Angesichts des Wahlausgangs in Südtirol — aus aktuellem Anlass also — möchte ich hier einige Überlegungen veröffentlichen, die ich schon vor längerer Zeit niedergeschrieben hatte.
Die Südtiroler Rechtsparteien propagieren ein Selbstbestimmungsmodell, das auf die Rückkehr in die Vergangenheit, ins angeblich Rechtmäßige setzt. Sie träumen de facto davon, den Zustand wiederherzustellen, wie er war, bevor die ungerechte Teilung dieses Landes vollzogen wurde. Das ist ein Traum, der niemals realisiert werden kann, weil man das Rad der Zeit nicht wieder zurückdrehen kann.
Es wurde in diesem Blog schon mehrmals geschrieben — es ist sogar die Grundlage seiner Existenz — doch ich finde es wichtig, dieses Problem ganz ausdrücklich anzusprechen: Die Rechtsparteien, die sich für die Unabhängigkeit dieses Landes stark machen, scheinen nicht verstanden zu haben, dass die Forderung nach Unabhängigkeit nicht ein politisches Thema per se sein kann, sondern nach einem gesamtgesellschaftlichen Projekt verlangt. Nicht nur kann es sich nicht gegen einen Teil der hier ansässigen Bevölkerung richten, es darf auch niemanden am Rande liegen lassen. Gerade die Italiener hier im Lande — bzw. die Gesamtgesellschaft — müssen im Mittelpunkt dieser Entwicklung stehen. Das ist der Dreh- und Angelpunkt der Angelegenheit, kein Detail, das man beiläufig lösen kann.
Die Abspaltung vom Nationalstaat Italien kann nur dann glücken — und hat auch nur dann Sinn! — wenn wir dadurch eine innere Befriedung erreichen können. Aus diesem Grund ist das Engagement der Rechten für dieses Ziel (so wie sie agieren) nicht nur aussichtslos, sondern auch noch kontraproduktiv. Jeder Ansatz, der ohne ein gesamtgesellschaftliches Konzept auszukommen glaubt, jedes Projekt, das nicht zuallererst auf die Korrektur der bestehenden Schieflage (ein großer Teil der Gesellschaft fühlt sich ausgeschlossen, ja sogar angegriffen) setzt, entfernt uns weiter von dem Ziel, einst in einem befriedeten Land gemeinsam frei über unsere Zukunft befinden zu dürfen. Nicht die Auslöschung eines Unrechts kann man durch die Unabhängigkeit erreichen, sondern etwas völlig Neues…
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