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  • Südtirol könnte Staat… aber die Inzucht?
    Quotation

    In der aktuellen ff-Ausgabe (Nr. 27/23) ist ein Geschwisterinterview mit Oskar und Hans Karl Peterlini erschienen. Darin sagt letzterer unter anderem:

    Südtirol würde Staat können, keine Frage. Aber mir wäre das politische Personal, das diesen Staat verwalten müsste, aus einer zu kleinen Bevölkerungsgruppe geschöpft. Ich hätte Angst vor dieser Inzucht, davor dass Südtirol sich dann völlig selbst genügen würde.

    – Hans Karl Peterlini

    Immerhin steht also für den Prodekan der Fakultät für Kultur- und Bildungswissenschaften an der Uni Celovec/Klagenfurt außer Frage, dass Südtirol Staat könnte.

    Dass er die politische Inzucht dieses hypothetischen Gebildes fürchtet, finde ich dennoch erstaunlich. Sind wir tatsächlich besser aufgehoben in einem Nationalstaat, in dem aus einem wesentlich größeren Pool seit Jahrzehnten mit beeindruckender Zielsicherheit — von Berlusconi über Salvini bis Meloni — immer wieder die menschenverachtendsten, rassistischsten, populistischsten und mitunter auch korruptesten Kandidatinnen ausgewählt werden?

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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  • Wenn Restaurants die deutsche Sprache marginalisieren.

    Seit Jahren macht sich in Brixen bei Bars und insbesondere Restaurants ein neuer Trend breit, der die örtliche Mehrheitssprache immer weiter minorisiert. Das Phänomen ist sicher nicht auf die Bischofsstadt beschränkt, doch hier kann ich die Entwicklung am besten beobachten.

    In immer mehr Lokalen ist zumindest das Personal, das die Bestellungen nicht aufnimmt, sondern nur zum Tisch bringt, großteils oder gänzlich außerstande, auch nur einfache Sätze auf Deutsch zu verstehen, geschweige denn zu sagen.

    Die unternehmerische Überlegung dahinter dürfte sein, dass es sich dabei lediglich um Ausführende handelt, die ohnehin gar nicht mit den Gästen sprechen müssen — was allerdings ein krasser Fehlschluss ist. Wenn sie zum Tisch kommen, müssen diese Kellnerinnen fragen, welches Gericht für wen bestimmt ist. Und wenn man als Kundin eine Frage (»Ist in dieser Soße Knoblauch enthalten?«), einen Hinweis (»Ich hatte das aber gut durchgebraten bestellt!«) oder eine Bitte (»Hätten Sie noch etwas Zucker/Salz/Öl?«) hat, kann dies selbst in einer großmehrheitlich deutschsprachigen Stadt wie Brixen auf Deutsch nicht mehr ohne weiteres erledigt werden.

    Geschweige denn in Bozen, Leifers oder Meran — nehme ich an. Widerfahren ist es mir aber auch schon in zwei unterschiedlichen Lokalen im beschaulichen Klausen.

    Es gibt diesbezüglich eindeutig eine erstklassige und eine zweitklassige Sprache, und der Raum, der letzterer (also der deutschen) zur Verfügung steht, wird meiner Beobachtung zufolge immer weiter eingeengt.

    In manchen Bars und Restaurants beschränkt sich das Phänomen aber gar nicht (mehr) nur auf das Personal, das die Bestellungen austrägt. Es sind auch die, die die Bestellungen aufnehmen, zumindest teilweise nicht der deutschen Sprache mächtig. Oder aber sie verstehen zwar Deutsch, drängen aber die Kundinnen bei jedem Kontakt unterschwellig von Neuem dazu, Italienisch zu sprechen — ganz besonders wenn sie als »einheimisch« und »mehrsprachig« identifiziert werden.

    Geradezu absurd wird es, wenn man in einem Lokal als Deutschsprachiger eine spezielle Kellnerin zugewiesen bekommt, die halt (auch) Deutsch spricht.

    Vielleicht ist die italienische Einsprachigkeit bei »ethnischen«, etwa asiatischen Restaurants (wo man es noch eher hinnimmt) verbreiteter, doch inzwischen sind auch immer mehr andere Brixner Lokale davon betroffen. Längst ist ein Trend, der in Ermangelung von Vorschriften über die Ladenketten gestartet ist und etabliert wurde, auf die Gastronomie übergeschwappt — weil sich die Südtirolerinnen sowieso fast immer anpassen und die Gäste aus dem deutschsprachigen Ausland in der Regel ohnehin in Bella Italia sind, wenn sie nach Südtirol kommen.

