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  • Schweizer Verhältnisse.

    SBB.

    Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB-CFF-FSS) bieten ihren Kunden eine übersichtliche und einfach zu bedienende Homepage – selbstverständlich in vier Sprachen. ¹ ²

    Als besondere Dienstleistung für Pendler und Fahrgäste, die häufig auf der selben Strecke reisen, steht der »persönliche Fahrplan« im Online-Angebot: Man gibt die gewünschte Strecke an, bestimmt einen Zeitraum und die Wochentage, an denen man fahren möchte. Das System erstellt dann einen maßgeschneiderten Fahrplan im PDF-Format, den man anschließend ausdrucken und als steten Begleiter bequem in der Geldtasche (oder am Handy) mitführen kann.

    Die gute Nachricht: Den persönlichen Fahrplan der SBB gibt es auch für Südtiroler Binnenstrecken. So kommen auch wir in den Genuss einer echten Schweizer Serviceleistung.

    1) Die SBB-Seite steht auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch zur Verfügung. Rumantsch wird leider nicht angeboten.
    Die Homepage von Tränitalia ist einsprachig italienisch. Weder die anerkannten Minderheitensprachen noch die Welt- und Reisesprache Englisch werden berücksichtigt.

    2) Die Homepage des Südtiroler Verkehrsverbundes ist vergleichsweise unübersichtlich, das fängt schon mit der kryptischen Internetadresse (http://www.sii.bz.it) an. Kleine Bushaltestellen werden häufig nicht gefunden (z.B. Ehrenburg). Die ladinische Sprachversion (SPELL) wurde aus politischen Gründen (!!) entfernt, die ladinischen Bezeichnungen von Haltestellen in ladinischen Ortschaften werden nicht erkannt.



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  • Sprachschutz als Konsumentenschutz again.

    Mail vom 10. Jänner 2008:

    Sehr geehrter Herr Landeshauptmann,

    mit großer Genugtuung habe ich den Medien entnommen, dass Sie sich in letzter Zeit verstärkt um den Verbraucherschutz – im speziellen Fall von Versicherungskunden – gekümmert haben. Dies mit der Begründung, dass Versicherungsgesellschaften einen »öffentlichen Dienst« verwalten.

    Bereits vor geraumer Zeit war ich mit der Anregung an die Landesregierung herangetreten, den Sprach- und Konsumentenschutz mit einem eigenen, organischen Landesgesetz zu regeln, wie dies etwa in Katalonien mit sehr guten Ergebnissen gemacht wurde. Banken, Versicherungen, große Verkaufsketten (u.s.w.) sowie alle Empfänger von Landesbeiträgen sind dort dazu angehalten, Kundeninformationen, Prospekte, Verträge etc. in beiden Amtssprachen Katalanisch und Spanisch zur Verfügung zu stellen – und tun dies auch.

    Die Verbraucherzentrale, an die ich mein Schreiben wie auch diesmal z. K. gerichtet hatte, hatte mir damals bestätigt, dass in Südtirol diesbezüglicher Handlungsbedarf besteht.

    Landesrätin Sabina Kasslatter Mur sowie ihre Kollegen Werner Frick und Thomas Widmann sind mir jedoch auch nach mehrmaliger Nachfrage eine Antwort schuldig geblieben. Aus diesem Grund hoffe ich, dass nun Sie Herr Landeshauptmann mich darüber informieren können, ob und wann die Südtiroler Landesregierung plant, in diesem Bereich tätig zu werden.

    Zum Schluss möchte ich hier noch drei Internetseiten verlinken, auf denen ich das Problem beschrieben und die katalanische Lösung etwas detaillierter dargestellt habe:

    http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=54
    http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=28
    http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=24

    In der Hoffnung auf eine baldige Antwort verbleibe ich

    mit freundlichen Grüßen

    Simon Constantini, Brixen

    Antwort vom 14. Jänner 2008:

    Sehr geehrter Herr Constantini,

    herzlichen Dank für Ihre Mail und Ihre Anregungen. Ich bin in der Tat der Meinung, dass gerade auch Versicherungsgesellschaften einen öffentlichen Auftrag erfüllen und deshalb zweisprachig agieren solllten, wie übrigens noch zahlreiche weitere private Dienstleister mit öffentlichem Auftrag. Wir werden uns weiterhin in diese Richtung bemühen.

    Beste Grüße

    Dr. Luis Durnwalder
    Landeshauptmann

    Wie ich bereits im Zusammenhang mit der Antwort von Frau Kury geschrieben habe, finde ich die Interpretation, Versicherungen seien Konzessionäre eines öffentlichen Dienstes, an den Haaren herbeigezogen. Die Zweisprachigkeit in der Privatwirtschaft sollte über ein eigenes, transparentes Gesetz geregelt werden. Die Antwort von Herrn Durnwalder gibt Grund zur Hoffnung.

