachig, auch tolomeisch. Sie werden demokratisch legitimiert und somit im gewissen Sinne aus dem faschistischen Kontext gelöst, weil diese Namen bei einer Volksabstimmung auf jeden Fall bleiben würden. Die Bürger wären gezwungen, sich eine Meinung zu bilden und dann abzustimmen. Wie dies juridisch ausschaut, ist natürlich ein ganz andere Frage.
Dr. Johannes Ortner, Beauftragter für das Südtiroler Flurnamenprojekt am Landesarchiv. Aus den Protokollen des Sonderausschusses Ortsnamensgebung im Südtiroler Landtag, wo er als Experte eingeladen war.
Herr Dr. Ortner hat einen eigenen Vorschlag zur konkreten Ausgestaltung des basisdemokratischen Ansatzes unterbreitet. Der Kern bleibt aber tatsächlich der etwa hier vorgeschlagene: Dass nämlich auch die Erfindungen Tolomeis eine demokratische Legitimierung erfahren und somit von ihrer faschistischen »Erbsünde« befreit werden können.
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