    Dass es sich auch um bewusste Entscheidungen der Führung handeln muss, die den Wert der Zweisprachigkeit hintanstellt, um vielleicht an den Löhnen zu sparen, legt die Tatsache nahe, dass diese Form der Minorisierung manche Lokale massiv und systematisch betrifft und andere wiederum gar nicht. Es kann sich also kaum nur um den berüchtigten Personalmangel handeln, sonst wäre das Problem zumindest etwas gleichmäßiger verteilt.

    Was auch auffällt: Es scheint keinen zwingenden Zusammenhang zwischen der Hochpreisigkeit der Restaurants und ihrer Zweisprachigkeit zu geben. Und: In den wenigsten Fällen habe ich bei einsprachigem Personal, das schon länger im Lande ist, im Lauf der Zeit sprachliche Verbesserungen bemerkt. In Deutschkurse wird offenbar kaum investiert — nicht nötig.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01



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  • Entrechtete Kinder.

    Im Schatten der minderheitenfeindlichen und homophoben italienischen Regierung von Giorgia Meloni (FdI) hat es sich eine übereifrige Staatsanwaltschaft in Padua zum Ziel gemacht, gleichgeschlechtliche Paare und insbesondere ihre Kinder zu verfolgen. Sie werden vor Gericht gestellt, da man der Meinung ist, dass den nichtleiblichen Elternteilen die Eintragung als Mütter oder Väter aberkannt werden muss. Es soll bereits um über 30 Fälle gehen.

    Die Kinder würden damit nicht »nur« einen Nachnamen verlieren, wie es manchmal verkürzend heißt, sondern auch handfeste Rechte. Aus juristischer Sicht käme ihnen nämlich ein Elternteil vollständig abhanden — und das hätte Folgen: Stößt der leiblichen Mutter oder dem leiblichen Vater etwas zu, werden die Kinder zu Vollwaisen. Stirbt hingegen das andere Elternteil, hätte das Kind keinen gesicherten Anspruch auf den entsprechenden Teil der Erbschaft. Aber auch die alltägliche Erfüllung elterlicher Aufgaben wird extrem erschwert, wenn eines von beiden Elternteilen amtlich keine Erziehungsberechtigung mehr hat.

    Der erschütternden Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft von Padua liegt die Anordnung der neofaschistischen Regierung zugrunde, keine Kinder homosexueller Paare mehr einzutragen. Verfolgt werden nun alle sogenannten Regenbogenfamilien mit Eintragungsdatum ab 2017 — rückwirkend.

    Dieses rabiate Vorgehen kommt von einer Koalition, die vorgibt, nicht die gleichgeschlechtlichen Paare diskriminieren, sondern dem (angeblichen) Kindeswohl Vorrang einräumen zu wollen. Genau das Gegenteil ist hier der Fall.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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  • Misogyner Staatssekretär liebäugelt mit Südtirol.
    Vittorio Sgarbi

    Der italienische Kunstkritiker Vittorio Sgarbi, der mit seiner rechten Partei Rinascimento (eventuell auf der Liste einer anderen Rechtspartei) — quasi aus Mitleid — zur Landtagswahl in Südtirol antreten will, um das seiner Meinung nach dringend seiner Expertise bedürftige Museion zu retten, hat zum wiederholten Mal einen Sexismusskandal ausgelöst.

    Im Mittelpunkt steht diesmal das staatliche Museum für Kunst des 21. Jahrhunderts (Maxxi) in Rom, dessen von Kulturminister Gennaro Sangiuliano (parteilos, ehemals MSI) kürzlich ernannter Direktor Alessandro Giuli den Sänger Morgan und Kulturstaatssekretär Sgarbi zur Eröffnung des Sommerprogramms eingeladen hatte. Vor Giulis Augen und ohne dessen Widerspruch entwickelte sich zwischen Morgan und Sgarbi ein vulgärer, sexistischer Dialog, in dessen Rahmen der Kunstkritiker mit seinen zahlreichen weiblichen Eroberungen, seinem Sexualleben, seinem Geschlechtsorgan und den männlichen Trieben prahlte — und zwar in einem Ausmaß und in einer Vehemenz, die die Museumsbelegschaft dazu veranlassten, Direktor Giuli einen Brief zu schreiben, da sie um die Würde des Hauses fürchtet. Inzwischen distanzierte sich Kulturminister Sangiuliano bereits von »seinem« Direktor und den frauenverachtenden, obszönen Aussagen des Mitglieds seiner eigenen Regierung. Die Opposition fordert Sgarbis Rücktritt.