    Ich werde also weiterhin dran bleiben, um den Landeshauptmann (bei dem ich mich für die rasche, aber noch etwas vage Antwort bedanke) und seine Regierung daran zu messen, ob und wie sie sich tatsächlich »weiterhin in diese Richtung bemühen« werden.



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  • Schützen… heil?

    Bei den Schützen stehen demnächst Wahlen an. Doch anstatt einer klaren Distanzierung vom Rechtsextremismus – in Form einer personellen Erneuerung – könnte der peinliche Karrieresprung des ehemaligen »Bildungsreferenten« Peter Piock bevorstehen. Und der war erst vor rund einem Jahr seiner Ämter enthoben worden, weil er den NS-Revisionisten Gerd Schulze-Rhonhof als Referenten zu einer Kaderausbildung geladen hatte.

    Letzte Woche wurde Piock von seinen Kameraden als Kandidat für die Position des Landeskommandanten, höchste Charge der Südtiroler Schützen, ins Rennen geschickt. Beim Traditionsverein kommt es nun also zu einer demokratischen Nagelprobe: Wird man sich endlich von zweifelhaften Persönlichkeiten lossagen können, die die gesamte Truppe in ein schlechtes Licht rücken, oder wird man weiterhin ein – euphemistisch formuliert – nicht ganz lupenreines Verhältnis zum rechten Rand und dem Nationalsozialismus pflegen?

    Anstatt nach außen Antifa zu spielen, sollten die Strammen endlich bei sich aufräumen.

    Nachtrag vom 18.01.: In der heutigen Tageszeitung (NST) wird das Problem thematisiert. Angeblich könnte es bei den Schützen zu einer Spaltung kommen, falls Peter Piock zum Landeskommandanten gewählt wird. Es ist jedoch nur von einem »Imageproblem« die Rede, die Rechtsextremismus-Diskussion findet also weiterhin nur oberflächlich statt.



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  • Selbstbestimmung in der EU?

    European Stateless Nations.

    Obschon in mehreren Mitgliedsländern Unabhängigkeitsbestrebungen vorhanden sind, haben sich die europäischen Institutionen noch nie zu diesem heiklen und demokratiepolitisch relevanten Thema geäußert. Fünf independentistische Parteien, die an der Regierung ihres jeweiligen Herkunftsgebietes beteiligt sind, wollen nun eine gemeinsame Aufforderung an die EU richten, das Selbstbestimmungsrecht auf dem Kontinent zu garantieren und eventuelle Entscheide zu respektieren.

    Esquerra Republicana de Catalunya (Katalonien), Bloque Nacionalista Galego (Galicien), Eusko Alkartasuna (Baskenland), Plaid Cymru (Wales) sowie Scottish National Party (Schottland) werden zu diesem Zwecke am kommenden 19. Jänner in Edimburgh zusammenkommen. Sie werden die Europäische Union dazu auffordern, ihre diesbezügliche Haltung öffentlich zu machen und außerdem dafür werben, dass eine »interne Erweiterung« der Union ausdrücklich ermöglicht wird, falls ein Land um Aufnahme bittet, das durch Inanspruchnahme des Selbstbestimmungsrechtes neu entstanden ist.



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  • Die Totalitarismusfalle.

    Die heutige Aussage einer Forza-Italia-Politikerin in ihrem Blog, wonach sie der Landesadler, offizielles Wappen des Landes Südtirol »mehr stört« als die Liktorenbündel auf dem Bozner Siegesdenkmal, ist nur auf den ersten Blick unerklärlich. Bei näherem Hinsehen handelt es sich um die logische Folge einer verzerrten und demokratiegefährdenden Betrachtungsart, die in unserem Lande längst den Durchbruch geschafft hat.

    Während der letzten Jahrzehnte wurde eine Kultur der Ambiguität und des Revisionismus toleriert, ob des angeblich friedlichen Zusammenlebens ignoriert und letztlich noch aktiv gefördert. Dabei wurde wohl latent die Hoffnung gepflegt, Gras über alle Wunden wachsen zu lassen, ohne sich einer ernst- und schmerzhaften Aufarbeitung der faschistischen und Nazi-Vergangenheit widmen zu müssen.

    Es gibt keinen inhaltlichen Schlussstrich unter der totalitären Geschichte unseres Landes, und dies zeigt sich deutlich auch in der sporadisch einkehrenden Unfähigkeit, der Demokratie einen völlig anderen Stellenwert zuzuordnen, als der Diktatur.

    Selbst nach dem Ende des Weltkrieges wurden Aufmärsche vor faschistischen Denkmälern geduldet, als seien sie Teil einer pluralen Gesellschaft und nicht Ausdruck von Verfassungsfeindlichkeit, wie in jedem demokratischen Land. Gerade Partisanen, Linkspolitiker, Intellektuelle beider großen Sprachgemeinschaften haben sich (anders als ihnen zustünde) stets davor gehütet, dies hörbar zu thematisieren und allzu heftig zu kritisieren.*

    Das geht sogar so weit, dass Intellektuelle jeder Couleur immer wieder direkte und indirekte Vergleiche zwischen Demokratie und totalitären Regimes zulassen oder gar selbst herstellen.