    Ehrlich gesagt zweifle ich jetzt doch noch ein bisschen daran, ob das Museion und der Südtiroler Landtag die Entwürdigung kulturelle Expertise dieses misogynen, nationalistischen, Faschismus verharmlosenden Selbstinszenierers und Provokateurs — mir würden selbstverständlich besser passende Bezeichnungen einfallen, die ich besser für mich behalte — wirklich so dringend brauchen.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Italien beharrt allein auf zerstörerischer Fischerei.

    Vor etlichen Monaten hatte die EU-Kommission im Rahmen ihrer Umweltschutzstrategie vorgeschlagen, die besonders schädliche Grundschleppnetzfischerei einzuschränken und bis 2030 schrittweise abzuschaffen. Nun kam es darüber zur Abstimmung, wobei 26 von 27 EU-Mitgliedsstaaten für den Plan stimmten.

    Lediglich das Land, dem wir angehören — und das somit immer auch uns mitvertritt — stemmte sich bis zuletzt vehement dagegen. Beziehungsweise tat dies der Schwager von Giorgia Meloni, Anhänger rassistischer Verschwörungstheorien und Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida (beide FdI). Dabei hat diese Art der Fischerei, bei der die Netze über den Meeresgrund gezogen werden, verheerende Folgen auf die Ökosysteme des Meeres. Man möchte meinen, dass es in einem mehrjährigen Zeitraum auch italienische Fischer (so wie alle anderen) schaffen können, ihre Fangtechniken umzustellen.

    Da in dieser Frage keine Einstimmigkeit erforderlich war, konnte der Vorschlag trotz der »heroischen« Gegenstimme von Italien (26:1) genehmigt werden. Umweltverbände halten die Entscheidung übrigens für überfällig — und bei Weitem nicht ausreichend.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Florianiprinzip im Minderheitenschutz.
    Kohärenz à la Süd-Tiroler Freiheit

    In einer Aussendung bescheinigt Sven Knoll (STF) Vertretern der neuen italienischen Regierung korrekterweise eine “faschistische und minderheitenfeindliche Einstellung”. Einige Zeilen weiter und nachdem er sich zuvor bei der Freiheitlichen Jugend Österreichs bedankt hatte, schreibt Knoll:

    Laut den aktuellen Umfragen ist die FPÖ die stärkste Partei in Österreich. Die Chance auf eine erneute Regierungsbeteiligung ist hoch. In der letzten Regierungsbeteiligung der FPÖ war die österreichische Staatsbürgerschaft für Süd-Tiroler im Regierungsprogramm festgeschrieben. Es gilt daher, bereits jetzt Vorbereitung zu treffen.

    – Sven Knoll (STF)

    Wir halten fest: In Italien ist eine Regierung mit faschistischer und minderheitenfeindlicher Einstellung gaga. Für Österreich wäre eine Regierung mit faschistischer und minderheitenfeindlicher Einstellung hingegen pipifein. Und eine Kooperation mit dieser ebenso.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11



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  • Sechserkommission will Proporz und Zweisprachigkeit aufweichen.

    Kürzlich hat die Sechserkommission unter dem Vorsitz von Rechtsaußen Alessandro Urzì (FdI) den Entwurf einer Durchführungsbestimmung (DFB) genehmigt, mit der Proporz und Zweisprachigkeitspflicht zum wiederholten Mal aufgeweicht werden. In der Justiz, in den Einnahmenagenturen oder in den Postämtern soll es in Zukunft (noch) einfacher sein, einsprachige Mitarbeiterinnen auf Zeit einzustellen, wenn Personalmangel besteht — und der besteht bekanntlich immer.

    Schon seit Jahren fällt den Verantwortungsträgerinnen in Südtirol zum Thema Personalmangel hauptsächlich die Aufweichung von Proporz und Zwei- bzw. Dreisprachigkeit ein (vgl. 01 02). Alternative Konzepte und Anstrengungen (vgl. 01 02 03) verlieren dadurch automatisch an Attraktivität, da die Beschneidung von wichtigen Autonomiebestimmungen (und somit Rechten der Bürgerinnen) offenbar der Weg des geringsten Widerstandes ist.

    Bis vor wenigen Jahren war bisweilen noch zu hören, man könnte den Proporz aufweichen und stattdessen die Zwei-/Dreisprachigkeit aufwerten, doch inzwischen geht einfach beides den Bach runter.

    Und erst kürzlich hatte sich Gerichtspräsidentin Francesca Bortolotti öffentlich darüber beschwert, dass Stellenbewerberinnen (aufgrund einer anderen DFB) mindestens einen Teil der Prüfungen in ihrer offiziellen Erstsprache ablegen müssen — doch jetzt kann sie vermutlich schon wieder durchatmen, da die nächste Vorschrift mit gegenteiligem Vorzeichen in greifbarer Nähe ist.

    Cëla enghe: 01 02 03



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