    Prominentestes, aber beileibe nicht einziges Beispiel: Die Lösung der Toponomastikfrage. Wie selbstverständlich wird hier von meist linken Gegnern einer Änderung des Status Quo seit Jahren das Argument ins Feld geführt, eine Abschaffung der erfundenen italienischen Ortsnamen käme einer Wiederholung faschistischen Unrechts mit veränderten Vorzeichen gleich. Ohne dabei zu bemerken, dass sie einer demokratischen Institution das Recht absprechen, eine in ihren Zuständigkeitsbereich fallende Entscheidung zu treffen. Niemals könnte die Entscheidung einer vom Souverän gewollten Regierung dem Diktat eines Regimes auch nur ähneln!

    Gegner der Volkspartei, die unser Land seit Jahrzehnten (gut? schlecht?) regiert und in regelmäßigen Abständen von einer zwar sinkenden, aber immer noch überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung bestätigt wird, glauben ihrem Unmut auch dadurch Luft machen zu müssen, dass sie einen angeblichen Demokratiemangel anprangern und der Partei im Übrigen die Möglichkeit vorenthalten möchten, in bestimmten Feldern tätig zu werden. Dies kann zum einen die bereits genannte Ortsnamensgebung sein, es kann sich aber auch um das öffentliche Schulmodell handeln.

    In letzterem Fall ist nicht selten von einem angeblichen »Verbot« die Rede, plurilinguale Schulen einzurichten, was freilich nicht der Wahrheit entspricht. Wie in fast jedem Rechtsstaat dieser Welt wurde auch in Südtirol ein (gutes? schlechtes?) öffentliches Schulsystem etabliert, das für alle Schüler gilt. Neben diesem Modell ist es möglich, im privaten Bereich Alternativen anzubieten. Und es ist möglich, im wissenschaftlichen und politischen Diskurs Änderungen am öffentlichen Schulsystem vorzuschlagen. Solange die Mehrheit der SüdtirolerInnen jedoch hinter PolitikerInnen steht, die das aktuelle Schulmodell beibehalten möchten, kann von einem undemokratischen Zwang nicht die Rede sein.

    Diese Logik führt denn nicht nur schnurstraks zu bestürzenden, eines Demokraten unwürdigen Aussagen wie der eingangs erwähnten, sondern möglicherweise auch zur Einsicht, dass eine mit Gewalt durchgesetzte »Lösung« einer demokratisch getroffenen um nichts nachsteht — und sie in Effizienz (fast schon naturgemäß) übertrifft. Faschistische Relikte kann man also nur entfernen, wenn man sie materiell zerstört, wie den reitenden Duce in Waidbruck.

    Dabei müssen die Fragen in einer Demokratie völlig andere sein. Etwa: Wie kann man Mehrheitsentscheidungen inklusiver gestalten? Wie kann eine Maßnahme besser abgestimmt und für alle verständlich kommuniziert werden? Wäre es sinnvoll, die Bevölkerung selbst an gewissen Entscheidungen teilhaben zu lassen? Fragen, die in Südtirol noch zu selten gestellt werden.

    Von dieser Einsicht jedoch eine Ähnlichkeit zu einem totalitären Regime abzuleiten, ist nicht nur ein grober Fehltritt, sondern auch noch hochgefährlich. Wir sind eine Demokratie!

    * Antifaschismus und Antinazismus sind nie zum gemeinsamen Gut geworden, sondern gehören nach wie vor in die Schublade der trennenden Vorwürfe, die sich die Rechten beider Sprachgruppen mit großem Pathos und gleich großer Hinterfotzigkeit gegenseitig an den Kopf werfen.



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  • Napule.

    Ich hätte gern darauf verzichtet, nach den Politikergehältern ein weiteres Thema aufzurollen, das bereits von allen Medien lang- und breitgetreten wurde.

    Allerdings werde ich den Eindruck nicht los, dass nun versucht wird, den Müllnotstand in Neapel auf ein Problem der letzten Monate (und der aktuellen Regierung) zu reduzieren. Dabei beweist ein Bericht der Rai-Sendung »Report« vom Mai letzten Jahres, dass – und in welchem Umfang – der Notstand bereits seit mindestens 10 Jahren existiert.

    Ein Skandal, selbst eines 3.-Welt-Landes unwürdig, den man nicht einem politischen Lager, sondern der Unfähigkeit eines ganzen Landes und seiner höchsten Institutionen zuschreiben muss. Zu den in den Sand gesetzten Unsummen lesen sich die Gehälter unserer Politiker wie Peanuts, ohne sie deshalb zu rechtfertigen.

    Hier gehts zum [Video].

    Nachtrag: Nicht zu vergessen bleibt in diesem Zusammenhang auch diese Perle investigativen Journalismus’.

    Nachtrag II (Video): Annozero vom 21.02.08 (Raidue).

    https://www.youtube.com/embed/DUrdPyKSWHI



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